Länger frisch

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Mit letzter Kraft hat man abends die Waschmaschine befüllt, alle Schon- und Ökoprogramme deaktiviert und den Regler auf Überlast gestellt. Prompt vergisst man morgens, sie auszuräumen. Öffnet man sie abends nach der Arbeit, hat sich die schöne Kleidung bereits in eine übelriechende, blasenschlagende Masse verwandelt; ein Ozean der Fäulnis, in dem Quastenflosser bereits den Landgang planen. Der Matsch muss abgepumpt, die Maschine zerstört, die Wohnung zugemauert werden. Alltäglicher Horror, der aber der Vergangenheit angehört, seit die guten alten »Spee Megaperls« die neue »12h Bleibt-frisch in der Maschine«-Formel haben, neuartige Anti-Moderpartikel, die die Lumpen deutlich länger zusammenhalten. Es ist die Überwindung des Darwinschen Prinzips im Haushalt: Produkte, in die die Dummheit der Nutzer bereits eingeplant ist, Toilettensitze mit Pyrolyse-Funktion, Tagessocken, die sich nach Gebrauch auflösen, Frischkäse, der nach Ablauf der Haltbarkeit zu Hartkäse wird.
Um die so gewonnene Zeit zu verschwenden, kann man sich auf der Henkel-Homepage für das Spiel »Die perfekten 12 Stunden« anmelden, zu gewinnen gibt’s einen Düsseldorf-Ausflug: »Gemütlich brunchen, danach Kitesurfen, anschließend mit dem Ferrari über die Düsseldorfer Kö fahren, um sich danach bei der Thai-Massage verwöhnen zu lassen … «, und was für Vorstellungen vom guten Leben sich noch in Werberganglien tummeln. Doch lässt sich die Kö wirklich sorgenfrei genießen, wenn man weiß, dass die Uhr unerbittlich weitertickt, dass es nach 12 Stunden in der Waschmaschine wieder zu gären beginnt? Bis das Ding explodiert und antibiotikagestählte, multiresistente Kleiderkeime ins Freie drängen, um der gesamten Menschheit an die Wäsche zu gehen? Unbeschwerter Genuss sieht anders aus.