Die Krise des Kapitalismus in Theorie und Fiktion

Krise, Kollaps, King Kong

Der Zusammenbruch des Kapitalismus als Theorie und Phantasma.

Der Kapitalismus ist eine Wirtschaftsform, die von zyklischen Krisen heimgesucht wird. Diese Er­kenntnis wird allgemein kaum in Frage gestellt (auch wenn von »Ka­pitalismus« nur dessen Kritiker sprechen). Dass diesem System eine strukturelle Instabilität innewohnt, ist seit über 150 Jahren eine empirisch feststellbare Größe. Friedrich Engels formulierte 1847 in seiner Broschüre »Grund­sätze des Kommunismus« folgende Beobachtung: »(…) So hat seit dem Anfang dieses Jahrhunderts der Zustand der Industrie fortwährend zwischen Epochen der Prosperität und Epochen der Krise geschwankt, und fast regelmäßig alle fünf bis sieben Jahre ist eine solche Krisis ein­ge­treten, welche jedesmal mit dem größ­ten Elend der Arbeiter, mit allgemeiner revolutionärer Aufregung und mit der größten Gefahr für den ganzen bestehenden Zustand verknüpft war.«
Hier finden wir bereits drei Elemente, die für Engels und Marx zur Krise gehörten und sie für eine nähere Betrachtung interessant machten: das Elend der Arbeiter, die revolutionäre Auf­regung, die Infragestellung des gegebenen Zustands als Ganzes. Eine systematische Erforschung des Wesens des Kapitalismus nahm Karl Marx erst rund zehn Jahre später in Angriff. Sie mündete in seinem Hauptwerk »Das Kapital«. (1) Es liegt vielleicht am Aufbau des Werkes, an dessen Erzählstruktur, dass seine originäre Verbindung zur kapitalistischen Krise über die Jahrhunderte in Vergessenheit geraten war, dass dahinter der Ansporn stand, die rätselhafte Krisenhaftigkeit erklären zu wollen, dahinter zu kommen, was in dieser scheinbar naturwüchsig sich entwickelnden Wirtschaftsform eigentlich vor sich geht. Bis dahin hatte die Menschheit nur Krisen des Mangels gekannt, hervorgerufen durch Missernten, Naturkatastrophen, Kriege und Epidemien. Es war im 18. Jahrhundert eine neue und schockierende Erfahrung, dass es Elend und Krisen geben konnte, die aus dem Überfluss, der Überproduktion, resultierten, dass Tausende arbeitslos wurden, ganze Landstriche verödeten, während in den Auslagen der Geschäfte sich die Waren anhäuften. Marx und Engels waren dem nicht nur aus einem erkenntnistheoretischen Interesse auf der Spur oder gar um ihr Aktienportfolio (so sie eines hatten) zu optimieren, sondern um die Krisen und Zusammenbrüche des Systems vielleicht für eine proletarische Revolution nutzbar zu machen.
Der folgende Gedanke kommt später hinzu, und er bleibt über die Jahrhunderte umstritten: dass diese Wirtschaftsform zum Zusammenbruch verdammt sein könnte, weil sie den Keim der Selbstzerstörung in sich trägt, weil es etwas in diesem System gibt, das es von innen heraus zerstören könnte.
Auch der deutsche Bundespräsident Horst Köhler ist dem auf der Spur, wenn er sich im Mai 2008 in der Illustrierten Stern folgendermaßen äußert: »Jetzt muss jedem verantwortlich Denkenden in der Branche selbst klar geworden sein, dass sich die internationalen Finanzmärkte zu einem Monster entwickelt haben, das in die Schranken gewiesen werden muss.«
Man mag sich über eine solche Äußerung wundern. Immerhin hat der Mann eine Karriere hinter sich, die ihn vom Chef des deutschen Sparkassen- und Giroverbands zum Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) aufsteigen ließ. Das muss aber kein Widerspruch sein, denn vermutlich drückt sich in dem Zitat genau der Frust des Ex-IWF-Mannes aus, der diese immer sehr umstrittene, ja verhasste Regulierungs­behörde zusehends durch global operierende Investmentfonds und -banken an den Rand gedrängt sieht.
Es wird hier um Theorien gehen, welche die Instabilität, gar den notwendigen Zusammenbruch des Systems zu greifen versuchen, und um Versuche (King Kong, Frankenstein, Zombies), die gefühlte bevorstehende Katastrophe in Form von Monstern fiktional plastisch werden zu lassen, sie fiktional, mythologisch in den Griff zu bekommen und symbolisch zu bekämpfen. Während großer Krisen der Weltökonomie kommt es sowohl zu Remakes von Monsterfilmen als auch zu Wiederauflagen der Theorien eines Zusammenbruchs des Kapitalismus. Und selbstredend interessieren wir uns heute dafür, weil uns vielleicht eine Weltwirtschaftskrise bevorsteht, die an die von 1929 heranreicht.

