Faxen gegen Abschiebung

Von anna kow

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Wer am Montagmorgen zum Flughafen Schönefeld gefahren ist, um dort gegen die Sammelabschiebung vietnamesischer Flüchtlinge zu demonstrieren, war leicht zu erkennen: Das Gepäck fehlte. Das fiel auch der vor dem Flughafen wartenden Polizei auf. Kaum aus dem Bus gestiegen, werden die Ankommenden gebeten, nicht vor dem Eingang stehenzubleiben, sondern sich der Ansammlung von rund 40 Demonstrierenden auf der anderen Straßenseite anzuschließen. »Massaker, Vertreibung, Deportation – das ist deutsche Tradition!« schallt es von dort den vorbeihastenden Fluggästen entgegen, eine Sambagruppe trommelt, auf einer Bank liegen Brötchen und Schoko­sojamilch für alle bereit, denen keine Zeit zum Frühstücken geblieben ist. Ein paar Aktivistinnen haben schon um fünf Uhr morgens vor dem Abschiebeknast in Berlin-Grünau versucht, den Bus zu stoppen, mit dem die Flüchtlinge zum Flughafen transportiert werden sollten – »das hat nicht geklappt, aber sie haben mitbekommen, dass wir da sind, das ist das Wichtigste«, erzählt eine. Der Flüchtlingsrat Berlin hatte im Vorfeld zu einer Fax-Protestaktion gegen die an der Abschiebung beteiligte Fluggesellschaft Aeroflot aufgerufen. Der Vorteil von Faxen gegenüber E-Mails sei, dass man sie nicht wegklicken könne, erklärt einer der Aktivisten: »Faxe muss man in die Hand nehmen, die unterbrechen den Büroalltag.« Später wird sich zeigen, dass Faxe noch viel mehr können: Wegen einer Bombendrohung, die auf diesem Wege bei der Presse einging, verzögerte sich der Flug um mehrere Stunden. Ob die Absender, die sich nach einem tschetschenischen Djihadisten »Kommando Abu al-Walid al Ramedi« nennen, etwas mit den Protesten gegen die Abschiebungen zu tun haben? Innensenator Ehrhart Körting (SPD) geht jedenfalls von einer »Finte« der linken Szene aus, wie er dem Tagesspiegel sagte. Aeroflot und die Bundespolizei haben sich weder von den einen noch von den anderen Faxen davon abhalten lassen, das Flugzeug mit den 45 unfreiwilligen Passagiere starten zu lassen.