Mehr Öl für die Opec

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Im Dauerclinch mit ihrem Lieblingsfeind Iran haben die Vereinigten Staaten einen Etappensieg errungen. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) hat vergangene Woche beschlossen, die Fördermenge um sieben Prozent zu erhöhen und damit den Marktpreis für den Brennstoff deutlich zu senken. Mit 34 Dollar pro Barrel (159 Liter) hatte Rohöl im März den höchsten Preis seit dem zweiten Golf-Krieg erreicht. Ein Jahr zuvor war das Fass noch für weniger als zehn Dollar zu haben.

Doch nachdem die Opec am 1. April 1999 beschlossen hatte, die Fördermenge auf 22,8 Millionen Barrel pro Tag zu begrenzen, ging der Preis steil in die Höhe. Die britische Financial Times zitiert einen Abgesandten der arabischen Golfstaaten mit den Worten: »Niemand hätte in seinen wildesten Träumen gedacht, dass der Preis 34 Dollar pro Barrel erreichen würde.« Zwar fördern die Opec-Mitglieder Saudi-Arabien, Kuwait, Iran, Algerien, Indonesien, Irak, Katar, Libyen, Nigeria, die Vereinigten Arabischen Emirate und Venezuela zusammen nur ein Drittel des weltweit gehandelten Erdöls, doch die anderen Exporteure des Energieträgers wie Norwegen und Mexiko orientieren ihre Fördermenge an den Beschlüssen der Organisation.

Die Importeure waren freilich wenig begeistert von den hohen Preisen. In den USA, wo Benzin kaum besteuert wird und der Preis des Rohöls daher einen großen Teil der Spritkosten der Haushalte ausmacht, war die Democratic Party besorgt um die Zuneigung der Wähler bei der anstehenden Präsidentenwahl. Beobachter maßen dem Durchsetzungsvermögen William Clintons bei den Opec-Ländern großen Einfluss auf das Stimmverhalten der US-Amerikaner bei. Dieser hat damit gedroht, die 569 Millionen Barrel strategischer Öl-Reserven der USA anzuzapfen, um den Preis zu drücken. Nach einem Bericht der Washington Post soll der US-amerikanische Energieminister Bill Richardson stündlich die Delegierten auf der Konferenz angerufen und bedrängt haben. »Noch nie in der Geschichte der Opec hat man das erlebt«, stöhnte der iranische Vertreter in der Opec-Führung. Insbesondere Saudi-Arabien, der wichtigste Öl-Exporteur der Welt, und Kuwait waren besorgt um das Verhältnis zu ihrer Schutzmacht im instabilen Nahen Osten und haben daher auf der Konferenz in Wien für eine Erhöhung der Fördermenge plädiert.

Den Iran interessieren die Belange seines Erzrivalen USA natürlich herzlich wenig. Das islamische Regime zeigte sich vielmehr besorgt um seine Einnahmen, denn der Öl-Export macht drei Viertel der Wirtschaftsleistung des zweitwichtigsten Erdöl-Exporteurs aus. Der Konflikt hat die Spannung zwischen Saudi-Arabien und dem Iran wieder verschärft, nachdem sich die verfeindeten Länder in den letzten beiden Jahren unter dem gemäßigten Präsidenten Mohammed Khatami etwas angenähert hatten, was in einem als historisch erachteten Besuch Khatamis in Saudi-Arabien letztes Jahr gipfelte.

Beobachter erwarten, dass der Rohöl-Preis sich jetzt bei 20 bis 25 Dollar pro Barrel einpendeln wird. Bedrohlich sind die sinkenden Erlöse insbesondere für Russland. Als dessen Wirtschaft 1998 von der Krise erfasst wurde, brach sie fast völlig zusammen. Nicht zuletzt dem hohen Öl-Preis war es zu verdanken, dass die ökonomische Situation sich im letzten Jahr wieder etwas stabilisierte. Die sinkenden Einnahmen dürften Wladimir Putins Start im Präsidentenamt erheblich erschweren.