Über die Affinität von Katholizismus und Kritischer Theorie

Die Tressen des Paradieses

Bemerkungen zur Affinität von Katholizismus und Kritischer Theorie.

»Und wenn Sie gerade in der Laune sind, beantworten Sie mir die Frage, die mich sehr beschäftigt: Hat Nietzsche recht, dass die Reformation das große Unglück der Geschichte war?? Je mehr ich darüber nachdenke, je mehr glaube ich, er hatte recht. Es war nichts wirklich Befreiendes in der Reformation (look at the faces of Luther, Calvin, and the Puritans!!) … Andererseits hätten wir wohl kaum unter den Borgias leben können: Sie hätten uns auch verbrannt – aber vielleicht schneller und weniger methodisch.«
Herbert Marcuse an Max Horkheimer,
7. Januar 1956

Die Kritische Theorie firmiert nicht nur als säkularisierte Gestalt des jüdischen Messianismus, in ihren Schriften ist auch das Bilderverbot im 20. Jahrhundert in unübertroffener Radikalität geltend gemacht geworden. Die zum Gemeinplatz gewordene Rede von der theologischen Mitgift der Kritischen Theorie unterschlägt indessen, wie nuanciert sich ihre Exponenten in zahlreichen religionsgeschichtlichen Exkursen zu beiden christlichen Bekenntnissen geäußert haben. Es ist frappierend und wurde bislang kaum beachtet, dass insbesondere Max Horkheimer Judentum und Katholizismus in einen schroffen Gegensatz zum Protestantismus rückt. Die von ihm herausgestellte Affinität zwischen Judentum und Katholizismus betrifft dabei sowohl gewisse rituelle Motive wie ihre ideelle Substanz. Zum Prüfstein aller drei Bekenntnisse avanciert bei Horkheimer deren immanenter zivilisatorischer Gehalt, den die Kritische Theorie, entgegen vulgärmaterialistischen Gepflogenheiten, den ihnen innewohnenden Bestimmungen von Sinnlichkeit und Geist entnimmt. Nicht zu lösen ist das Interesse an diesem Gehalt von den Reflexionen zur Geschichte und Theorie des Antisemitismus.
Ein wesentlicher Aspekt des modernen Anti­semitismus besteht für Max Horkheimer darin, dass dieser ein Symptom missglückter Triebbewältigung sei. Der Antisemitismus rebelliert gegen die im Individuum sedimentierte Zivilisation im Namen der blinden Gewalt verdrängter, unsublimierter Triebbedürfnisse: »Antisemitismus gehört ganz wesentlich zu den durch Zivilisation negierten primitiven Instinkten. (…) In Wahrheit gehört er unmittelbar zur unterdrückten, negativen Seite der ambivalenten Sexualität, der unsublimierten, barbarischen Promiskuität. Die Zivilisation gilt unbewusst als Inbegriff unbewältigter, verhasster Verbote. Ganz deutlich wird es in den (…) auf Klosettwände gemalten antisemitischen Symbolen und Bildern, als deren enthüllendstes der Penis als Judennase fungiert.« (1) Es liegt nahe, dass für das Scheitern oder Gelingen von Triebbewältigung die Entfaltungsbedingungen, die ein religiöses Bekenntnis der Triebstruktur des Einzelnen nimmt oder gewährt, von eminenter Bedeutung sind.

