Großsprecher I

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King Bushi. »Ich mach’ Schlagzeilen, fick’ deine Partei, und ich will, dass Serkan Tören jetzt ins Gras beißt. Was für Vollmacht, du Schwuchtel wirst gefoltert. Ich schieß auf Claudia Roth und sie hat Löcher wie ein Golfplatz.« Serkan Tören (FDP) reagierte auf Bushidos gestammelte Mordphantasien im Song »Stress ohne Grund« ganz vernünftig und ließ auf Twitter verlauten: »Cro ist besser!« Was auch nicht unbedingt für den Rapper Cro spricht. Bushido schießt so scharf und plump, weil ihm nichts anderes bleibt. Dieses Denken, von dem alle reden, das Überlegen und Abwägen, ist seine Stärke nicht. Dass Roth und Tören – Roth bezeichnete Bushi als Antisemiten, weil er im Internet eine Nahost-Karte verbreitet hatte, auf der Israel nicht existiert; Tören meldete Zweifel an, ob Bushi den Integrationsbambi verdient habe – offenbar King Bushis ärgste Feinde sind, lässt ernsthaft an der Krassheit der Berliner Unterwelt zweifeln. Jaja, alles nur für die Me­dien.   oko
Großsprecher II
Testimonials. Mark Rothko, Jeff Koons, Andy Warhol – fehlt noch jemand in dieser Reihe? Ach ja, Jay-Z natürlich, wie er mit seinem Song »Picasso Baby« klarstellt, für den er unlängst die New Yorker Pace Gallery in Beschlag nahm. Illustre Gäste erschienen und fanden sich inmitten eines Videodrehs wieder. Ihnen hampelte Jay-Z seinen »Hit« vor. Das Vorbild der Veranstaltung: Marina Abramovićs Performance »The Artist Is Present«, bei der sich die Künstlerin über 700 Stunden lang in Vier-Augen-Konfrontationen mit Moma-Besuchern begab. Nur wurden bei Jay-Z aus 700 ungefähr sechs Stunden. Abramović erschien trotzdem, ebenso der berühmte Konzeptkünstler Lawrence Weiner und sogar ­Picassos Enkelin. Was die davon hält, dass Jay-Z ihr erklärte: »I’m the modern-day Pablo«, ist nicht überliefert. Ebenso wenig, ob Jay-Zs Kunstverständnis sich darin erschöpft, die Großen als Testimonials vor den Karren zu spannen. Zu einem Videodreh der wunderbaren Wolf Eyes wäre wohl niemand von ihnen gekommen.   oko
Panik I
Mock-up-Blockbuster. Während Regisseur Leander Haußmann und Musiker Sven Regener den Deutschen mit »Hai-Alarm am Müggelsee« eine Posse auf die Leinwand hievten, wird in den USA an einem anderen Kaliber von Hai-Terror gearbeitet. Nun strahlte der US-Fernsehsender Syfy den Geniestreich »Sharknado« endlich aus. Die Story: Ein Tornado kommt herbeigefegt, schlürft rudelweise blutrünstige Haie aus dem Meer und lässt sie über der Menscheit niedergehen. Dynamit wird ausgepackt, Kettensägen werden gezückt – das ganze Programm bringen sie gegen die Bestien in Stellung. Bombenplot! Kein Wunder, dass die Schauspielerin Mia Farrow und der Schriftsteller Philip Roth sich beim Anschauen des Films fotografierten und das Bild im Internet posteten. Verantwortlich für »Sharknado« zeichnet die Produktionsfirma The Asylum, die auf Low-Budget-Mockbuster spezialisiert ist. »Atlantic Rim«, die Antwort auf »Pacific Rim«, der gerade in die Kinos gekommen ist, befindet sich bereits in Arbeit.   oko
Panik II
200 000 Euro. So viel kostet die Herstellung eines lebensechten Wachsdoubles angeblich. 200 000 Euro für Udo Lindenberg, der als 100. Wachsfigur für Madame Tussauds Kabinett in Berlin hergestellt wird. Selbstverständlich ist der ­Panikrocker, Schriftsteller und ­Likörmaler jeden Cent wert. Die Sprecherin von Madame Tussauds verriet, dass keine andere prominente Figur häufiger von Besuchern gewünscht werde. Es ist eine seltsame Welt, in der wir leben.   oko