Hart wie Uwe

ich-ag der woche

Da ist einer Minister, in einem Bundesland zwar, aber eben doch Minister, und zudem einer, der sich um die Ordnung kümmert. Dieses Amt bekam der Mann mit 39 Jahren, in einem Alter also, in dem so manche ihre letzten Klausuren schreiben und manche andere bereits einen krummen Rücken haben. Doch Uwe Schünemann (CDU) genügen sein toller Job in Niedersachsen und die Freizeit, die er im Sportschützen-Club Holzminden, vielleicht auch mit ein paar Betriebsräten von VW verbringt, nicht. Ihn wurmt, dass andere Innenminister (Beckstein, Schönbohm) im Gegensatz zu ihm weltberühmt sind und dass einige überhaupt nicht Minister, sondern Ministerpräsidenten (Wulff, Koch) oder noch Größeres sind. Mög­lichweise wird im Supermarkt hinter seiner Ehefrau getuschelt: »Die Ärmste, ihr Mann ist nur Landesminister!« – »Wie sie das aushält?« – »Wenn meiner immer nur sowas bliebe, würde ich die Kinder nehmen und gehen.«

Doch Schünemann gibt alles, damit sich seine Ehefrau Ines (40) und die Kinder Timo (6) und Milena (10) für den Papa (vermutlich werden alle drei ihn so nennen) nicht schämen müssen. Erst im März hat er alles in seiner Macht Stehende getan, um Sarai Kameli in den Iran abzuschieben, obwohl sie dort wegen ihrer Heirat mit einem Christen und ihrem Übertritt zum Christentum von der Hinrichtung bedroht war. Seither wissen Insider: Schünemann ist ein ganz Harter, der sich vor keinem Mullah fürchtet.

Aber die Öffentlichkeit ist vergesslich und die Konkurrenz schläft nicht. Man muss sich immer wieder ins Gespräch bringen, am besten dann, wenn die anderen gerade nichts sagen, zum Beispiel zwischen Weihnachten und Neujahr. Die Taktik ist einfach: Man fordert irgendwas, Bundeswehreinsätze gegen Stützeempfänger, Todesstrafe für Schulschwänzer, Lohnverzicht für Ausländer oder andersherum, Hauptsache es geht gegen welche, die niemand leiden mag. Jetzt fordert Schünemann »Fußfesseln für Hassprediger«. Und im Handumdrehen merkt ein jeder: Der Schünemann, der ist zu Höherem berufen.

deniz yücel