Das erbärmliche Individuum

Dass das Judentum der Kritischen Theorie das Bilderverbot vererbte, dürfte deren Wahrnehmung religiöser Ideengebäude ebenso geschärft haben wie ihre Achtung vor der menschlichen Physis und deren somatischen Bedürfnissen. Diese Achtung kommt vor allem in Horkheimers Urteilen über die Reformation zum Ausdruck, in der er einen weit lust- und sinnesfeindlicheren Impuls ausmacht als in der katholischen Praxis der Abgeltung der Sünde durch die Beichte. Diese folge einer Logik der Entäußerung, während die protestantische Ethik auf die restlose Verinnerlichung von Zwang und Verbot ziele und das Individuum als Sinneswesen in seinem Innersten negiere. Bereits in seinem Essay »Ego­ismus und Freiheitsbewegung« von 1936 sieht Horkheimer in den Lehren Martin Luthers und Johannes Calvins »die Erbärmlichkeit des Individuums« programmatisch postuliert: »Im Gegensatz zum Katholizismus gibt es hier keine neutrale Sphäre des Trieblebens, sondern das Wesen des Menschen schlechthin ist böse und verderbt.« (4/14) Impliziert sei damit erst recht die Denunziation der jüdischen Lehre, wonach die Welt gut und die Menschennatur immerhin nicht böse sei. Horkheimer erkennt die reformatorische Konfession als Bekenntnisform, welche die neuzeitliche Ökonomie flankiert, indem sie »mit der katholischen Toleranz gegen bestimmte, die Einführung der neuen Wirtschaftsordnung störende menschliche Reaktionsweisen« bricht. (ebd.) Noch in den sechzi­ger Jahren bekräftigt er seinen überraschend deutlichen Bannfluch über den Protestantismus in einer Notiz mit dem Titel »Positivismus und Protestantismus«: »Beide laufen auf dasselbe hinaus: Du sollst dich an die Tatsachen halten und Wissen und Glauben streng voneinander trennen. (…) Die Reformation ist die erste große Anpassung des Christentums an die Bedürfnisse des Bürgertums. (…) Der Katholizismus nimmt die Lehren des Stifters wenigstens teilweise noch ernst. (…) Die Welt ist irgendwie durch Vernunft erkennbar, ebenso wie das Heil: Die Kirche ist die Vermittlerin. Der Protestantismus macht aus dem Christentum eine Karikatur.« (14/304f.)
Zum Index des zivilisatorischen Ranges eines religiösen Bekenntnisses erklärt Horkheimer dessen Empfänglichkeit für Glück, Genuss und die beides allererst ermöglichende Vernunft. Die radikalste Negation dieses Zusammenhangs von Sinnlichkeit und Geist betreibt der Antisemitismus. Bereits in der »Dialektik der Aufklärung« ist als dessen treibendes Motiv die Idiosynkrasie gegenüber jenen benannt, die Lohn ohne Arbeit hatten und Glück genossen, ohne über Macht zu verfügen, also gegenüber den Juden, an denen die Antisemiten eben diese Züge halluzinierten. Horkheimer liefert eine religionsgeschichtliche Begründung für die protestantische Freudlosigkeit, die in Deutschland nur in periodisch wiederkehrenden Pogromen, welche allemal Züge eines Volksfestes annahmen, durchbrochen wurde und bereits in sich selbst eine Affinität zum Antisemitismus hat: »Luther ahnt den tiefen Zusammenhang zwischen Genuss und Geist und verfolgt beide mit dem gleichen Hass.« (4/58) Der Protestantismus komme all jenen Instinkten entgegen, die zur Entwicklung eines Ressentiments führen, das denen eigen ist, die ihr Triebziel verfehlen, und denen gilt, die den Genuss nicht verfemen: »Zuvörderst galt die Feindschaft (…) jedem erotischen Anklang, dem Luxus überhaupt.« (ebd.) Der Protestantismus perhorresziert Lust auch in sublimierter Form, in den Gestalten von Vernunft und Leidenschaft, also in allem, worin menschlicher Geist die Notdurft des Natürlichen überwindet. Dass Luther etwas vom innigen Zusammenhang zwischen Lust und Geist geahnt haben muss, legt seine obsessive Rede von der »Hure Vernunft« nahe: »Was ich von der Brunst, so eine grobe Sünde ist, rede, solches ist auch von der Vernunft zu verstehen, denn dieselbe schändet und beleidiget Gott in geistigen Gaben, hat auch viel greulicher Hurenübel, denn eine Hure.« Indem Luther die Vernunft der Lust entfremdet, degradiert er jene zur Empfängerin von Befehlen des Glaubens und vergällt dieser die durch Vermittlung des Geistes herzustellende Erfüllung. Aus Luthers Ressentiment spricht die verdrängte Geilheit ebenso wie die vom Glauben frustrierte Vernunft. »Bei Martin Luther«, kommentiert Horkheimer jenes Zitat, »ist das antisemitische Arsenal vollständig beisammen. Der Antirationalist Luther vergleicht die Vernunft mit einer wilden Bestie und mit einer Hure, und die Juden wirft er mit den Huren in einen Topf.« (4/385)