King Kong 1933
Die Weltwirtschaftskrise von 1929 ist in der kollektiven Erinnerung so etwas wie die Krise überhaupt. In der Erinnerung meiner Großmutter beispielsweise fiel sie stets zusammen mit den deutschen Inflationsjahren von 1920 bis 1923, als man mit Geldscheinen die Tapeten grundierte. In jedem Fall fällt der Schwarze Freitag heute im deutschsprachigen Raum zusammen mit dem Trauma der »Machtergreifung« Hitlers, mit dem Nationalsozialismus, welcher – so die vorherrschende Erzählung – die quasi logische Folge von Hungermärschen, Massenarbeitslosigkeit, Straßenschlachten, Verzweiflung und Chaos war, die auf den Schwarzen Freitag folgten.
Das phantastische Monster, welches der Schwarze Freitag von 1929 hervorgebracht hat, war King Kong (1933). (2) Es gab andere populäre Dämonen vor ihm, überhaupt sind Zeiten der wirtschaftlichen Depression offenbar gute Zeiten für Horrorfilme. »Dracula« (1930), »Frankenstein« (1931) oder »Dr. Jekyll und Mr. Hyde« (1931) zeugen davon. (3)
King Kong ist der erste Monster-Mythos, der nicht auf literarischen Vorlagen oder überlieferten Erzählungen beruhte, sondern vom Kino selbst geschaffen wurde. King Kong hat sich gegen andere Kreaturen durchgesetzt, weil er eine eigenständige Bebilderung des Börsen-Crashs leisten konnte.

»Das ist ja ein Riese von Affe …«»Und wenn er sich nun losreißt..?«»Unsinn. Denham hat sich doch gesichert.«

Der Riesenaffe Kong, der von einem skrupellosen Glücksritter, dem Filmboss Carl Denham, in Afrika eingefangen und in einem Theater am Broadway zur Volksbelustigung vorgeführt wird, sprengt, einmal in Rage gebracht, seine Ketten. Der Glaube, ihn bändigen zu können, erweist sich als grotesk; er stapft durch das Zentrum der Finanzwelt (New York schickte sich gerade an, London als solches abzulösen), bringt den Verkehr zum Stillstand, wirft Straßenbahnen um. Die Menschenmassen, die sich 1929 noch in Panik vor den Bankhäusern an der Wall Street versammelten und sie dadurch erst recht zum Kollaps brachten, stieben nun in Panik auseinander. Sofort fängt der Affe an zu klettern, erklimmt Hochhäuser. Er reißt eine ahnungslos schlafende New Yorkerin aus ihrem Apartment und schleudert sie auf die Straße. Aus einem anderen Apartment erbeutet er seine »Geliebte«, die »weiße Frau« (Fay Wray), und macht nicht Halt, bis er mit ihr das höchste Gebäude erreicht: das Empire State Building. Die Antwort der Staats­macht heißt Krieg. An diesem Punkt kommt die technische Sensation des Films: Die Leinwand vergrößert sich in die Breite und Höhe. Doppeldecker der US-Luftwaffe – das veraltete Arsenal aus dem Ersten Weltkrieg also – schießen Kong ab, der sich heroisch verteidigt und das Leben seiner Geliebten retten kann.
Der Film feierte am 2. März 1933 in New York City seine Premiere. Tags zuvor erreichte das Finanzbeben von 1929 einen weiteren Tiefpunkt. Sämtliche Banken New Yorks schlossen ein weiteres Mal vor panischen Kunden ihre Pforten. »King Kong und die weiße Frau« wurde ein Riesenerfolg. Der Film spielte in der ersten Woche 100 000 Dollar ein. (4) Auch wenn sie jedes Cent­stück zweimal umdrehen mussten, bevor sie es ausgaben, diesen Film mussten die Leute sehen.
Zur selben Zeit kam in Chicago eine deutschsprachige Broschüre frisch aus der Druckerpresse, herausgegeben von den Industrial Workers of the World (IWW): »Die Todeskrise des Kapitalismus – Die Aufgaben des Proletariats«. Ihr Autor ist der deutsche Rätekommunist Paul Mattick, der 1926 in die USA ausgewandert und ab 1931 in Chicago Mitglied der IWW war.
