Schwarzweißmalerei

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EDEWA: Wanderausstellung antirassistischer Supermarkt. Klingt einladend. Erste Assoziation: meine Eltern, wie sie mir erklären: »Mohrenkopf sagt man nicht. Das heißt Schaumkuss.« Zweiter Blick: veranstaltet von Vertretern der »Critical Whiteness«-Bewegung. Der dazugehörige Blog zeigt ein Foto: »Als Privilegierter einfach mal die Klappe halten und reflektieren!« Mir ist nicht ganz klar, ob ich aufgrund meiner Positionierung dann nur zuhören, aber nicht darüber schreiben darf. Hingegangen bin ich trotzdem.
Erste Station: Ein überfüllter Mehrzweckraum des Berliner Pangea-Hauses. Natasha Kelly, Dozentin an der Humboldt-Universität, hat das Projekt mit ihrem Kurs gestaltet. Es solle Diskriminierung praktisch darstellen, sagt sie schlicht. Das Wort »Critical Whiteness« wird kein einziges Mal ausgesprochen, aber seine Begriffe hängen den ganzen Abend in der Luft. Es wird von »subjektiver Erfahrung« und »Verantwortung weiß positionierter Deutscher« geredet. Angesichts des Publikums frage ich mich, ob Holzperlenschmuck ein heimliches Solidaritätszeichen der Szene ist. Allerlei Neo-Hippies der Kulturwissenschaften und Gender Studies tummeln sich hier. In der Ausstellung selbst finden sich dann doch einige originelle Exponate. Der »Kolo-Kühlschrank« zeigt Produkte von »Chakalaka Chips« bis hin zur »Zigeunersoße«. Aber auch hier wird mehr moralisiert als hinterfragt. Um zu wissen, dass »Mohrenwaffeln« nicht cool sind, braucht es keine Ausstellung. Die Furcht vor weiteren Redebeiträgen, die mit »Ich als schwarze Deutsche« beginnen, bewegt mich zum Gehen. Da treffe ich noch auf die Urheberin des Fotos auf dem Blog. Ist ihr bewusst, dass das Plakat vermittelt, »privilegierte« Menschen sollten sich nicht zu Rassismus und Sexismus äußern? Sie habe nur für sich selbst gesprochen, das sei auf andere nicht übertragbar. Diese symptomatische Antwort lässt mich aufgeben. Für die nächste Raucherecke gehe ich in ein zünftiges deutsches Gasthaus und berichte über weiße Waden und Knödel.