Protestantismus und Antisemitismus

Die Konnotation der Vernunft mit dem Judentum, die Horkheimer bei Luther erkennt, ist kein Zufall, denn gemäß der Tora hat Gott die Vernunft geheiligt. Keine Religion betreibt die Versöhnung von Vernunft und Trieb, Geist und Lust derart unbeirrt wie das Judentum, das damit an Erkenntnisgehalte erinnert, die auch dem Christentum nicht prinzipiell fremd sind: »Für die Bibel gibt es eine Erkenntnis, die durch den Leib geht. (…) Dies bezeugen die beiden Bedeutungen des Verbums ›erkennen‹ (lada’at) im biblischen Hebräisch, deren eine auf den Erkenntnisakt, deren andere auf die sexuelle Beziehung hinweist.« (2) Bemerkenswert ist, mit welchem Nachdruck Horkheimer die Vorstellung eines gegen das Judentum gerichteten mono­lithischen christlichen Dogmas verwirft und wie genau er zwischen den christlichen Konfessionen in ihrem Verhältnis zum Judentum unterscheidet. Was am Ursprung des Protestantismus als dessen konstituierendes Moment stehe, stelle im Katholizismus eine spätere Entwicklung dar, die dessen Gehalt widerstreite: »In der Praxis kennt die Kirche sowohl den Anti-Juda­ismus als auch den Antisemitismus, obwohl der Antisemitismus im Widerspruch zur katholischen Lehre steht.« (5/370) Die Frontlinien zwischen Judentum und Christentum neu bestimmend, hebt Horkheimer ideelle Übereinstimmungen zwischen dem Judentum und einem Katholizismus hervor, der sich seit jeher zumindest bemüht hat, aus der Vernunft die Existenz Gottes zu erweisen: »Wenn auch der Katholizismus stets einen Unterschied zwischen der Vernunft vor und nach dem Sündenfall gemacht hat (…), so bildet diese in der Lehre seiner größten Philosophen doch den Stolz des Menschen.« (4/57)
Demgegenüber lag die Denunziation von Vernunft und Lust der Reformation nicht nur im Hinblick auf das Judentum nahe. Auch die katholische Kirche wurde, etwa von den Puritanern, als »Hure Babylon« bezeichnet. (3) Der Antirationalismus der Reformation denunzierte die katholische Lehre, wonach, exemplarisch bei Thomas von Aquin, Vernunft und Freiheit korrelative Begriffe seien. Einem Urteil Horkheimers aus dem Jahr 1941 zufolge bedeutet die Reformation daher keineswegs einen Fortschritt des Geistes im Bewusstsein der Freiheit: »Zur Zeit der Reformation wurden die Juden nicht, wie im Krieg gegen die Albigenser, zusammen mit den Ketzern, sondern gemeinsam mit den Katholiken verfolgt. Genau wie man Mönche und Nonnen anklagte, in ihren Klöstern geheime Schätze zu horten und unnatürlichen Praktiken zu frönen, so wurden die Juden neben ihren abergläubischen Riten grausiger geheimer Verbrechen bezichtigt.« (4/384)
Der späte Luther designierte die Juden als den neben der katholischen Kirche und den Schwärmern dritten großen Feind. Seine Dämonisierung von Juden, Täufern und Papsttum gipfelte in der Forderung, die Täufer hinzurichten, die Juden aus dem Land zu vertreiben und dem Papst und seiner Anhängerschaft die Zungen herauszureißen. In seiner Schrift »Wider das Papsttum zu Rom, vom Teufel gestiftet« liefert Luther die theologische Rechtfertigungslehre seiner Morddrohungen gegen Juden, Täufer und Katholiken. Diese drei bedeutendsten Widersacher seiner Lehre hielten nämlich sowohl an der Idee des freien Willens wie an der Möglichkeit der Selbstrechtfertigung durch gute Werke, der im Katholizismus so genannten »Werkgerechtigkeit«, fest. (4)
Léon Poliakov vergleicht die Haltung von Humanisten einerseits und katholischer Inquisition andererseits gegenüber den Juden miteinander und gelangt zu verblüffenden Schlüssen. Gerade das scheinbare Relikt des mittelalterlichen Glaubens an die Erlösung durch die Taufe habe die katholischen Vertreter ihrem Antijudaismus zum Trotz gegenüber den einzelnen Juden eher milde gestimmt: »Während die Humanisten viel heftiger gegen den Juden Pfefferkorn und seine getauften und nicht getauften Stammesgenossen vorgingen, legten die aus dem Dominikanerorden stammenden Inquisitoren und ihre Verbündeten eine viel tiefere christliche Liebe gegenüber ihren eifrigen Glaubensgegnern an den Tag, obwohl sie deren Bücher auf den Scheiterhaufen bringen wollten.« (5) Noch im Nationalsozialismus hatten Juden, wenn ihnen in Deutschland überhaupt Hilfe zuteil wurde, diese eher als von Protestanten von Katholiken zu gewärtigen, denen der Glaube nicht ausreichte und die zur das Gebot der Nächstenliebe verwirklichenden Tat schritten. Im amerikanischen Exil befasste sich das Institut für Sozialforschung mit der Frage, »welche Art Menschen den Emigranten geholfen hatten, solange sie noch in Deutschland waren. (…) Das Resultat war eindeutig. (…) Die meisten Helfer stammten aus der Gruppe frommer Katholiken.« (18/780f.) (6)
In einem Brief vom August 1942 aus dem amerikanischen Exil an den evangelischen Theologen Paul Tillich skizziert Horkheimer seine Einschätzung der Charakterstruktur und historischen Bedeutung Luthers: »Er ist der Held des Anti-Semitismus und der Bauernmassaker (…). Unter dem Legalismus schlummert (…) die Gesetzesfeindlichkeit, unter dem bürgerlichen Puritanismus der Trieb zum Exzess. Die Askese ist doppelsinnig, sie gehört zur Einrichtung im schlechten Bestehenden, aber auch zum Widerstand gegen das Unrecht. Wenn man, wie Sie und ich heute, in einer Atmosphäre sinisterer Sachlichkeit zu existieren hat, erscheint die lutherische Anti-Askese, die drüben Triumphe feiert, gerade so lange als das Höhere, bis man das frischfröhliche Morden in nächster Nähe am Werk sieht.« (17/316f.) In nachreformatorischen Zeiten wird der Trieb nicht mehr bewältigt, sondern kommt im Fanatismus zum Ausbruch. Dafür, dass die Welt keine Erfüllung mehr schenkt, sondern nur mehr endlose Versagung produziert, halten sich die Menschen an den Juden schadlos, die die Erinnerung des Paradieses nicht preisgeben.
Der Hass auf den von Zivilisation und Gesellschaft geforderten Triebverzicht entlädt sich an den Repräsentanten des väterlichen Gesetzes: »Der Nazi akzeptiert väterliche Autorität nur dann, wenn sie ihm unbegrenzte Triebfreiheit gewährt.« (7) Horkheimer sieht die Unfähigkeit zum Genuss und die regressive Entsublimierung, die ihr korrespondiert, in Beziehung mit einem Ressentiment, dessen frühe Form er in der Reformation erkennt. Das Leben selbst wird verfemt und mit ihm jene Religion, die es heiligte: »Die Feindschaft der Versklavten gegen das Leben ist eine unversiegbare historische Kraft der geschichtlichen Nachtsphäre. Noch der puritanische Exzess, der Suff, nimmt am Leben verzweifelte Rache.« (5/266) Nicht umsonst gipfelten die Kongresse der Antisemiten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts regelmäßig in kollektiven Besäufnissen, in lustfeindlichen Exzessen also, die die Vernunft chloroformieren und den Trieb lahmlegen, um ihn als Gewalt zu entfesseln.

