Corporate Challenge

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Von der Welt teilnahmslos bis gar nicht beachtet, fand in Frankfurt jüngst die 20. »JP Morgan Chase Corporate Challenge« statt, mit mehr als 70 000 Teilnehmern weltgrößter Stadtlauf. Die Veranstalter nennen’s ein »fröhliches Sportfest«, unabhängige Beobachter »Arschlochparade«: Die abscheulichsten Konzerne des Landes – Telekom, Deutsche Bank u. v. a. – stecken ihre verkommensten Mitarbeiter in witzige T-Shirts, um sie dann dreieinhalb Meilen durch die Stadt wackeln zu lassen. Das Startgeld wird gespendet; die Verheerungen, die die vom Adrenalin besoffenen Idioten in der Innenstadt einerseits, die hochriskante, aber systemrelevante J. P. Morgan-Bank auf der Welt andererseits anrichten, stehen dazu in keinem Verhältnis: 250 000 Euro Spenden für den Behindertensport (»Das ist ein ganz großes Geschenk von J. P. Morgan an die Stadt, eine ganz große Tat«, jauchzt ein Stadtrat) gegen ein Gratis-Werbevolumen im dreistelligen Millionenbereich sowie Rundumversorgung durch Polizei und Ämter. So traben da die traurigen Konzernbüttel mit ihren noch traurigeren Hemdbeschriftungen (»Wir laufen hier nur zum Spaß. Im Job sind wir schneller«) durch eine Stadt, die der Deutschlandchef von JP Morgan in stupender Ironie eine »unglaubliche Kulisse« nennt. Wenn sie dann ihren Auslauf hatten, setzen sie sich in die U-Bahn, die Gaunervisagen pulsierend vor hirnloser Euphorie. Mindestens drei Milliarden Dollar haben die Banker vor kurzem verzockt, für die der Steuerzahler notfalls einsteht – eine fiskalpolitische challenge von Weltformat!

Leo Fischer ist Chefredakteur des Satiremagazin »Titanic«.