Mattick geht davon aus, dass die Weltwirtschaftskrise ein Anzeichen für den bevorstehenden Zusammenbruch des Kapitalismus ist. Er hat die weltweiten revolutionären Arbeiter­unru­hen von 1917 bis 1923 im Sinn, die auf den Ersten Weltkrieg folgten, die Herrschaft in vielen Ländern zumindest ins Taumeln brachten und in Russland gar ein neues sozialistisches Wirt­schafts­modell hervorbrachten (das sich letztlich als staatskapitalistische Entwicklungsdiktatur herausstellte). Mattick rechnete für die Jahre ab 1933 mit revolutionären Prozessen auf weit höherem Niveau, da die Krise weitaus größer war als jene, die dem Ersten Weltkrieg vorausgegangen waren: »Aber wie schon der letzte Krieg nicht imstande war, die kapitalistischen Schwierigkeiten durch Kapitalzerstörung und der dadurch ausgedrückten, gewaltsamen Herabsetzung der organischen Zusammensetzung des Kapitals aufzuheben, so drücken die drohenden Kriege auch nichts weiter aus als den beschleunigten Marsch in die kapitalistische Barbarei. Auch die heute unternommenen Kapitalentwertungen durch Abschreibungen haben keine tieferen Wirkungen im Sinne eines erneuten Aufschwungs.«
Mattick errechnet, dass die kapitalistische Produktion 1933 weltweit um 25 bis 40 Jahre zurückgeworfen worden ist. Er schreibt weiter: »Am allerdeutlichsten sprechen die Arbeitslosenziffern der Welt. Amerika zählt im März 1932 rund 16 Millionen Arbeitslose. Deutschland hat 6 Millionen und 2 Millionen ausgesteuerte. In England wurden 2 859 828 Erwerbslose gezählt. Ihre Anzahl ist in Wirklichkeit viel höher.« (5)
Er versucht mit seiner Broschüre, eine Theorie von Karl Marx zurück ins Bewusstsein zu bringen, die aus dem dritten Band des »Kapital« stammt: das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate. »Wir wiederholen: Das Marx’sche Akku­mulationsgesetz ist zugleich Krisentheorie und Zusammenbruchsgesetz des kapitalistischen Systems. Es zeigt, dass gegen den Zusammenbruch sich wendende Tendenzen ihre Wirkung verloren haben.«
Die Broschüre liest sich heute als ein trauriges Dokument. Denn die Gegenwart war 1933 für Revolutionäre auch in den USA keineswegs rosig, und die Hoffnung auf den Zusammenbruch scheint gleichfalls von der Verzweiflung über die Gegenwart getrieben. Die IWW beispielsweise haben sich nie von der brutalen Verfolgungswelle erholen können, der sie von 1917 bis 1923 ausgesetzt waren. 1933 versuchten die Wobblies in Chicago vor allem, die Arbeitslosen davon abzuhalten, sich als Lohndrücker und Streikbrecher einspannen zu lassen. Kein Betätigungsfeld, das eine baldige Übernahme der Produktionsmittel durch die Produzenten in Aussicht stellte. Aber, so Mattick: »Alles, was die Arbeitslosen der Bourgeoisie abringen, führt zur verschärften Ausbeutung in den Betrieben, führt damit zur Verschärfung der Klassenkämpfe, führt auf den Weg zur Revolution, zur Beseitigung der Profitordnung.«
Mattick hat offenbar daneben gelegen; er wurde von der Geschichte nicht nur widerlegt, sondern in den folgenden Jahrzehnten regelrecht überrollt. Der Zweite Weltkrieg und das mit ihm stattfindende Grauen kam einem apokalyptischen Endkampf (der Todeskrise) in seinen äußerlichen Erscheinungsformen zwar sehr nahe, doch von Zusammenbruch des Kapitalismus keine Spur. Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1945 bis 1965, kam im Gegenteil die goldene Phase des Kapitalismus, in der erstmals Massen von Arbeitern in den Industrieländern Europas und Nord­amerikas (zeitweilig z.B. auch in Argentinien und Uruguay) sich Dinge leisten konnten, von denen ihre Vorfahren nicht zu träumen gewagt hätten: Waschmaschinen, Fernseher, Autos, Essen im Überfluss. Hinzu kamen Urlaub, Freizeit, Gesund­heit und Bildung. Es ist heute schwer, sich diese Umwälzung des Alltagslebens im Vergleich zu den zwanziger Jahren deutlich zu machen. Auch wenn wir heute schon einiges verloren haben, was bis in die siebziger Jahre zum Standard gehörte (etwa den arbeitsfreien Samstag, einen elternunabhängigen Zugang zur Bildung, allgemeine Gesundheitsversorgung auf hohem Niveau, sichere Rente), erscheint uns das meiste aus der obigen Aufzählung noch als Selbstverständlichkeit.
Was hat es aber mit dem oben zitierten »Akkumulationsgesetz« auf sich?
Mattick versucht hier, ein Buch von Henryk Grossmann zu popularisieren, seines Mentors auf dem Gebiet der politischen Ökonomie, der damals ebenfalls in den USA weilte: »Das Akkumulations- und Zusammenbruchsgesetz des kapitalistischen Systems« (6). Grossmanns Buch erschien 1928, direkt vor dem Schwarzen Freitag, und wurde dadurch bekannt, dass es den Crash anscheinend prophezeien konnte. Es leitete eine Renaissance des Marx’schen Theorems vom tendenziellen Fall der Profitrate ein.