Das große Reinemachen

Diese schlechtesten Traditionen der Reformation sieht Horkheimer jedoch nicht auf Deutschland, auf »die lutherisch-deutsche Lust am fröhlichen Morden« (5/286), beschränkt. Noch in dem moralischen Rigorismus und in der terreur Robespierres erblickt er deren Ungeist: »Sein Begriff der Tugend stimmte mit der puritanischen Ansicht recht weitgehend überein.« (4/15) Der moralisch unterfütterte politische Terror des 18. Jahrhunderts antizipiere gewisse Charakteristika des späteren Antisemitismus, zu dessen Vorgeschichte für Horkheimer die Reformation gehört: »Mit den Reformatoren teilt Robespierre die Feindschaft gegen die erotische Kultur. Das fortwährende Dringen auf Reinheit der Sitten und die damit verbundene Sucht, überall Schmutz aufzudecken, ist von seiner Politik nicht abzulösen. Sie sehen überall Unrat, physischen und moralischen. Müßiggang, Menschen mit lockeren Sitten, eine Haltung, die sich zu Genuss und Glück bekennt, sind ihnen verhasst.« (4/68) In einem Brief vom Mai 1942 bestimmt Horkheimer den Ursprung des Antisemitismus aus dem Geist des Ressentiments, der die völkischen Bewegungen umtreibt: »Die Idee des Reinemachens, des Fegens und der Säuberung hängen bekanntlich mit kriegerischen, genussfeindlichen, ja geradezu antisemitischen Instinkten zusammen. Schon Calvin hat in seinen Mußestunden einen Plan zur regelmäßigen Reinigung der Stadt Genf entworfen. Ich glaube, dass dieser Zug viel mit seinem düsteren Aussehen zu tun hatte. Den bösartigen Freiheitsbewegungen der Völker pflegen die Rufe nach Reinlichkeit in Regierungsgeschäften, Ausmistung der öffentlichen Ämter und ähnliche hygienische Schlagworte vorherzugehen. Wenn die Masse einmal offen damit droht, dass Stunk und Schmutz mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden müssen, sollten sich die Weisen, die Träumer und Philosophen aus dem Staub machen, mit dem sie sonst weggewischt werden.« (17/287)
Herbert Marcuse bringt die Ideologie der Bejahung des Todes, wie er sie im philosophischen Werk Heideggers vorfindet, mit einem reformatorischen Prinzip in Verbindung: »Die Ideologie des Todes ist in allen Formen der ›innerweltlichen Askese‹ am Werk.« (8) Dem korrespondiert auf verblüffende Weise eine Einsicht Adornos über den Hass auf die Juden: »Sie haben sich, könnte man sagen, nicht oder nur widerwillig aus dem Paradies vertreiben lassen. Noch die Beschreibung, die Moses von dem Land, wo Milch und Honig fließen, gibt, ist die des Paradieses. Dies Festhalten am ältesten Bild des Glücks ist die jüdische Utopie (…), die Vertreibungen der Juden sind Versuche, die Vertreibung aus dem Paradies seis zu vollenden seis nachzuahmen.« (16/763f.) Die Antisemiten machen den Juden die Welt und das Leben zu der Hölle, als die die Reformation sie designiert hatte. Indem er alles dafür tut, das jüdische Credo von der Heiligkeit des Lebens zu widerlegen, gibt der Antisemitismus noch in den Massakern, die er verübt, ein Beispiel fanatischer Proselytenmacherei.

