Racak und andere Kriegsgründe

Ein Esel und sein Hufeisen

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For a boy with a hammer everything looks like a nail. Für eine deutsche Regierung aber sieht jeder tote Albaner wie ein Zivilist aus. Ein Jahr, nachdem eine deutsche Armee erstmals wieder Krieg führen durfte, stürzen die Rechtfertigungsstrategien der Regierung wie ein Kartenhaus zusammen. Mittlerweile weiß jeder, der es wissen will, dass sich das Massaker an »unbewaffneten Zivilisten« (OSZEóReport) in Racak wohl nur im Kopf von Außenminister Joseph Fischer abgespielt hat.

Fest steht, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass die Toten von Racak hingerichtet wurden ó aus den Protokollen der finnischen Gerichtsmediziner geht hervor, dass Hinweise auf einen gleichartigen Ablauf der Tötungen nicht existieren. Nach einem gleichen Verletzungsmuster oder Spuren von systematischen Misshandlungen sucht man an den Leichen vergeblich. Es lässt sich nicht einmal rekonstruieren, ob die KosovoóAlbaner am selben Tag ums Leben kamen und ob sie tatsächlich am Rand jenes Dorfes starben, dessen Name wie kein anderer außer Auschwitz zur Begründung für die Bomben der Nato werden sollte, die mehrere Tausend Serben in den Monaten nach dem 24. März 1999 in Stücke rissen.

Fest steht auch, dass OSZEóChef William Walker gelogen hat, als er behauptete, dass viele der Toten in dem Hohlweg oberhalb Racaks »aus extremer Nahdistanz erschossen« worden seien. Walkers Aussagen haben sich als so wahr erwiesen wie die Behauptung, Polen habe den Zweiten Weltkrieg begonnen.

Die Westmächte haben die Version einer Hinrichtung wider besseres Wissen aufrechterhalten. Als Zeugin der Anklage tritt die UCK auf. Der Führer der albanischen Separatisten, Hashim Thaci, meldete über die Gefechte mit jugoslawischen Einheiten am 15. Januar: »Es war ein wilder Kampf. Wir hatten viele Opfer zu beklagen.« Wissen wollte davon allerdings niemand etwas. Und wenn die Fakten nicht zu den Behauptungen passen, dann werden sie eben angeglichen: Die Namen von registrierten Kämpfern der UCK, die in Racak getötet wurden, tauchen weder auf den Listen des Haager Kriegsverbrechertribunals noch auf dem Friedhof von Racak auf.

Racak war eine nicht bewiesene Behauptung, die niemand glauben musste. Trotzdem haben sich auch die Medien als voll kriegsverwendungsfähig erwiesen. Die Tatsache, dass die Obduktionsberichte der gerichtsmedizinischen Untersuchungskommission unter Leitung von Helena Ranta während der Bombardierung Serbiens schlichtweg nicht veröffentlicht wurden, trug bei niemandem dazu bei, den Glauben an den Krieg, der diesmal endlich ein gerechter sein sollte, zu erschüttern.

Es passt alles zusammen im europäischen Haus der Lüge. Kein anderer könnte die Unwahrheiten des KosovoóKrieges besser verkörpern als Rudolf Scharping, jener Mann, der selbst einen ausgedienten Pferdestall noch mit dem Vernichtungslager Auschwitz verwechseln würde, wenn es nur seinen Zwecken dient. In einem solchen Pferdestall hat der Esel Scharping wohl auch seinen »Hufeisenplan« gefunden.

Der angebliche Plan für eine systematische Vertreibung der KosovoóAlbaner liegt dem ersten Kriegsminister des neuen Deutschland nach eigenen Aussagen bis heute nicht vor. Ein Problem ist das nicht: Zur Not kann Scharping, der nicht nur die Hufeisen, sondern auch das Denken den Pferden überlassen sollte, ja ein paar Wetterkarten im Bundestag als Beweis hochhalten. An der Heimatfront, so viel ist sicher, wird auch beim nächsten Mal kaum jemand hinsehen.

Wie hat die grüne Kanonenbootbraut Angelika Beer im Bundestag treffend formuliert? »Die selbstkritische Überprüfung der deutschen Beteiligung am KosovoóKrieg ist notwendig, damit sich ó im schlimmsten Fall ó in einer ähnlichen Situation mögliche Fehler nicht wiederholen.« Beim nächsten Mal nimmt Frau Beer die Untersuchungsakten der Gerichtsmediziner selbst unter Verschluss.