Weckruf für die Bevölkerung im Gazastreifen

Ahmed Al-Qadra, Bildquelle: Facebook
Nach wie vor verwendet die Hamas zivile Einrichtungen im Gazastreifen, um sie zum Schaden der Bevölkerung für ihre eigenen Zwecke zu missbrauchen.
Die Anfang der Woche erfolgte israelische Tötung des hochrangigen Hamas-Polizeikommandeurs Ahmed Al-Qadra im Nasser-Krankenhaus in Khan Yunis zeigt einmal mehr, wie die Hamas ihre militärische Infrastruktur innerhalb ziviler Einrichtungen, darunter Schulen und Krankenhäuser, weiterhin festigt und dabei die Bevölkerung des Gazastreifens als menschliche Schutzschilde und politische Geiseln missbraucht.
So wurden im Nasser-Krankenhaus Räume und Büros von der Hamas-Sicherheitspolizei genutzt, um Bürger vorzuladen und zu verhören, was eine klare Entfremdung medizinischer Einrichtungen für sicherheitspolitische Zwecke darstellt und das Leben von Zivilisten und Patienten gleichermaßen gefährdet.
Der aktuelle Vorfall ist dabei bei Weitem kein einzelnes Geschehen, sondern Teil eines größeren Musters, durch das seitens der Hamas die Unterscheidung zwischen zivilem und militärischem Leben fast vollständig zusammengebrochen ist. Während die internationale Gemeinschaft seit Langem Israels Ansicht diskutiert, dass die Hamas aus geschützten zivilen Gebieten heraus operiere, geben Ereignisse wie dieser den Behauptungen Gewicht und unterstreichen gleichzeitig die anhaltende Missachtung der Sicherheit der Zivilbevölkerung und des humanitären Völkerrechts durch die Hamas.
Gefühl der Verlassenheit
Alle Anzeichen vor Ort deuten darauf hin, dass eine neue israelische Militäroperation im Norden des Gazastreifens unmittelbar bevorsteht. In Stadtvierteln wie Dschabaliya und Beit Lahia bereiten sich die Bewohner darauf vor, indem sie ihre wichtigsten Dokumente und Sachen zusammenpacken und nach Informationen über sichere Zonen suchen. Doch statt die Evakuierung zu erleichtern oder klare Anweisungen zu geben, schweigt die Hamas – schlimmer noch, sie fordert die Menschen auf, zu bleiben und »Widerstand zu leisten«, während ihre eigenen Führer sich in befestigten Tunneln fernab der Gefahr in Sicherheit bringen.
Das Gefühl der Verlassenheit verstärkt sich in der Bevölkerung, welche die schmerzhafte Wahrheit zu erkennen beginnt, dass sie wegen der terroristischen Aktivitäten der Hamas nicht nur von außen bedroht ist, sondern von der Terrorgruppe auch von innen heraus verraten wird. Die Weigerung der Hamas, den Schutz der Zivilbevölkerung zu priorisieren, hat zu einer tiefen Kluft zwischen den Herrschenden und den Beherrschten geführt.

Protestaufrufe
Doch trotz der Furcht vor Repressionen werden in der Küstenenklave immer mehr mutige Stimmen laut. So hat die Bevölkerung von Beit Lahia erneut zu öffentlichen Protesten aufgerufen, fordert den Rücktritt der Hamas, die Freilassung der israelischen Geiseln und das Recht der Bewohner, ihre Zukunft selbst zu gestalten. Aber Beit Lahia kann diese Last nicht alleine tragen. Der Ruf muss überall widerhallen, von Jabalia bis Deir al-Balah, von Rafah bis Gaza-Stadt.
Die Zeit des Zögerns ist vorbei. Jeder Tag ohne Massenmobilisierung der Zivilbevölkerung ist ein Tag, der eine weitere Tragödie näherbringt. Das Schweigen verlängert den Kreislauf der Gewalt und gewährt jenen Straffreiheit, die davon profitieren.
Und immer mehr Menschen stellen derzeit das Konzept der sogenannten Sicherheitszone infrage: Einige befürchten, es könne sich um eine Falle handeln; andere zögern, weil unklar ist, wer diese Zone kontrollieren wird.
Die palästinensische Bevölkerung ist an einem Punkt angekommen, der Klarheit erfordert. Der Gazastreifen ist kein Spielplatz für politische Fraktionen und deren terroristische Ambitionen, er ist die Heimat von mehr als zwei Millionen Menschen, die Würde, Freiheit und das Recht verdienen, nicht als Spielball in einem Krieg anderer verwendet zu werden. Der Aufstand muss von innen kommen und vom Volk für das Volk geführt werden. Und er muss jetzt beginnen – bevor es zu spät ist.
Beitrag zuerst erschienen auf Mena-Watch