Der »Katholizismus der Juden«

Vor allem Horkheimer, der im wilhelminischen Deutschland aufwuchs, hat gerade wegen seines Anspruchs konsequenter Religionskritik zeit­lebens auch ein genaues Sensorium für die Nuancen der verschiedenen Konfessionen, für ihr Gemeinsames und Trennendes, bewahrt. Von größter Bedeutung für das theologische Moment von Horkheimers Denken ist die ästhetische wie ideelle Affinität von Judentum und Katholizismus, denen ein ähnlicher Gestus religiöser Verehrung zugrunde liege, weshalb das Judentum von christlicher Seite derselbe stereotype Vorwurf treffe wie den Katholizismus von protestantischer. Ebenso wie die Halacha als äußerlich und materiell verteufelt wird, werde das katholische Ideal der Werkgerechtigkeit vom Geist des Protestantismus abgelehnt: »Ich denke an den Briefwechsel zwischen Paul Claudel und André Gide, in dem Claudel versucht, Gide zum Christentum zu führen. Gide schreibt darin an Claudel, dass es ihm unmöglich sei, an die Dogmen des Christentums zu glauben, und Claudel antwortet ihm etwa in dem Sinne: Dann glaub es eben nicht, aber gehe in die Kirche und tue alles, was vorgeschrieben ist, dann wird es schon recht werden. Ähnlich denken die Juden, die jahrtausendelang all die Vorschriften gehalten haben. Ein Rabbi mag vielleicht sagen: Lasse mich mit dem Glauben in Ruhe, aber tue, was vorgeschrieben ist. Das Judentum steht deswegen auch dem Katholizismus viel näher als dem Protestantismus, weil im Katholizismus das Tun eine viel entscheidendere Rolle spielt als der Glaube.« (7/387f.) In Horkheimers kaum bekanntem Entwurf eines Romans über Neville Chamberlain aus dem Jahr 1942 heißt es über den Protagonisten: »Vor allem lernt er erkennen, dass unter allen theologischen Systemen der Puritanismus das am wenigsten adäquate ist. Der Katholizismus stellt einen viel höheren Grad der Adäquation an die Wahrheit dar.« (12/339)
Dass solche Gedanken keineswegs die versponnene Konstruktion sind, als die sie im Lichte des völlständigen Versagens und der Korruption der katholischen Kirche angesichts der Shoah erscheinen mögen, verdeutlicht nicht nur die erstaunliche Zahl intellektueller jüdischer Konvertiten in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts – Max Scheler, Karl Kraus, Franz Blei, Joseph Roth, Aby Warburg, Alfred Döblin und viele andere traten zum Katholizismus über –, sondern wird etwa auch durch die Figur des Naphta in Thomas Manns »Zauberberg« bezeugt: »Denn, wie er selbst auseinandersetzte, stand das Judentum kraft seiner Richtung aufs Irdisch-Sachliche, seines Sozialismus, seiner politischen Geistigkeit der katholischen Sphäre weit näher, war ihr ungleich verwandter als der Protestantismus in seiner Versenkungssucht und mystischen Subjektivität – wie denn also auch die Konversion eines Juden zur römischen Kirche entschieden einen geistlich zwangloseren Vorgang bedeutete als die eines Protestanten.« (9) Schon Heinrich Heine, der lediglich aus Gründen persönlichen Fortkommens zum Protestantismus konvertierte und seine Selbstbekehrung stets ironisch inszenierte, war diese Verwandtschaft nicht entgangen: »In der Tat, der Talmud ist der Katholizismus der Juden. Er ist ein gotischer Dom, der zwar mit kindischen Schnörkeleien überladen ist, aber doch durch seine himmelkühne Riesenhaftigkeit uns in Erstaunen setzt. Er ist eine Hierarchie von Religionsgesetzen, die oft die putzigsten, lächerlichsten Sub­tilitäten betreffen, aber so sinnreich einander über- und untergeordnet sind, einander stützen und tragen und so furchtbar konsequent zusammenwirken, dass sie ein grauenhaft trotziges, kolossales Ganzes bilden.« (10)

