Burgtheater

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Eine Burg zu besitzen, ist etwas Feines – vor allem wenn sie dicke Mauern hat und sich in einer idyllischen Umgebung befindet, weit weg von Deutschland. Denn dort ist Klaus Zumwinkel, der »Manager des Jahres 2003«, wegen der großzügigen Steuerhinterziehung, die ihm eine Verurteilung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung einbrachte, nicht mehr so beliebt. Am Gardasee wollte ehemalige Vorstandsvorsitzende der Post gewiss die nächsten Jahre gemütlich bei gutem Wein verbringen.
Doch die Auszahlung seiner Pension in Höhe von 20 Millionen Euro ging derart indiskret vonstatten, dass sich Presse und Politiker erneut vor Empörung überschlugen. Die Bild-Zeitung bezeichnete die an den »Steuerbescheißer« ausgezahlte Summe als »obszön«, Hubertus Heil (SPD) sprach von einer »Unverschämtheit gegenüber allen in unserem Land, die hart arbeiten, ehrlich Steuern zahlen und sich an die Regeln halten«, und Horst Seehofer (CSU) bekräftigte, »Herr Zumwinkel stopft sich die Taschen voll« und mache damit »die soziale Marktwirtschaft kaputt«. So unentspannt hatte sich der Finanzritter seinen Ruhestand auf dem Kastell garantiert nicht vorgestellt. Dabei steht ihm die frühzeitige Auszahlung der Rente nach seinem Arbeitsvertrag so­gar zu. »Ich bin doch nicht der Einzige«, sagte Zumwinkel der Bild am Sonntag. »Das ist bei der Post ein ganz normaler Vorgang.«
Wenig ritterlich ist dagegen seine angebliche Verstrickung in die Spitzelaffäre der Telekom. Wie Spiegel online zufolge aus einem internen Papier hervorgeht, soll Zumwinkel als Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens Ausspähaktionen gedeckt und persönlich »diskrete« und »geräuschlose« Geldzahlungen an einen Informanten angeordnet haben, der beim Wirtschaftsmagazin Capital Insider-Quellen enttarnen sollte. Angesichts dieses Verdachts fiel die Staatsanwaltschaft über Zumwinkels Festung her. Sollte sie Beweismaterial finden, muss der Burgherr fürchten, seinen Lebensabend in einem Verließ verbringen zu müssen.