Ruhende Anliegen

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Weil das Äußern von Meinungen zu den Lieblingshobbys des gemeinen Internet-Users gehört, wimmelt es im World Wide Web nur so vor Votingmöglichkeiten. Selbst der Bundestag bietet die Möglichkeit, Petitionen online zu erstellen – aber das alles scheint noch lange nicht zu genügen, weswegen Petitions-Pages in Deutschland zum dernier cri des Internet ge­hören. Eine ganz besonders putzige Seite des Genres hört auf den eingängigen Namen »petitionen.com« und wirbt damit, dass man dort »kostenlose Petitionen erstellen« und »Mitstreiter finden« könne, »wir schreiben hier das Recht auf freie Meinungsäußerung groß! Keine Zensur oder Löschung!«
Eine solche Petition zu erstellen ist ganz einfach, man braucht nur irgendeine E-Mail-Adresse, und schon kann man mit der Verbreitung des eigenen Anliegens beginnen. Obwohl, ääähhh, warum eigentlich? Steht da irgendwo, was mit den fertigen Elaboraten passiert? Nein, natürlich nicht, die Petitionen stehen dort halt so herum und sind sich selbst genug, was immerhin ganz gut dazu passt, dass es auf der Seite nicht mal ein Impressum gibt.
Was zahlreiche Anliegen-Haber nicht davon abhielt, sich dennoch dort zu verewigen, wenn auch in den meisten Fällen mit eher minimalem Erfolg. »Volk fordert sofortigen Rücktritt von Hr. Sauerland« brachte es exakt auf null Unterzeichner, während der Aufruf an eine Spielefirma, die Preise aber sofort zu senken, mit zwei Signaturen deutlich populärer war. Die Wale retten wollten dagegen neun Unterzeichner, die optimistisch gestartete Kampagne »51 000 FC-Fans gegen das neue Auswärtstrikot!« unterstützten immerhin 286 Köln-Fans. 2 927 Unterschriften gab es hingegen für die sofortige Ver­öffentlichung einer CD des DSDS-Stars Menowin – gut, dass das alles mal gesagt wurde.