Formel 1

Schumacher-Lyrik

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Wrrrm und rumms. »Der Rüpel der Formel 1 erhielt eine Dosis seiner eigenen Medizin«, kommentierte die englische Times den vierten Ausfall von Michael Schumacher im fünften Rennen. Wie überhaupt alle ausländischen Medien sich sehr zufrieden darüber zeigten, dass der ehemalige Weltmeister wieder nicht gewinnen konnte. Und wegen der besonders blöden Fahrweise auch noch selbst daran schuld war.

Nur in Deutschland, wo man seit jeher davon überzeugt ist, das Heimatland der weltbesten Autofahrer zu sein, weigerte man sich zunächst strikt, an etwas anderes als die große Verschwörung gegen Schumacher zu glauben. Im Bemühen, den Mann zu verteidigen, der es selbst angesichts eindeutiger Fernsehbilder noch schafft, sich völlig im Recht zu fühlen, wurde der Sportjournalist Gerald Selch sogar lyrisch: »Wir glauben, Michael Schumacher (31) zu kennen. Wie er bei Siegen jubelt. Oder nach Unfällen wütend aus dem Auto springt. Oder bei TV-Interviews oft so überheblich wirkt.«

Der wirkliche Schumacher ist natürlich ganz anders: »Aber Schumi in der Formel 1, das ist viel mehr, als uns das Fernsehen zeigt. Er ist der Beste - sagen alle. Keiner geht mit seinem Auto so sehr ans Limit. Er ist der Härteste - sagen viele. Keiner bleibt so gnadenlos auf dem Gaspedal. Und: Er will immer Recht haben - sagen seine 21 Fahrer-Kollegen!«

Das kommt aber nun nicht etwa daher, dass Schumacher einfach ein uneinsichtiger Rechthaber ist, sondern: Der Mann hat halt zufällig immer Recht. Und warum soll er das verstecken? Zumal er doch in Wirklichkeit ein unglaublich netter Mensch ist, auch wenn er manchmal ziemlich arrogant rüberkommt, wie selbst Selch zugeben muss. Aber: »Wer ihn näher kennt, weiß, dass das keine Arroganz ist. Sondern Sturheit. Denn stur geht er seinen Weg.« Oder fährt ihn, je nachdem.

Wenn man ihn denn lässt und wenn er nicht von der Konkurrenz heimtückisch von der Strecke geschubst wird. Dass er dann ausrastet, muss man ihm verzeihen: »Michael Schumacher macht keine Politik, sondern ist ein gnadenlos ehrlicher Mensch. Und genau das vertragen viele nicht. Schumi hat seine Meinung. Und die vertritt er. Konsequent. Auch wenn er damit aneckt.« Das macht ihn schließlich zu einem so großen Rennfahrer: »Lauda war so. Senna ebenfalls. Schumi ist so. Fast alle großen Rennfahrer sind irgendwie so stur.«

Schumacher hat zudem noch einen weiteren Vorteil: »Nie würde er lügen!« Und das macht den Rennfahrer und den ihn Bedichtenden so vollends unerträglich: Beide glauben tatsächlich jedes einzelne Wort, das sie sagen. Rummms.