Ikonoklasmus und Bilderverbot

Aber, so ließe sich all dem entgegenhalten, ist denn der reformatorische Ikonoklasmus nicht gerade der Versuch einer Restitution des Bilderverbots, und sollte daher die Kritische Theorie, die aus dem jüdischen Bilderverbot ihren bedeutsamsten Impuls bezieht, dem Protestantismus nicht schon allein deshalb vor dem Katho­lizismus den Vorzug geben? Den Überlegungen Horkheimers, der sich dieser scheinbaren Affinität zwischen protestantischer Bilderfeindschaft und jüdischem Bilderverbot bewusst war, lässt sich entnehmen, dass der protestantische Bildersturm aus Sicht der Kritischen Theorie dem jüdischen Bilderverbot nicht näherkommt als eine dilettantische Parodie dem Original, geht es ihm doch gerade nicht um die Bewahrung des Anspruchs von Wahrheit im Modus der Unbildlichkeit, sondern um dessen Liquidation: »Der Protestantismus war die stärkste Macht zur Ausbreitung der kalten, rationalen Individualität. Vorher wurde im Bild des Kreuzes das Zeichen zugleich noch als Marterwerkzeug sinnlich unmittelbar angeschaut. Die protestantische Religiosität aber ist bilderfeindlich. Sie hat das Marterwerkzeug als unvertilgbaren Antrieb in die Seele des Menschen gesenkt, unter dem er nun die Werkzeuge der Aneignung von Arbeit und Lebensraum produziert. Die schlechte Verehrung der Dinge ist gebrochen und das Kreuz verinnerlicht, aber die Weltlichkeit, die dafür erstand, ist nun erst recht von den Dingen abhängig. Anstelle der Werke um der Seligkeit willen trat das Werk um des Werkes, (…) die Herrschaft um der Herrschaft willen; die ganze Welt wurde zum bloßen Material. (…) Von Leonardo führte kein anderer Weg zu Henry Ford als der über die religiöse Introversion.« (5/331)
Nur vulgärmaterialistische Deutungen suggerieren einen bloßen Widerspruch zwischen dem Beharren auf dem Vermögen der Vernunft und den theologischen Implikaten der Kritischen Theorie. Insofern Theologie antinominalistisch am Begriff und am Anspruch der Wahrheit festhält, begeht sie nicht von vornherein Verrat an den Intentionen der Aufklärung. Indem Marx postulierte, dass die Kritik der Religion die Voraussetzung aller Kritik sei, übersprang er gleichsam die konkrete Kritik an den einzelnen Bekenntnissen. Die Kritische Theorie geht in dieser Hinsicht skrupulöser vor. Indem sie die Konfessionen auf ihren zivilisatorischen Gehalt befragt, entgeht ihr ebensowenig, dass die Kritik der Religion dem Judentum als Bilderverbot und Monotheismus bereits innewohnt, die hebräische Bibel also selbst auf dem ältesten Impuls der Aufklärung beruht, wie auch, dass der katholische Antinominalismus dem emphatischen Bestehen auf der Wahrheit zumindest verwandt ist. Das Judentum indessen rangiert für Horkheimer geradezu als die Religion des Anti-Ressentiments: »Die unendlich verehrungswürdige Geschichte der Treue zum Bekenntnis im Angesicht von Hass und Verfolgung enthob die Juden des Ressentiments, das zutiefst die ihr Bekenntnis verratenden christlichen Massen erfüllt. Die relativ geringe Beteiligung der einzelnen Juden an Kriminalität ist eine der vielen Konsequenzen solchen Halts, eine andere die Fähigkeit zum Glück, in dem das Leid und die Trauer nicht vergessen sind.« (6/411)
In dem Unterschied zwischen jüdischem Bilderverbot, protestantischem Ikonoklasmus und katholischem Bilderreichtum reflektiert sich die verschiedene Haltung aller drei Bekenntnisse zum Eros. Dass die protestantische Bilderfeindlichkeit mit Verachtung profaner Sinnlichkeit einhergeht, deren Ansprüche das Judentum achtet wie keine andere Religion und der vom Katholizismus als Widerschein von Transzendenz immerhin ein gewisses Eigenrecht zuerkannt wird, hat besonders genau Max Weber gesehen, wenn er über Faust, der für ihn die gültige Verkörperung protestantischen Geistes ist, schreibt: »Die Behandlung Gretchens als einer Prostituierten und die Gleichwertung des mächtigen Waltens menschlicher Leidenschaften mit dem Geschlechtsverkehr gesundheitshalber, – dies beides entspricht durchaus dem puritanischen Standpunkt.« (11) Folgt man Weber, hat die Inferiorität des Protestantismus in erotischen Dingen programmatischen Charakter: »Die Berufsaskese muss jegliche Raffinierung zu einer Erotik ablehnen. Ihrerseits bezieht sie gerade die urwüchsig naturale, bäuerlich unsublimierte Geschlechtlichkeit in eine rationale Ordnung des Kreatürlichen ein: Alle ›Leidenschafts‹-Bestand­teile aber gelten dann als Residuen des Sündenfalls.« (ebd.) Bereits Nietzsche, dem der lustfeindliche Charakter des Protestantismus aus seiner Familie vertaut war, hat das Wesen von Luthers Reformation wie folgt bestimmt: »Definition des Protestantismus: die halbseitige Lähmung des Christentums – und der Vernunft.« (12) In der Reformation und ihrer Verachtung der sinnlichen Erscheinung witterte er ein fatales Bündnis mit allem bloß Naturwüchsigen: »Die Reformation: Eine der verlogensten Eruptionen von gemeinen Instinkten (…). Luther der psychologische Typus: ein wüster und uneigentlicher Bauer, der mit der ›evangelischen Freiheit‹ allen aufgehäuften und gewalttätigen Bedürfnissen Luft macht.« (13)
Im Christentum triumphierte Enthaltsamkeit in dem Maße, in dem die eschatologischen Hoffnungen erstarben. Vielleicht hat der Antisemitismus die Juden deshalb dort als triebhaft diffamiert, wo sie noch genussfähig waren, da der eschatologische Glutkern des Judentums niemals erloschen ist, während die Christen das Vorziehen der messianischen Erlösung mit dem Schwund der Erwartung bezahlten. Noch die libertine Erotik des 18. Jahrhunderts feierte die Verführung als eine der letzten zeremoni­ellen Formen, die inmitten der nachreformatorischen Welt überlebt hatten. Die abgründigen Phantasmagorien des Marquis de Sade, die Verworfenheit und Enthaltsamkeit zusammenführen, unterhalten gerade in ihrem häretischen Gestus eine innige Verbindung mit dem katholischen Ritual, wie Horkheimer und Adorno in der »Dialektik der Aufklärung« ausführen: »Juliette (…) vergottet die Sünde. Ihre Libertinage steht unter dem Bann des Katholizismus wie die Ekstase der Nonne unter dem des Heidentums.« (5/129) Die Libertinage ist Spielart eines säkula­risierten Katholizismus, dessen rituelle Formen den Naturzwang zivilisieren. Nichts hätte der Reformation, die ganz im Zeichen weltlichen Konformismus und unerbittlicher Triebunterdrückung steht, ferner liegen können.