Grossmann schreibt: »Der Kapitalismus findet seine endgültige Schranke an der mangelnden Verwertung des Kapitals. Je mehr der Kapitalismus wächst, umso größer wird der Kapital­anteil, der für Rohstoffe und Produktionsmittel ausgegeben wird, umso kleiner wird im Verhältnis dazu der Kapitalanteil, der für Arbeiterlöhne einzusetzen ist. Weil aber der Mehrwert nichts ist als die unbezahlte Mehrarbeit der beschäftigten Arbeiter, so muss mit dem Wachstum des Kapitals der Mehrwert und damit der Profit im Verhältnis zum gesamten angelegten Kapital sinken. (…) Überproduktion von Kapital und stets wachsende Arbeitslosigkeit. Unverwertbarer Überschuss von Kapital bei unanwendbarer überschüssiger Bevölkerung. Das ist der letzte große Widerspruch der kapitalistischen Produktion, an dem sie zu Grunde gehen muss!« (7)
Die Weltwirtschaftskrise wird also nicht aus einem Problem des mangelnden Konsums erklärt (Unterkonsumption), nach dem Muster von John Maynard Keynes etwa, der in Zeiten der Rezession massive Staatsintervention in Konjunktur und Nachfrage belebende Maßnahmen forderte – finanziert durch Kreditaufnahmen des Staates. (Eine solche Möglichkeit ist stets die Aufrüstung gewesen: Kriegskeynesianismus.) Ebenso wenig konnte man von einer Überproduktionskrise ausgehen, die vielleicht durch eine Marktbereinigung (Pleiten und Übernahmen) oder die Öffnung neuer Märkte gelöst werden könnte, um einen erneuten Aufschwung einzuleiten. Vielmehr brach die Weltwirtschaftskrise anscheinend herein, weil sie von einem anderen Mechanismus verursacht wurde. Es häuft sich eine unvorstellbare Menge Kapital an (sprich Geld, Zahlen auf den Konten der besitzenden Klasse), gleichzeitig kommt es auf der Seite der Besitzlosen zu wachsender Armut und Arbeitslosigkeit. Dieses akkumulierte Kapital findet keinen Weg mehr, sich zu realisieren, durch Investitionen Mehrwert (Profit) zu bilden, und droht zu zerplatzen. Eine Krise durch Überakkumulation also.
Matticks Rede von der Todeskrise löste in den Kreisen der deutschen und niederländischen Rätekommunisten eine heftige Debatte aus. Anton Pannekoek, der vielleicht profilierteste ihrer Theoretiker, widersprach in seinem Aufsatz »Die Zusammenbruchstheorie des Kapitalismus« (8) den Vorstellungen Matticks, dass es eine Gesetzmäßigkeit zum Zusammenbruch gäbe, die dieses System in den Untergang treiben könnte. Pannekoek war vor dem Ersten Weltkrieg nicht nur Dozent an den SPD-Parteischulen in Berlin und Bremen gewesen, er war auch ein international renommierter Astronom. Das heißt, er konnte rechnen. Er macht sich die Mühe, die modellhaften Rechenexempel nicht nur der Publika­tionen Grossmanns und Matticks nachzurechnen, er knöpfte sich auch noch Rosa Luxemburg vor, die in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg die prominenteste Vertreterin einer auf Marx begründeten revolutionären Zusammenbruchstheorie war. Pannekoek weist alle drei – Grossmann, Mattick, Luxemburg – im Stile eines strengen Mathelehrers zurecht, der seine Schüler beim Schummeln erwischt hat. Entweder, so sein Attest, haben sie sich schlicht verrechnet, oder sie haben Beispiele und Zahlen so willkürlich gewählt, dass ein gewünschtes Ergebnis herauskommen musste. Sprich: Was nicht passt, wird passend gemacht, oder: Traue keiner Statistik, die du nicht selber erstellt hast.
Pannekoek urteilt: »Hier findet also statt, was in der älteren marxistischen Literatur immer als ein blödes Missverständnis der Gegner behan­delt wurde, für das der Name ›der große Kladde­ra­datsch‹ gebräuchlich war. Ohne dass eine revolutionäre Klasse da ist, die Bourgeoisie zu besiegen und zu enteignen, tritt rein wirtschaftlich ein Ende des Kapitalismus ein; die Maschine will nicht mehr drehen, sie stockt, die Produktion ist unmöglich geworden.« (9)
Pannekoek sieht in dieser Simplifizierung des Marxschen Ansatzes zu einer abstrakten Wirtschaftstheorie, in der die Arbeiter nicht mehr vorkommen, eine bürgerliche Betrachtungsweise am Werk, die sich scheut, in die Niederungen des proletarischen Alltags hinabzusteigen, sich quasi in der Fabrik die Hände oder auf der Straße den Gehrock schmutzig zu machen. Wozu sich mit Nebensächlichkeiten wie dem Klassenkampf, der Arbeit, den Arbeitern und ihren Aktivitäten herumschlagen, wenn wir doch Einsicht in die großen Mechanismen der Welt haben?
Pannekoek schreibt weiter: »Es erscheint als Widerspruch, dass die heutige Krise, so tief und verheerend wie keine zuvor, nichts von einer erwachenden proletarischen Revolution zeigt. Aber die Beseitigung alter Illusionen ist ihre erste große Aufgabe; einerseits der Illusion, mittels sozialdemokratischer Parlamentspolitik und gewerkschaftlicher Aktion durch Reformen den Kapitalismus erträglich zu machen, andererseits der Illusion, mittels einer sich revolutionär gebärdenden kommunistischen Partei als Führerin den Kapitalismus in einem Sturmlauf überrennen zu können.« (10)

Der große Kladderadatsch
Warum reagierte Pannekoek so allergisch auf die Rede seines rätekommunistischen Genossen Mattick von der »Todeskrise«? Die Geschichte des Terminus ist interessant. Karl Korsch, ein linker Theoretiker der KPD, der 1933 engen Kontakt zu den Rätekommunisten hatte, hält in einem Aufsatz fest, dass der damalige SPD-Chefideologe Kautsky den Begriff »Todeskrise« 1906 erstmals verwendete.
