Gaza Flotilla: PR first, Refugees later

Die Madleen auf See, Bildquelle: X (vormals Twitter)
Sie retten, filmen und posten – nicht zwangsläufig in dieser Reihenfolge. Die neue Generation der Humanitären mit Hashtag, angeführt von Greta Thunberg und Rima Hassan, hat endlich ihr Flaggschiff: die Gaza Freedom Flotilla, ein Boot, ein Ziel, eine Botschaft – oder wenigstens ein gutes Selfie bei Sonnenuntergang auf dem Mittelmeer. Und während irgendwo zwischen Libyen und Lampedusa vierzig Sudanesen auf einem leckgeschlagenen Kahn um ihr Leben rangen, war das Deck der moralischen Erhabenheit plötzlich voll. PR first, Refugees later.
Man nennt es "Mission mit Mandat", wenn Aktivistinnen – wohlgemerkt gut versorgt und kameraaffin – lieber dokumentieren als intervenieren. Als vier der Verzweifelten ins Wasser sprangen und sich – Todesverachtung im Blick – zur Flottille durchschlugen, wurde das humanitäre Theater kurzzeitig real. Die Kamera lief, das Gewissen knirschte, und man nahm sie auf. Doch echte Hilfe? Fehlanzeige. Statt auf eine griechische Insel zuzusteuern, übergab man die vier prompt an Frontex, jene EU-Grenzagentur, deren Name längst nicht mehr für Grenzsicherung, sondern für Pushbacks, Menschenrechtsbruch und postdemokratische Brutalität steht.
Frontex also. Die Überwachungsbehörde mit Drohnenblick und Beihilfezertifikat, die ihre libyschen Partner wie Jagdhunde zu den Booten lotst, um Menschen zurück in Lager zu schleifen, in denen Folter keine Option, sondern Standard ist. Human Rights Watch nennt das „Mitschuld an systematischen Misshandlungen“. Die Flotilla nennt das wohl „logistische Lösung“.
Und mittendrin: Rima Hassan, Juristin, LFI-Abgeordnete und moralische Exportware mit Antizionismus-Gütesiegel. Die Frau, die einst auf X behauptete, die Familie Bibas sei durch einen „israelischen Angriff“ ums Leben gekommen – entgegen aller forensischen Erkenntnisse. Die Frau, die mit einem knappen „wahr“ auf die Aussage „Die Hamas führt eine legitime Aktion durch“ antwortete – juristisch kühl, ideologisch warm. Die Frau, die am 5. Juni twitterte: „Sie konnten schlafen und essen“ – als ginge es um Vierbeiner im Tierheim. Und kurz danach: „Frontex ist gekommen, um sie abzuholen.“ Der Euphemismus der Woche.
Was bleibt? Eine Linke, die lieber protestiert als praktiziert, die lieber postet als schützt. Die empört, empört und empört – aber, wenn’s ernst wird, kooperiert. Mit Frontex. Mit der Festung Europa. Und während NGO-Kampagnen weiter in Sichtweite toben und linke Parteitage Resolutionen verabschieden, verschwindet der humanitäre Impuls in einer Wolke aus Tweets, Slogans und Smartphoneklicks.
„Vom Fluss bis zum Meer“ – das klingt revolutionär. Es bedeutet aber: Vom Pathos zur Farce. Denn wer, wie Rima Hassan, den Widerstand in den Slogan kleidet, aber in der Praxis die Auslieferung betreibt, der ersetzt Solidarität durch Symbolpolitik. Und wer sudanesische Geflüchtete Frontex übergibt, nachdem er sie vor laufender Kamera gerettet hat, sollte nicht von Völkerrecht sprechen, sondern von Public Relations im Rettungswestenformat.
Heuchelei in HD, Menschenrechte im Livestream, Realpolitik im moralischen Glitzergewand.
Das ist nicht die Linke von gestern – das ist ihr Totalausfall von heute.
PS: Angaben israelischer Quellen zufolge hatte die Flotilla 100kg Mehl zur Stillung des Hungers in Gaza geladen