Herbe Lektion

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Dream-Pop also. Stirbt bestimmt nicht aus. Von der Schönheit der Melancholie wird immer jemand singen wollen – zu Schäfchenwolkenmusik. Selbstverständlich gibt es auch interessante Dream-Pop-Bands, The XX zum Beispiel. Oder Galaxie 500, deren Alben gerade wieder erschienen sind. Oder Beach House aus Baltimore: Die Stimme von Victoria Legrand überrascht, weil man sie im Dream-Pop der Gegenwart nicht kennt. In einer Welt, in der niedlich verzärtelte Jungs- und Mädchenstimmen für wenig Abwechslung sorgen, ist Legrands Gesang eine ungewohnte Lektion des Spröden, Herben und Kantigen. Man könnte diese Stimme, ihr Timbre, auch androgyn nennen.
Die Songs des dritten Albums »Teen Dream« wurden mit einfachen Computerbeats, moderater Perkussion, simplem Klavierspiel, sphärischen Synthie- und Orgelsounds, diskretem Bass und einer repetitiv gespielten Gitarre ins­trumentiert. Das kleine oder mittlere Indie-Aufgebot. Der unterlegte Hall erzeugt kein Mehr an Weite, er macht die Räume enger. Leicht täuscht der Lo-Fi-Modus über Komplexität hinweg. Denn obwohl hier alles klingt, als sei es mal eben in einem einigermaßen engen Raum aufgenommen worden, entwickelt sich bald jedes Stück prächtig, wächst in überzeugender Tiefe mitunter sogar über sich hinaus. Was auch mit den Melodieverläufen zu tun hat, die gerne überraschende Umwege nehmen, um schließlich zu traumhaft traurigen Refrains zu werden, die einem indessen nicht zu nah auf die Pelle rücken. Was wiederum an Legrands Stimme liegt: Ihre Distanziertheit wirkt wie eine Grenze.

Beach House: Teen Dream (Cooperative Music/Universal)