Und »der spätere Erzreformist Heinrich Cunow« habe 1898 die erste ausgesprochene Zu­sam­menbruchs- und Katastrophentheorie formuliert. (11) Cunow und Kautsky sind nicht als Barrikadenkämpfer, unbeugsame Sozialisten und Vertreter des proletarischen Internationalismus in die Geschichte eingegangen, sondern als Befürworter eines »Burgfriedens« der SPD und des ADGB mit dem deutschen Staat und der Kapitalistenklasse während des Ersten Weltkriegs. Wollte Mattick die Proleten in scheinbar hoffnungsloser Lage durch das Menetekel des Zusammenbruchs zum letzten Gefecht stimulieren, so hatte das unweigerlich kommende jüngste Gericht der Todeskrise bei Kautsky und Konsorten beschwichtigende Funktion. Der große Kladderadatsch kommt sowieso, wenn nicht morgen, dann übermorgen. Deshalb sollten die Arbeiter im Hier und Jetzt keinen Unsinn machen, beispielsweise revolutionären Wirrköpfen folgen (etwa Syndikalisten, Anarchisten und anderen Radikalen), die sie nur in gefährliche und zudem unnötige Abenteuer verwickeln könn­ten, sondern die Ruhe bewahren, weiter brav SPD wählen, mit den Gewerkschaften mehr Lohn fordern. Der Rest ergäbe sich dann von ganz allein. Revolutionärer Attentismus (attendre – frz. warten) wurde dieses Verhalten genannt, also die Ideologie vom umstürzlerischen Abwarten. Ein, wie es scheint, typisch deutsches Paradoxon. Es hat die Attentisten nicht davon abgehalten, 1919, 1920 und 1921 den Freikorps freie Hand zu lassen (selbst nahmen sie natürlich keine Waffe in die Hand), bei der gewaltsamen Niederschlagung jener proletarischen Kräfte in Deutsch­land, die des Abwartens müde waren und die Revolution wollten. Und selbst als Hitler 1933 an die Macht befördert wurde, gab es unter Linken die weit verbreitete Meinung: »Lasst den dilettantischen Großschwätzer mal ein bisschen machen. Das ist die allerletzte Hoffung der Bourgeoisie, wenn der in zwei Jahren mit seinem Latein am Ende ist, dann kommt die Revolution.«
Einen revolutionären Bezug zur Zusammenbruchstheorie hielt dagegen Rosa Luxemburg hoch. Sie versuchte seit 1905 einigermaßen vergeblich, die Erfahrungen von spontanen Massenstreiks und regionalen Generalstreiks, die das russische Zarenreich damals überzogen, nach Deutschland zu transferieren und der hiesigen Arbeiterbewegung schmackhaft zu machen. Auf dem Luxemburg gegenüberliegenden Flügel der SPD befand sich Eduard Bernstein, Begründer des so genannten Revisionismus, der jedes Gerede von Revolution für überflüssig hielt. In einem evolutionären Prozess würden die SPD und die Gewerkschaften den Kapitalismus zu einem vernünftigen Wirtschaftssystem umformen. Im modernen, von der SPD »organisierten Kapitalismus« gebe es keine notwendigen und unvermeidlichen Krisen mehr. Diese Überzeugung wurde anfangs heftig angegriffen, konnte sich in der SPD der Weimarer Zeit aber durchsetzen.

King Kong 1976
Die goldene Nachkriegswirtschaftswunderzeit währte nicht ewig. Und mit der weltweiten Rezession 1974/75, die irreführenderweise als »Ölkrise« ins allgemeine Gedächtnis eingegangen ist, kehrt auch King Kong auf die Leinwand zurück, im Jahre 1976. Diesmal war Paul Mattick schneller. Seine Broschüre »Die Todeskrise« wurde schon 1971 in einem Sammelband zusammen mit den zitierten Aufsätzen von Pannekoek und Korsch veröffentlicht. Grossmanns Buch erlebte sein Revival bereits 1969 im Verlag des SDS. Nun gut, damals stiegen eigentlich sämtliche untoten Theorien der zwanziger/dreißiger Jahre wieder aus den Gräbern und zeugten ihre Nachfahren: Stalinisten, Leninisten, Trotzkisten. Und selbst solche, die auf dem Müllhaufen der Geschichte längst hätten kompostiert sein sollen: Anarchisten, Syndikalisten und Rätekommunisten. Der prägende Horrorfilm der Zeit, der das originäre Zeitgeistgefühl transportierte, war denn auch der Zombie-Film »Night of the Living Dead« (1968), der erste Film mit einem schwarzen Hauptdarsteller im Übrigen.
