Konkurrenz der Jihadisten

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Die Hamas sei »säkular«, schimpfte der Prediger, sie müsse endlich beginnen, »die islamischen Gesetze anzuwenden«, statt sich »hinter dem Islam zu verstecken«. Diese recht eigenwillige Interpretation der islamistischen Herrschaft über den Gaza-Streifen stammt von Abdel-Latif Moussa, dem Führer der Jund Ansar Allah (Armee der Helfer Gottes), einer al-Qaida nahestehenden Gruppe. In der vergangenen Woche sagte Moussa bei der Freitagspredigt in seiner Moschee in Rafah, Gaza werde »wiedergeboren« als »Islamisches Emirat, loyal zu Ussama bin Laden«. Zu diesem Zeitpunkt hatten Milizionäre der Hamas die Moschee bereits umstellt, bei den anschließenden Kämpfen wurden 24 Menschen getötet, unter ihnen Moussa, ein hoher Kommandant der Hamas und sechs Zivilisten.
Auch mit anderen Islamisten will die Hamas die Macht nicht teilen, schon gar nicht, wenn sie so dreist sind, die Herrschaft zu beanspruchen. Vermutlich um möglichst viele Anhänger Moussas auf einmal zu erwischen, hatte die Hamas das Freitagsgebet abgewartet, obwohl dies ein in religiöser Hinsicht fragwürdiges Verfahren ist, das, hätte Israel es angewendet, zweifellos internationale Proteste hervorgerufen hätte. Die Jund Ansar Allah gehört zu den jihadistischen Gruppen, die nicht unter der Kon­trolle der Hamas stehen. Diese Gruppen werden unter anderem für Anschläge auf Internetcafés und andere tugendterroristische Maßnahmen verantwortlich gemacht, die sogar der Hamas zu weit gehen. Überdies will die Hamas den Gang der Dinge in der Konfrontation mit Israel allein bestimmen, derzeit agiert sie zurückhaltend, weil sie auf eine diplomatische Anerkennung ihrer Herrschaft über den Gaza-Streifen hofft. Ein solches Taktieren gilt al-Qaida, die bereits früher die Hamas wegen ihrer mangelnden Konfrontationsbereitschaft kritisierte, als Verrat. Die Hamas hat nun ihr Monopol auf den Jihad vorläufig gesichert.   js