Gastbeitrag von Alex Feuerherd

Bevor die documenta zu Ende geht, gibt es einen weiteren Tiefpunkt: Die gerechtfertigte Kritik von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an der Kunstschau nennt das Kuratorenkollektiv Ruangrupa »rassistisch« und einen Zensurversuch. Eine kleine Bilanz des Grauens.

 

In wenigen Tagen wird die fünfzehnte Ausgabe der documenta Geschichte sein, und man ist geneigt zu sagen: endlich! Was sich seit Mitte Juni in Kassel zugetragen hat, ist nicht weniger als ein veritabler Antisemitismusskandal, der sich in den vergangenen Tagen ein weiteres Mal zugespitzt hat.

Nordkorea übernimmt den Vorsitz der UN-Abrüstungskonferenz, und die WHO-Versammlung beschließt auf Antrag von Syrien und den Palästinensern wieder einmal, Israel als einziges Land an den Pranger zu stellen. Über zwei neuerliche Grotesken bei den an Absurditäten nicht armen Vereinten Nationen.

 

Nach Entlassungen und Arbeitszeitverkürzungen infolge der Mittelkürzungen durch die USA blockieren seit Tagen palästinensische UNRWA-Angestellte die Büros des Hilfswerks in Gaza. Nun kamen auch noch massive Drohungen gegenüber dem Führungspersonal der Einrichtung hinzu, neun Mitarbeiter wurden deshalb aus dem Gazastreifen nach Israel evakuiert. Die Finanzlücke versuchen nicht zuletzt europäische Länder zu schließen. Doch das ist der falsche Weg.

Das israelische Ministerium für öffentliche Sicherheit führt in einem Bericht 17 europäische und palästinensische NGOs auf, die von der EU finanziell kräftig gefördert werden, obwohl sie an einer Vielzahl von Aktivitäten für einen Boykott und die Delegitimierung Israels beteiligt sind und teilweise sogar terroristische Organisationen unterstützen. Das Dokument sollte der Europäischen Union peinlich sein, doch ob es Konsequenzen gibt, ist einmal mehr höchst fraglich.

Israel soll nach dem Willen der Vereinten Nationen für Schäden zahlen, die im Gazakrieg 2014 an UNRWA-Schulen entstanden sind. Dabei hatte die Hamas Raketen in diesen Gebäuden gebunkert und von dort abgeschossen. Die jetzt erhobene Forderung an den jüdischen Staat verdreht deshalb Ursache und Wirkung und ist ein peinlich-populistischer Versuch, von der selbst verschuldeten Krise des Palästinenserhilfswerks abzulenken.

Weil die diplomatische Vertretung des Staates Israel einen kleinen Reisekostenzuschuss zahlt, haben vier arabische Bands ihre Teilnahme an einem großen Musikfestival in Berlin abgesagt. Zu diesem Boykott aufgerufen hatte die antisemitische BDS-Bewegung. Während der Kultursenator deutliche Worte findet, herrscht bei den anderen eingeladenen Bands bislang Schweigen.

An der Angelobung des iranischen Präsidenten Hassan Rouhani in Teheran nahmen hochrangige Politiker aus Europa teil – neben diversen Diktatoren und Terrorfürsten. Menschenrechte und die Sicherheit Israels? Nebensächlich. Das iranische Regime muss nicht fürchten, dass es deshalb Schwierigkeiten bekommt.

Die neuerlichen Ausschreitungen am Tempelberg sind keine Folge israelischer Repressalien gegen Muslime, sondern das Resultat antisemitischer Propaganda. Sie richten sich nicht gegen Metalldetektoren oder Überwachungskameras, sondern gegen die Existenz des jüdischen Staates. Nicht wenige Medien billigen den Gewalttaten jedoch einen rationalen Kern zu.