Aber auch »King Kong« in der Version von Dino de Laurentiis (1976) hat uns noch einiges zu sagen. Lassen wir beiseite, dass sich Ästhetik und Erotik ziemlich geändert haben (Jessica Lange als die »weiße Frau«), fällt auf, dass es jetzt um Erdöl geht. Nicht ein Sensationsfilmer ist auf dem Weg in den Dschungel (wie 1933), sondern ein Expeditionsteam der Firma Petrox (deren Logo an Exxon erinnert). Der gefangene Kong wird denn auch in einer stilisierten riesigen Petrox-Benzin-Zapfsäule in die Arena gezogen. Er ist zum Marketing-Gag eines Global Player geworden. Aus heutiger Sicht auffällig ist, dass Kong nun das World Trade Center erklimmt. Angegriffen wird er mit dem Waffenarsenal des Vietnam-Kriegs, schweren Kampfhubschraubern. Einer von ihnen kracht tatsächlich ins WTC, zerschellt aber an dessen Oberfläche. Auffällig verstärkt hat sich die Empathie, die sowohl die Hauptfiguren als auch die Zuschauer für Kong entwickeln. Am Ende des Films sind wir eindeutig auf seiner Seite, wir leiden mit ihm. Diese Zwiespältigkeit war bereits eine Stärke (und vermutlich ein Geheimnis des Erfolges) der Ur­sprungs­version. Sie entstammt dem Mythos von der Schönen und dem Biest (»Der Glöckner von Notre Dame«). 1976 haben wir nicht nur Mitleid mit Kong, der endet, indem er von eiskalten Militärs abgeschossen wird. Das Monster hat von Anfang an einen Mentor an seiner Seite, einen langhaarigen und bärtigen jungen Forscher, der die Erdöl-Expedition begleitet, der Kong zu verstehen sucht, sich für ihn interessiert. Kong tut uns leid, wenn er in der Zapfsäule in die Manege gezogen wird. Und wir können uns nur schwer dagegen wehren, die Zerstörung, die er später anrichtet, als gerechte Strafe für die Menschen anzusehen.
Als King Kong 1976 zurückkehrte, weilte der heute populärste lebende Verfechter einer Zusammenbruchstheorie im deutschsprachigen Raum noch als junger Mann beim Kommunistischen Arbeiterbund Deutschland, einer Vorgängerorganisation der MLPD. Von deren Krisentheorien soll hier nicht die Rede sein, sondern von Robert Kurz. Er sagt seit 1990 in vielen Büchern und ungezählten Artikeln den großen Crash voraus und bezieht sich wieder auf Marx’ Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate. Rhetorisch kommt Kurz wie Mattick daher, mit radikalem Gestus, bei näherer Betrachtung ist er aber Kautsky und Cunow näher: Attentismus, allerdings nicht einmal ein revolutionärer. Arbeiter kommen bei Kurz nur noch als gestörte Zombies vor, die vom Arbeitswahn abgerichtet und für jedes konstruktive Tun völlig unbrauchbar sind. Meinte Rosa Luxemburg noch, dass eine Chance bestünde, die Geschichte zu beeinflussen (»Sozialismus oder Barbarei«), so gibt es bei Kurz hauptsächlich die Barbarei, den Angriff der Körperfresser: »Ein Durchschlagen der Finanzkrise auf den Alltag droht die Dämonen einer allgemei­nen Verzweiflungskonkurrenz zu wecken.« (12)
Es ist kein Wunder, dass die von ihm maßgeblich begründete »neue Wertkritik« auf studentische Milieus der Gegenwart eine fast magnetische Wirkung ausübt. Man kann sich radikal gebärden, braucht sich nicht in die Niederungen der proletarischen Schmuddelwelten zu begeben, man kann scheinbaren Durchblick kriegen (als Distinktionsmerkmal), sich camp und pop und dissident fühlen. In einer Welt, die dem »Fetisch Arbeit«, einem offenbar sehr gefähr­lichen und hoch ansteckenden Virus, erlegen ist, hat Klassenkampf sowieso keinen Sinn mehr.

Titanic vs. 28 Days Later / I am Legend
King Kong ist zwar 2005 in die Kinos zurück­gekehrt, liefert aber keine eigenständige Interpretation der Gegenwart mehr. Die Neuverfilmung von Peter Jackson spielt wieder in den dreißiger Jahren, es wird erneut das Empire State Building erklommen (was eine feige Umschiffung des World-Trade-Center-Traumas ist).
»28 days later« von Danny Boyle (2002) kann mit ganz anderen, nie gesehenen Bildern aus dem Herzen der globalen Wirtschaft aufwarten: die Londoner Innenstadt der Gegenwart bei Tage, komplett entvölkert. Keine Menschen, kein Verkehr, nur hier und da geplünderte Supermärkte. Eine Plastiktüte wird vom Wind durch die Straßen gefegt. Hier haben die Computer kein Schiff hinzugeneriert, wie noch in James Camerons »Titanic« (1997), sondern die Menschen, das variable Kapital (v), den Faktor Arbeit, weggerechnet. (13) Nur ein einsamer Fahrradkurier, der, nach einem Unfall, im Krankenhaus aus einem 28 Tage währenden Koma erwacht, streift zu Fuß durch das Herz der Finanz- und Handelsmetropole und versucht zu begreifen, was zum Teufel passiert ist.
