»Wir haben Strafantrag gestellt«

small talk

Gegen Aktivisten der »Überflüssigen« laufen Verfahren u.a. wegen Hausfriedensbruchs. Sie besetzten im Oktober 2004 die Räume der Arbeiterwohlfahrt in Berlin. Ein Gespräch mit Andreas Beckmann-Fellgiebel, dem Personalleiter der Berliner Arbeiterwohlfahrt.

Haben Sie Anzeige gegen die Besetzer erstattet?

Da sie das Haus nicht verlassen haben, haben wir gesagt, dass wir Strafantrag stellen.

Ähnliche Proteste gab es im vorigen Jahr bei der Arbeiterwohlfahrt in Nürnberg. Dort wurde keine Anzeige erstattet.

Zu Nürnberg kann ich nichts sagen. Der Ablauf der Aktion in Berlin war so, dass wir gerade umgezogen waren, die hatten ein falsches Haus besetzt, die alte Adresse. Als wir dort ankamen, weil wir von Mitarbeitern benachrichtigt worden waren, wurde uns geschildert, dass die Mitarbeiter in Angst und Schrecken versetzt wurden. Das kam von den weißen Masken, die die Besetzer trugen. Ich konnte aber keine Gewaltätigkeit erkennen.

Dann stellten die Demonstranten sich hin und versandten Telefaxe, u.a. an die Presse, mit dem Absender unseres Betriebsrates. Der Landesvorsitzende Hans Niblé und ich haben mit ihnen diskutiert. Nach ungefähr zwei Stunden rückte dann die Polizei an und räumte das Haus. Da kam es dann zu Widerstand, den die Polizei brach. Aufgrund dessen ist dann Strafantrag gestellt worden.

Das war ein Protest dagegen, dass Sie Ein-Euro-Jobs anbieten wollen. Was sagen Sie zu der Kritik, die Arbeiterwohlfahrt profitiere von dieser unsozialen Politik?

Die Demonstranten haben keine Argumente vorgetragen. Die haben gesagt: Wir finden das falsch. Punkt. Irgendwelche Begründungen, die ich durchaus nachvollziehen kann, etwa dass sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze gefährdet sind, oder aber dass man sagt, dadurch wird kein neuer Arbeitsplatz geschaffen, kamen von den Demonstranten nicht.

Führen Sie Ein-Euro-Jobs bei der Arbeiterwohlfahrt ein?

Ja. Wir werden Beschäftigungsstellen anbieten. Noch haben wir sie nicht.

interview: paul urban