Im Herzen der Dunkelheit

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Die ersten beiden Platten von Tender Forever sind weitgehend unbemerkt unter dem Radar der hiesigen Musikpresse durchgerauscht, ­warum ist nicht ganz klar. Das Debüt »The Soft and the Hardcore« versammelte wunderschöne Popsongs, die Sehnsucht und Euphorie mit einer subversiv-queeren Haltung verbanden. Eingespielt wurde das Ganze von der sich hinter dem manifestartigen Pseudonym verbergenden Multiinstrumentalistin Melanie Valera auf wenig mehr als einem Roland-Keyboard, einem beseelt holpernden Drumcomputer und einer Gitarre. »The Soft and the Hardcore« war, wie auch das zweite Album »Wider«, eine formvollendete Symbiose aus LoFi-Ästhetik und Breitwandgefühlen.
Waren die ersten beiden Alben noch vollgepackt mit herzerweichenden Liebesliedern, macht sich auf der neuen Platte der Band, »No Snare«, streckenweise klamme Düsternis breit. Der Titel deutet es an, das Zentrum ist abhanden gekommen, es geht um Liebeskummer und Verlust. Die Platte oszilliert souverän zwischen Trennungsschmerz und Aufbruchsstimmung. Die Texte tun es der Musik gleich und legen alles offen: »My heart, my mouth, my chest, they’ve been talking, but they haven’t said your name.« Die Simplizität der Songs führt jene, die Pop nur noch ironisch hören können, auf die falsche Fährte. Auf »Tender Forever« geht es um die ganz großen Gefühle, und das alles ist tatsächlich so gemeint. »My place is bright, it is my own.« So schön und einfach kann es sein.

Tender Forever: No Snare (K Records)