Dieselbe Grundannahme (eine Metropole ist durch einen Virus entvölkert worden, nur einzelne Menschen haben überlebt, die anderen sind zu Zombies mutiert) wird von »I am Legend« (2007) weitergetrieben: Im Jahre 2012 hat, nach dem Verschwinden der Menschheit, die Natur Manhattan zurückerobert. (14) Es wachsen Bäume, Pflanzen, es gibt Löwen und Antilopen. Und nachts werden die Zombies aktiv. Die Welt hat sich in eine Art Steinzeit zurückverwandelt. Hier wird mit dem Phänomen gespielt, dass der Kapitalismus auf der grünen Wiese Städte und Fabriken wie aus dem Nichts erschaffen kann und dass er Regionen, die vor wenigen Jahren noch pulsierende Gebilde waren, genauso schnell dem Verfall, dem Nichts übergeben kann, wenn das Kapital seine Aktivitäten in andere Regionen des Globus verlagert. Was Detroit, der Autostadt der USA, seit den achtziger Jahren widerfahren ist, scheint für Manhattan unmöglich. Aber wer redet heute noch von Uruguay, der einstigen »Schweiz Südamerikas«? Und Venedig, das heute eine verfallende Kulisse für Hochzeitsreisen ist?
Eine adäquate Krisentheorie der Gegenwart, die mit den Wasteland-Bildern aus »I am Legend« korrespondiert, lieferte Beverly Silver in ihrem Buch »Forces of Labor: Arbeiterbewegung und Globalisierung seit 1870« aus dem Jahr 2003. Sie geht, ohne jede revolutionäre oder apokalyptische Rhetorik, empirisch vor und stellt Zyklen fest: Aufstieg, Höhepunkt, Niedergang. Nach ihrer Theorie gab es in der Geschichte des Kapitalismus seit 1870 führende Industrien, die alle anderen hinter sich herzogen und die Gesellschaft – nicht nur ökonomisch – entscheidend prägten. Bis 1913/14 war das die Textilindustrie, danach die Automobilindustrie. Diese Industrien entstehen in der Innovationsphase in den Metro­polen und wandern, wenn sie nach einer Reifephase die Phase der Standardisierung erreichen, in die Peripherie. Für Ford hieß das konkret: Detroit, Köln, Sao Paulo, St. Petersburg. Für die gesamte Automobilindustrie: USA, Europa, Japan, Korea, China/Indien. Wo das Kapital geht, hinterlässt es Industrieruinen (wobei Ford im Vergleich zu anderen noch moderat vorgegangen ist). Die gegenwärtigen Kollaps-Tendenzen des Kapitalismus erklärt Silver damit, dass der Zyklus der Autoindustrie sich dem Ende zuneigt, ohne dass eine ihr nachfolgende Industrie in Sicht ist, die dessen zentrale Funktionen übernehmen kann. Ferner neigt sich das Zeitalter der USA als führender Wirtschaftsmacht dem Ende zu. (Hier ist die Abfolge über die Jahrhunderte: Spanien, Niederlande, England, USA.) Giovanni Arrighi, ein Kollege von Beverly Silver in der World Labor Group am Fernand Braudel Center in New York, beschäftigt sich besonders mit diesen imperialen Zyklen. Er hat herausgearbeitet, dass – nachdem die führende Weltmacht ihre wirtschaftliche Innovationskraft und Vormachtstellung eingebüßt hat – noch eine mitunter sehr lange Phase der »Finanzialisierung« folgen kann, in der das Imperium sozusagen die Ernte einfährt, kraft seiner Handels- und Militärpräsenz auf dem Globus: billige Waren und Rohstoffe, ohne selbst viel dafür zu leisten. In diese Phase sind die USA unter Ronald Reagan eingetreten; seitdem haben sie immense Schulden angehäuft und ein Handelsbilanzdefizit, das jeden anderen Staat der Welt ruinieren würde. Doch wer will gegenüber der größten Militärmacht der Welt den Schuldeneintreiber spielen? Und wer wagt es, ihr vorzuschreiben, wie viele Dollars sie druckt und in Umlauf bringt?
Was also aussieht wie ein Zusammenbruch oder eine Todeskrise, könnte nüchtern betrachtet eine Phase des Übergangs zu einem neuen Zyklus sein – mit all den Erscheinungen des Über­gangs, wie wirtschaftlicher Not, Chaos, Krieg, Hassideologien, die sie begleiten. Solche Umbruchs- und Schwächephasen führen auf der anderen Seite stets zu einer Delegitimierung des Systems und könnten gegebenenfalls auch Spielraum für radikale Bewegungen bieten, die versuchen, den Kapitalismus zu überwinden. Die Produzenten des gesellschaftlichen Reichtums, die Arbeiterinnen und Arbeiter und ihre Kämpfe spielen dabei die entscheidende Rolle.

