»Die Bedrohung wird in der Öffentlichkeit geleugnet«

Am Wochenende überfielen Rechtsextreme ein Ferienlager von Solid, der Jugendorganisation der Linkspartei, bei Homberg/Efze. Ein 13jähriges Mädchen wurde im Schlaf überrascht und durch Schläge u.a. mit einem Klappspaten lebensgefährlich verletzt. Die Polizei nahm später die mutmaßlichen Täter fest. Sebastian Scholl ist einer der Landessprecher von Solid in Hessen.

Was ist Ihnen an dem Vorfall wichtig?
Der Fall hat auf tragische Weise das extreme Gewaltpotenzial der rechten Szene gezeigt, gegen die wir noch am Vortag zusammen mit Bündnispartnern in Schwalmstadt-Treysa demonstriert haben. Wir sind bei Passanten und bei lokalen Akteuren damit teilweise noch auf Unverständnis gestoßen. Dass wir Recht hatten, wurde gleich am nächsten Tag zynisch unter Beweis gestellt.
Gab es einen konkreten Anlass für die Demonstration?
In der Gegend machen sich seit einiger Zeit rechte Gruppierungen breit, deren Mitglieder im Stadtbild sehr präsent sind, aber eben auch linke Jugendliche überfallen. So geschah es vor gar nicht langer Zeit in einem anderen Stadtteil von Schwalmstadt. Sie versuchten, unsere Demonstration mit Flugblättern, in denen vor anreisenden linken Krawallmachern gewarnt wurde, zu diskreditieren. Sie sind eine Bedrohung, die in der breiten Öffentlich­keit kaum wahrgenommen oder auch geleugnet wird.
Welche Konsequenzen wird Solid ziehen?
Kurzfristig werden wir wahrscheinlich für Sonntag zu einer Mahnwache aufrufen. Langfristig wollen wir auch unter weniger tragischen Umständen auf das Problem Rechtsextremismus aufmerksam machen. Auch auf den kleinen, alltäglichen Terror.
Der Pressesprecher der Linken, Achim Kessler, hat Roland Koch für den Überfall eine »indirekte Mitverantwortung« zugewiesen. Was sagt Solid dazu?
Es ist richtig, dass die Akzeptanz im bürgerlichen Spektrum für rechtes Gedankengut Teil der gesellschaftlichen Gesamtstimmung ist. Für eine entsprechende Stimmungsmache zeichnet Roland Koch in Hessen mitverantwortlich.