Home Story

<none>

Viele unserer Leser glauben, dass in der Redaktion ständig politische Debatten auf höchstem Niveau geführt werden. Das ist natürlich auch so, aber bekanntlich ist das Private politisch. Deshalb wird hin und wieder auch über das Privatleben anderer Leute getratscht. Besonders, wenn es im Dschungel-Camp dargeboten wird. Auch dort gibt es Repression und himmelschreiende Ungerechtigkeiten. Die Parole des Tages war daher beim Jungle-Tischgespräch: »Solidarität mit Sarah!« Sarah »Dingsbums« Knappig musste das Camp verlassen. »Ein Skandal, dass sie von RTL hinausgeworfen wurde«, schimpft der Thema-Redakteur.
Eine wöchentliche wiederkehrende Debatte, bei der politisches Wissen, ästhetisches Empfinden, philosophischer Tiefsinn und Kalauerkompetenz gleicher­maßen gefragt sind, ist die Auswahl des Titelbildes. Wie so vieles hier ist das ein basisdemokratischer Prozess, zum Leidwesen des Layouters, hinter dessen Rücken sich die durcheinander schwatzende Meute versammelt. China. Was fällt uns zu China ein? Den Reis haben wir schon aufgegessen. Glückskekse gab es nicht zum Nachtisch. Und in China gibt es sie auch nicht zum Nachtisch, wie ein kundiger Hobbysinologe einwirft. Wenn man Wikipedia glauben darf, war es zu allem Überfluss auch noch ein Japaner, der sie erfunden hat. Allerdings gibt es einen schönen Glückskeks-Sinnspruch, der den Prozess der Titelbildauswahl charakterisiert: »Talente ohne Tugend sind wie Sklaven ohne Herren: Sie können sich nicht gut benehmen und sind zu allem fähig.« Wenn sich also die Talente versammeln, gibt es zunächst ein großes Durcheinander. Schließlich geht es nicht allein um die Auswahl des richtigen Bildes, auch eine dazu passende treffliche Schlagzeile will erfunden werden. »Leicht ist es, ein Reich zu regieren, aber schwer eine Redaktion«, denkt dann der Layouter, der des Gleichmuts eines Zen-Buddhisten bedarf. »Lasst 100 Blumen blühen, lasst 100 Schulen miteinander wetteifern«, forderte hingegen Mao. Also beginnt das Wetteifern. Panda-Bären? Zu kitschig. Ein Hase! Warum ein Hase? Weil bei den Chinesen bald das Jahr des Hasen beginnt. Aber die Zahl der Astrologie-Gläubigen unter unserer Leserschaft ist wohl überschaubar. Ein Soldat? Zu militaristisch. Sarah »Dingsbums« Knappig? Die hat nun wirklich nichts mit China zu tun. Wenn die blumigsten Ideen verblüht sind, klärt sich langsam die Lage. Den Titelbildentwürfen geht es dann wie den Kandidaten im Dschungel-Camp: Einer nach dem anderen wird hinausgeworfen, wenn er bei den immer strenger werdenden Prüfungen durchfällt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.