Ein Dom für die Sünde

Vor Nietzsche hatte bereits Heine die Allianz zwischen sakralem Prunk und erotischer Sinnlichkeit in einem Katholizismus verortet, der ein Bollwerk gegen den neuzeitlichen Utilitarismus darstelle. Heines Kritik des reformatorischen Denkens trifft mitten ins finstere Herz des Protestantismus: »Aber mehr noch als die Gesinnung des Teufels verkannte Martin Luther die Gesinnung des Papstes und der katholischen Kirche. Bei meiner strengen Unparteilichkeit muss ich beide, ebenso wie den Teufel, gegen den allzu eifrigen Mann in Schutz nehmen. Ja, wenn man mich aufs Gewissen früge, würde ich eingestehen, dass der Papst Leo X. eigentlich weit vernünftiger war als Luther und dass dieser die letzten Gründe der katholischen Kirche gar nicht begriffen hat. (…) Er hatte nicht begriffen, dass der Katholizismus gleichsam ein Konkordat war zwischen Gott und dem Teufel, d.h. zwischen dem Geist und der Materie, wodurch die Alleinherrschaft des Geistes in der Theorie ausgesprochen wird, aber die Materie in den Stand gesetzt wird, alle ihre annullierten Rechte in der Praxis auszuüben.« (14) Heine veranschaulicht diese vom Katholizismus gleichsam gegen sich selbst betriebene Huldigung der Sinnlichkeit am Beispiel des Baus des Petersdoms, »dessen Kosten eben mit den Ablassgeldern bestritten wurden, so dass die Sünde ganz eigentlich das Geld hergab zum Bau dieser Kirche, die dadurch gleichsam ein Monument sinnlicher Lust wurde wie jene Pyramide, die ein ägyptisches Freudenmädchen für das Geld erbaute, das sie durch Prostitution erworben. Von diesem Gotteshause könnte man vielleicht eher als von dem Kölner Dome behaupten, dass es durch den Teufel erbaut worden. Diesen Triumph des Spiritualismus, dass der Sensualismus selber ihm seinen schönsten Tempel bauen musste, dass man eben für die Menge Zugeständnisse, die man dem Fleische machte, die Mittel erwarb, den Geist zu verherrlichen; dieses begriff man nicht im deutschen Norden. Denn hier, weit eher als unter dem glühenden Himmel Italiens, war es möglich, ein Christentum auszuüben, das der Sinnlichkeit die allerwenigsten Zugeständnisse macht.« (ebd.)
Die verzwickte Komplizenschaft, die der Katholizismus aller Lustfeindlichkeit kirchlicher Praxis zum Trotz mit der irdischen Sinnlichkeit eingeht, hat nicht nur Horkheimer dazu bewogen, ihn im Angesicht des Antisemitismus innerhalb des Christentums dem Protestantismus vorzuziehen, welcher dem Judentum schlechterdings inkommensurabel sei. Ilja Ehrenburg hat in seinem Roman »Julio Jurenito« aus dem Jahr 1922 den Abgrund zwischen den beiden christlichen Konfessionen aus jüdischer Sicht in berührenden Worten auf den Punkt gebracht: »In Leiden besuchten wir einmal mit dem Meister eine protestantische Kirche. An den nackten Wänden hingen nur eine Sparbüchse und der Stundenplan der Sonntagsschule. Der Pastor sprach sehr hübsch von der hohen Sittlichkeit des Heilands und von der Schädlichkeit alkoholischer Getränke. Der Meister sagte uns: ›Die armen Menschen: Sie haben noch ein übriges Mal die Geste des Kindes wiederholt, das von seiner Puppe die Bänder und die Schellen herrunterreißt, um innen ein Knäuel Werg zu finden. Man gab ihnen die herrliche Puppe Rom. Sie verstanden nicht, dass ihr tiefster Sinn in diesen Spitzenstickereien der Riten, in diesen Tressen der Dogmen, im Rauschen der Messen und in der Schminke und dem Gold des Heiligenscheins liegt. Sie fingen an, die Kleider herunterzureißen, die Ornate herunterzuzerren, weil sie fürchteten, das lebendige Fleisch könne zu Ornaten werden, sie bedachten aber nicht, dass unter den Küssen von Menschenlippen diese Ornate – Worte, Worte und Worte – warm und lebendig geworden waren und dass es außerhalb ihrer kein anderes Fleisch gab.‹« (15)

