Milliardäre gesucht

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»Wie angelt man sich einen Millionär?« fragte sich Marilyn Monroe 1953 im gleichnamigen Hollywood-Film. Im Jahr 2010 scheinen Millionenvermögen nicht mehr auszureichen, gesucht werden Milliardäre. Bill Gates und Warren Buffett, der hierzulande nicht ohne den Zusatz »Investment-Guru« präsentiert wird, haben die Initiative »The Giving Pledge« gegründet. Sie wollen die Spendenfreudigkeit von Milliardären fördern. In den USA haben sich ihrem Projekt bisher 40 Superreiche angeschlossen, der Spiegel wertete diesen Zulauf als erstes Signal für eine »Revolution des Spendenwesens«. In Bayern schrillen beim Stichwort »Revolution« reflexhaft die Alarmsignale. Die Passauer Neue Presse fragte Claudia Roth, die im äußersten Süden der Republik scheinbar als repräsentative Vertreterin der revolutionären Avantgarde wahrgenommen wird, ob auch Deutschland eine solche Revolution drohe. Die Bundesvorsitzende der Grünen bestätigte die Befürchtungen und bezeichnete das amerikanische Modell als Vorbild. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Joachim Poß nannte die Initiative der US-Milliardäre ebenfalls eine »gute Idee«. Die Welt wertete diese Äußerungen als »Großspendenaufruf« an deutsche Milliardäre und titelte »Politik will Reiche stärker in die Pflicht nehmen«. In der Frankfurter Rundschau verwies man darauf, dass Spenden allerdings eine höchst freiwillige Angelegenheit sei, warnte vor Milliardären mit »Gutsherrenmentalität« und gab einer Erhöhung des Spitzensteuersatzes den Vorzug. In der Bild am Sonntag plädierte auch Jürgen Trittin im Hinblick auf die soziale Gerechtigkeit für Steuererhöhungen. Steuerzahlende Milliardäre? Da fehlt dem Spiegel der Glamour, dort sucht man weiter unverdrossen nach deutschen Äquivalenten zu »Star-Wars-Erfinder« George Lucas oder »Medienmogul« Ted Turner. Bisher ist man mit Aldi-Discounterkönig Karl Albrecht, Schuh-Baron Heinz-Horst Deichmann und der Versandhauslegende Michael Otto allerdings auf Kandidaten mit eher bescheidenem Hollywood-Potential gestoßen.