Der schlimmste Angriff

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»Er hat sofort das Feuer eröffnet«, berichtet Or Gil. Der 16jährige versteckte sich unter einem Tisch, als der schwarz gekleidete Täter am Samstag in Tel Aviv auf die Besucher eines Jugendclubs für Homosexuelle schoss. Zwei Menschen wurden getötet, Gil und 14 andere verletzt. Noch am Abend gab es spontane Demonstrationen und Mahnwachen. »Dies ist zweifellos der schlimmste Angriff auf Homosexuelle in Israel«, sagte Nitzan Horowitz, ein Abgeordneter der linksliberalen Partei Meretz. Ein palästinensischer Anschlag wird ausgeschlossen. Da der Jugendclub auch von arabischen Israelis besucht wird, könnte der Täter ein Familienangehöriger sein, der die Homosexualität ­eines Verwandten nicht akzeptieren wollte. Als wahrscheinlicher gilt jedoch, dass jüdische Rechtsextremisten für den Anschlag verantwortlich sind.
Die Knesset hat in den vergangenen 20 Jahren eine Reihe von Gesetzen zur Gleichstellung von Homosexuellen verabschiedet. Doch Horowitz ist der einzige Abgeordnete, der sich zu seiner Homosexualität bekennt, das Outing ist für viele Israelis ein Problem, auch im liberalen Tel Aviv. »Es ist schrecklich, dass die Eltern einiger meiner Freunde es auf diesem Weg herausfinden werden«, sagte Or Gil. Premierminister Benjamin Netanyahu verurteilte den »schockierenden Mord«, doch ultraorthodoxe Politiker äußern sich offen homophob. So sagte Eli Yishai, Vorsitzender der Shas-Partei und Innenminister, im Jahr 2006, dass »Homosexualität eindeutig eine Krankheit« sei, sein Parteifreund Shlomo Benziri, ein mittlerweile pensionierter Minister, machte im vergangenen Jahr die rechtliche Gleichstellung der Homosexu­ellen als Ursache für Erdbeben aus. Viele Israelis glauben, dass homophobe Aussagen von Politikern, die dem Establishment und derzeit der Regierungskoalition angehören, extremistische Täter ermutigen. »Angesichts der Anstiftung zum Hass auf die homosexuelle Gemeinschaft ist es nicht überraschend, dass so ein Verbrechen begangen werden kann«, sagte Mai Pelem, Präsident der Homosexuellen-Vereinigung Tel Avivs.   js