Fußnoten
(1) Max Horkheimer: Notizen 1949–1969. In: Ders., Gesammelte Schriften, Bd. 6, Frankfurt/M. 1991, S. 363f. – Zitate aus den Gesammelten Schriften Horkheimers sind im Folgenden mit Band und Seitenzahl kursiv in Klammern ausgewiesen.
(2) Stéphane Mosès: Eros und Gesetz. Zehn Lektüren der Bibel, München 2004, S. 10
(3) Vgl. Nathaniel Hawthorne: Der scharlachrote Buchstabe, München 2000, S. 335
(4) Klaus Deppermann: Judenhass und Judenfreundschaft im frühen Protestantismus. In: Bernd Martin/Ernst Schulin (Hgg.): Die Juden als Minderheit in der Geschichte, München 1981
(5) Léon Poliakov: Geschichte des Antisemitismus, Bd. 2, Worms 1978, S. 117
(6) In einer Notiz, die er vor März 1939 verfasste, konstatiert Freud die Differenz zwischen der »vorgeschichtlichen Barbarei des deutschen Volkes« und dem klerikalfaschistischen Österreich, indem er bemerkt, »dass sonderbarerweise gerade die Institution der katholischen Kirche der Ausbreitung jener kulturellen Gefahr eine kräftige Abwehr entgegensetzt. Sie, bisher die unerbittliche Feindin der Denkfreiheit und des Fortschritts zur Erkenntnis der Wahrheit.« Sigmund Freud: Studienausgabe, Bd. 9, Frank­furt/M. 1989, S. 503f.
(7) Bernhard Berliner: Einige religiöse Motive des Antisemitismus. In: Ernst Simmel (Hg.): Antisemitismus, Frankfurt/M. 2002, S. 105
(8) Herbert Marcuse: Die Ideologie des Todes. In: Ders.: Philosophie und Psychoanalyse, Lüneburg 2002, S. 110
(9) Thomas Mann: Der Zauberberg, Frankfurt/M. 1991, S.  208
(10) Heinrich Heine: Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, Frankfurt/M. 1966, S. 139f.
(11) Max Weber: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. In: Ders.: Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Bd. 1, Tübingen 1988, S. 170. Zum Folgenden vgl. vom Verf.: Protestantismus und Pornographie. In: »Bahamas« 61 (2011)
(12) Friedrich Nietzsche: Der Antichrist. In: Ders.: KSA, Bd. 6, Berlin u.a. 1988, S. 176
(13) Friedrich Nietzsche: Nachgelassene Fragmente 1885-87. In: Ders.: KSA, Bd. 12, S. 271
(14) Heinrich Heine: Zur Geschichte der Religion und der Philosophie in Deutzschland, a.a.O.
(15) Ilja Ehrenburg: Julio Jurenito, Frankfurt/M. 1990, S. 36