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Deutschland salzt nach

Auszeichnung. Im vergangenen Jahr hieß es noch: »Pfui, Günter Grass!« Der Autor hatte im August 2006 seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS bekannt. In der vorigen Woche wurden dem Nobelpreisträger jedoch wieder Glückwünsche ausgesprochen.

Auf einer Gala in Frankfurt wurde Grass mit dem ersten Preis für den schönsten ersten Satz der deutschen Romanliteratur ausgezeichnet. Die Jury, der Elke Heidenreich, Jutta Limbach, Paul Maar und andere angehörten, war angetan von dem Satz: »Ilsebill salzte nach.« So beginnt »Der Butt«. Ausgelobt wurde der Preis von der Initiative Deutsche Sprache, die unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler steht. Die Auszeichnung dürfte Grass versöhnlich stimmen. Er sah sich im vergangenen Jahr als das Opfer einer üblen Kampagne. Und für die Zukunft kann er sich merken: Die Mitgliedschaft in der Waffen-SS war und ist in Deutschland verzeihlich. Nur von der »Autobahn« sollte man in Fernsehshows nicht reden. mst

Der Chor der Beleidigten

Mohammed-Musical. Lars Vilks ist scheinbar kein sonderlich ängstlicher Mensch. Der schwedische Karikaturist erhielt zahlreiche Morddrohungen, nachdem die Zeitung Nerikes Allehanda im September eine Zeichnung von ihm veröffentlicht hatte, auf der Mohammed als Hund dargestellt ist.

Nun möchte Vilks die Karikatur zu einem Musical verarbeiten. Die schwedische Zeitung Dagens Nyheter berichtete in der vergangenen Woche, der Künstler sehe das geplante Stück in der Tradition von »Jesus Christ Superstar«. Er erarbeite es zurzeit mit etlichen Mitarbeitern. Bisher trägt es den Arbeitstitel »Hunde«. Unter anderem sollen der schwedische Premierminister Fredrik Reinfeldt, der iranische Präsident Mah­moud Ahmadinejad, Mitglieder von al-Qaida und natürlich Mohammed in dem Stück auftauchen. Eine wichtige Rolle wird auch ein so genannter Chor der Beleidigten spielen. Vilks betonte erneut, dass es erlaubt sein müsse, Religion und Politik zu kritisieren. mst

It’s a woman’s world

Female HipHop. Wer wird denn behaupten, es gebe für Frauen keinen Raum im HipHop? Unter Bezeichnungen wie »Bitches« oder »Hoes« wird ihnen in den Texten großer Platz eingeräumt. Und in den Videos dürfen sie sich spärlich bekleidet auf Limousinen räkeln.

Natürlich hat HipHop auch andere Seiten. Anjela Schischmanjan und Michaela Wünsch zeigen in dem von ihnen herausgegebenen Buch »Female HipHop. Realness, Roots und Rap Models« die Geschichte und die Rolle von Frauen in dem Genre auf. Am Samstag stellen sie es im Roten Salon in Berlin der Öffentlichkeit vor. Es wird aber nicht nur gelesen, sondern auch getanzt. mst

Donuts statt Tantiemen

Streik in Hollywood. Die Drehbuchautoren haben ihre Drohungen wahr gemacht. Seit der vergangenen Woche bestreiken sie erstmals seit 1988 wieder Hollywood. Und wie damals werden die Auswirkungen recht schnell ersichtlich.

Mehrere landesweit ausgestrahlte Talkshows mussten ausgesetzt werden. Der Moderator David Letterman war gezwungen, Wiederholungen zu senden. Für die auch in Deutschland beliebte Serie »Desperate Housewives« fehlen Drehbücher. Die Produktion musste eingestellt werden. Streikposten hatten schon vorher versucht, den Dreh zu verhindern. Eva Longoria, die eine Hauptrolle in der Serie spielt, verteilte nach dem Ende der Aufnahmen Pizza an die Streikenden. Der Moderator Jay Leno brachte ihnen Donuts. Die Autoren traten in den Streik, nachdem sich die Vertreter der Filmindustrie geweigert hatten, ihnen eine bessere Bezahlung und eine höhere Beteiligung an den Tantiemen aus dem Verkauf von DVDs zuzusichern. mst