Frankenstein
Karl Marx, der als fiktionaler Autor keinerlei Ambitionen hatte, hat in seinem Gesamtwerk eine Passage hinterlassen, in der er ebenfalls den Versuch macht, den höchst abstrakten Vorgang der Kapitalverwertung mit einer Anleihe aus dem Schauerroman zu verdeutlichen. Er hat sich für Frankensteins Monster entschieden (Mary Shelley, »Frankenstein«, 1808):
»Indem der Kapitalist Geld in Waren verwandelt, die als Stoffbildner eines neuen Produkts oder als Faktoren des Arbeitsprozesses dienen, indem er ihrer toten Gegenständlichkeit lebendige Arbeitskraft einverleibt, verwandelt er Wert, vergangne, vergegenständlichte, tote Arbeit in Kapital, sich selbst verwertenden Wert, ein beseeltes Ungeheuer, das zu ›arbeiten‹ beginnt, als hätt’ es Lieb’ im Leibe.« (15)

Literatur:
Arrighi, Giovanni: Der globale Markt – Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Anfang und dem Ende des 20. Jahrhunderts, »Journal für Entwicklungspolitik« XVI/4, 2000, S. 359–391
Grossmann, Henryk: Aufsätze zur Krisentheorie, Verlag Neue Kritik, Frankfurt 1971
Korsch, Mattick, Pannekoek (Sammelband): Zusammenbruchstheorie des Kapitalismus oder revolutionäres Subjekt, Karin Kramer Verlag, Berlin 1971
Kurz, Robert: Der Kollaps der Modernisierung. Vom Zusammenbruch des Kasernensozialismus zur Krise der Weltökonomie, Reclam-Verlag, Leipzig 1994
Kracauer, Siegfried: Von Caligari zu Hitler, Suhrkamp-Verlag, Frankfurt/M. 1995
Silver, Beverly J.: Forces of Labor – Abeiterbewegungen und Globalisierung seit 1870, Assoziation A, Berlin 2005
Filme:
»28 Days Later«, Regie: Danny Boyle, GB 2002
»I am Legend«, Regie: Francis Lawrence, USA 2007
»King Kong«, Regie: Merian C. Cooper/Ernest B. Schoedsack, Produzent: David O. Selznick, USA 1933
»King Kong«, Regie: John Guillermin, Produzent: Dino de Laurentiis, USA 1976
»Night of the Living Dead«, Regie: George A. Romero, USA 1968

Fußnoten:
(1) Der erste Band wurde 1867 noch von Marx selbst heraus­gegeben. Die Bände zwei und drei wurden von Friedrich Engels posthum veröffentlicht. Henryk Grossmann berichtet, dass Marx ursprünglich sechs Bände konzipiert hatte.
(2) Sicher wird der Einwand kommen, Adolf Hitler sei das Fleisch gewordene Monster der Weltwirtschaftskrise. Siegfried Kracauer zeichnet diese Linie in seinem filmhistorischen Standardwerk »Von Caligari zu Hitler« nach. Ich nehme hier eine globale Perspektive ein, aus welcher der Mythos Hitler ein regionales Phänomen bleibt. Das englische und amerikanische Publikum betrachtete den »GröFaZ« eher als Witzfigur oder als gefährlichen Psychopathen. (Vergleiche: Ernst Lubitschs »Sein oder Nichtsein«, Charlie Chaplins »Der große Diktator«)
(3) Die deutsche Kinoproduktion erreichte in der Zeit von 1920 bis 1923 ein hohes künstlerisches Niveau und erzielte auf dem Weltmarkt große Erfolge mit Horrorfiguren: »Das Cabinet des Dr. Caligari« (1920), »Dr. Mabuse, der Spieler« (1921), »Nosferatu« (1922), siehe auch: Siegfried Kracauers »Von Caligari zu Hitler«
(4) Die Produktionskosten betrugen 672 000 Dollar. Bereits in der ersten Laufzeit spielte der Film ca. zwei Millionen Dollar ein. Im selben Jahr wurde ein Sequel gedreht: »The Son of King Kong«.
(5) Paul Mattick: Die Todeskrise des Kapitalismus, Chicago 1933, in: Korsch, Mattick, Pannekoek, 1971, S. 109
(6) Henryk Grossmann: Das Akkumulations- und Zusammenbruchsgesetz des kapitalistischen Systems. Leipzig 1929 (neu herausgegeben: Archiv sozialistischer Literatur 8, Verlag Neue Kritik, Frankfurt 1970)
(7) Henryk Grossmann, zitiert in: Paul Mattick: Die Todeskrise des Kapitalismus, Chicago 1933, in: Korsch, Mattick, Pannekoek 1971, S. 104
(8) Anton Pannekoek: Die Zusammenbruchstheorie des Kapitalismus, Rätekorrespondenz Nr. 1, 1934, in Korsch, Mattick, Pannekoek, 1971
(9) Anton Pannekoek: Die Zusammenbruchstheorie des Kapitalismus, Rätekorrespondenz Nr. 1, 1934, in Korsch, Mattick, Pannekoek, 1971, S. 28
(10) Anton Pannekoek: Die Zusammenbruchstheorie des Kapitalismus, Rätekorrespondenz Nr. 1, 1934, in Korsch, Mattick, Pannekoek, 1971, S. 44
(11) Karl Korsch: »Über einige grundsätzliche Voraussetzungen für eine materialistische Diskussion der Krisentheorie«, »Proletarier – Zeitschrift für Theorie und Praxis des Rätekommunismus«, Nr. 1, Februar 1933, in Korsch, Mattick, Pannekoek, 1971, S. 92
(12) Robert Kurz: »Angst vor dem Monster«, »Freitag«, 23. Mai 2008
(13) Auf dem sich ändernden Verhältnis von fixem Kapital (c) zu variablem Kapital (v), das Marx »organische Zusammensetzung des Kapitals« nennt, beruht Marx’ Theorie vom tendenziellen Fall der Profitrate.
(14) Wikipedia weiß zu berichten, dass »I am Legend« gleich zu Beginn 77 Millionen Dollar einspielte, was der bisher erfolgreichste Dezember-Start in der Kinogeschichte ist.
(15) MEW Bd. 23, S. 209