Entschuldigung nach 211 Jahren

<none>

Tut er es, tut er es nicht? Diese Frage beschäftigt die australische Öffentlichkeit, und vor allem ihren indigenen Teil, seit Jahren. Vergangenen Donnerstag hat sich der konservative Premierminister John Howard endlich zu einer formalen Entschuldigung bei den Aborigines und Torres Strait Islanders durchgerungen, die anschließend vom Parlament ratifiziert wurde. Diese Geste der Versöhnung war seit Jahren Streitpunkt zwischen Labour und Konservativen, zwischen Vergangenheitsbewältigung und Vergangenheitsbeschwichtigung. Die jetzige Variante - vor allem durch Vermittlung des ersten indigenen Senators Aden Ridgeway zustandegekommen - ist ein Kompromiß. Zwar wurden "das Unrecht und die schlechte Behandlung" der Ureinwohner anerkannt und als "größte Schande" in der Geschichte des Landes bezeichnet, das vielfach geforderte Wort "Sorry" jedoch blieb aus.

Aus gutem Grund: Das offene Eingestehen einer Schuld oder Mitschuld könnte juristische Folgen haben. Schadensersatzklagen, insbesondere der Stolen Generation - verschleppter Aborigine-Kinder, die zur Assimilierung in weiße Waisenhäuser oder Familien gebracht wurden -, hätten auf einmal gute Chancen auf Erfolg.

John Howards Einlenken hat wenig mit Überzeugung und sehr viel mit politischer Taktik zu tun. Anfang November findet ein Referendum, ob Australien konstitutionelle Monarchie bleibt oder Republik wird, statt. Für Howard als überzeugten Monarchisten gilt es, Punkte zu sammeln. Auch, wenn man sich da mal entschuldigen muß.