De Groene Amsterdammer

Wochenzeitschrift

Nicht gelb, nicht grün

De Groene Amsterdammer ist weder grün noch ein Stadtmagazin. Man stelle sich die Redaktionsräume einer Berliner Wochenzeitung vor, die in einer Fabrik­etage, sagen wir, in der Bergmannstraße angesiedelt sind, zerschneide das Großraumbüro in drei Teile, stapele sie aufeinander und verbinde sie mit einer steilen weißen Wendeltreppe. An den Wänden befestige man Regale und stopfe Bücher hinein mit Titeln wie »Theo is dood«. Dazu ein Sammelsurium von Stühlen und Computern, die ihre beste Zeit schon hinter sich haben und ein großer Konferenztisch – fertig sind die Räume von De Groene Amsterdammer.

Koen Kleijn, der stellvertretende Chefredakteur, nimmt sich Zeit, obwohl der Besuch ausgerechnet zum Redaktionsschluss am Dienstagnachmittag hereinplatzt.

Die Wochenzeitschrift De Groene Amsterdammer, unabhängig seit 1877, wie auf der Titelseite zu lesen ist, widmet sich auf 48 textlastigen Seiten im Magazinformat politischen und kulturellen Themen von den Niederlanden bis zu den USA, von Shakespeare bis Günter Grass. 15 000 Exemplare werden jede Woche gedruckt, 12 000 davon an Abonnenten verschickt. Das sind zumindest die offiziellen Zahlen. Der freie Verkauf sei schwieriger geworden, sagt Kleijn. Albert Heijn, die größte Supermarktkette des Landes, habe bis vor wenigen Wochen noch 100 Zeitungen und Zeitschriften im Angebot gehabt, jetzt seien es nur noch 25. De Groene Ams­terdammer und andere politische Magazine sind nicht mehr darunter.«

Mit der politischen Ausrichtung der Zeitschrift dürfte das wenig zu tun haben. Kleijn beschreibt sie als traditionell links, »aber nicht ideologisch«. Demokratie und der Rechtsstaat werden hoch gehalten. Über die Details streiten die acht Redakteurinnen und Redakteure.

Mit den Wochenblättern Vry Nederland und HP/De Tyd hat das Blatt eine auflagenstarke Konkurrenz. Allerdings sei HP/De Tyd nach der Ermordung Pim Fortuyns ein Stück nach rechts gerückt. »Die schreiben immer noch aus dieser Unzufriedenheit heraus, gegen Den Haag, gegen den Islam, gegen alles Mögliche. Wir sind da vernünftiger«, meint Kleijn.

Die Leserschaft scheint die Blattlinie zu schätzen und sorgt nicht nur mit den Abonnements für das Überleben der Zeitschrift. »Jedes Jahr zu Weihnachten verschicken wir einen Bettelbrief. Da kommt unglaublich viel Geld zusammen, bis zu 60 000 Euro.« Trotzdem gab es einige existenzielle Krisen. Üppige Löhne können bis heute nicht gezahlt werden. Die größtenteils akademisch gebildeten Leserinnen und Leser verlangen dennoch Qualität. Darum bemüht sich die Redaktion, die auf freie Mitarbeiter und Korrespondenten angewiesen ist. »Die müssen manchmal ein bisschen erzogen werden, für das wenige Geld gut zu arbeiten«, sagt Kleijn und grinst.

De Groene Amsterdammer war nie das Organ eines visionären Ökologenvereins. Nur um Verwechselungen mit einem anderen »Amsterdammer« vorzubeugen, wurde in den zwanziger Jahren die Farbe des Umschlags dem Namen hinzugefügt. Die gelbe Konkurrenz ist längst Geschichte. Und das »groen« mittlerweile »beinahe zum Handicap« geworden ist. Sagt Kleijn.

regina stötzel