Europäische Faschisten unterstützen Assad

Rechte Freundschaft

Europäische Faschisten unterstützen das Regime Bashar al-Assads in Syrien.

Während das iranische Regime mittlerweile dazu übergegangen ist, in größerem Umfang Söldner aus Afghanistan für den Einsatz in Syrien anzuwerben, bleibt die Unterstützung europäischer Faschisten für das Regime Bashar al-Assads bisher weitgehend unbeachtet. Im August erzählte der griechische Neonazi Stavros Libovisis der rechten griechischen Zeitschrift Dimokratia von der Beteiligung Dutzender bewaffneter Kämpfer seiner Gruppe Mavros Krinos am syrischen Bürgerkrieg. Seine »Kameraden« seien teilweise schon seit zwei Jahren in Syrien und hätten unter anderem mit Kämpfern der Hizbollah an den Gefechten um Al-Qasar teilgenommen. Die Gruppe Mavros Krinos ist Angaben eines Mitglieds zufolge Teil der »European Solidarity Front for Syria« (ESFS), die seit Anfang dieses Jahres öffentlich aktiv ist. Nach kleineren Kundgebungen fand im Juni der erste ­europaweite Kongress der ESFS in Rom statt, an dem faschistische Gruppen und Netzwerke aus Polen, Tschechien, Griechenland, Frankreich, den Niederlanden, Finnland, Schweden, Slowenien, Spanien, der Türkei, Belgien und Rumänien teilnahmen. Hauptorganisator des Treffens war die italienische Gruppe Casa Pound, die seit über zehn Jahren relativ erfolgreich ihre Politik des »modernisierten Faschismus« praktiziert. Ihre Kader hielten auch schon Vorträge vor »Autonomen Nationalisten« und NPD-Gruppen in Deutschland. Der zweite Kongress des faschistischen Netzwerkes fand am 15. Oktober in Rom statt.
Ende August war eine mehrköpfige Delegation der ESFS nach Syrien gereist. Die Teilnehmer besuchten Tartus und Damaskus, posierten mit Regierungssoldaten und nahmen an der Beisetzung von gefallenen Angehörigen der syrischen Streitkräfte teil. Anschließend wurden sie persönlich vom syrischen Ministerpräsidenten Wael Nader al-Halqi im Parlament begrüßt, der bei dieser Gelegenheit erneut betonte, Syrien verfüge über keinerlei Chemiewaffen. In Deutschland ist die ESFS bisher kaum aktiv, allerdings ruft sie zu Aktionen von linken Gruppen und der Friedensbewegung zum Thema Syrien auf.
Auch jenseits der Netzwerke der ESFS kann sich das syrische Regime der Unterstützung europä­ischer Faschisten sicher sein. Im Juni dieses Jahres reiste Nick Griffin, Vorsitzender der faschistischen British National Party und Mitglied des Europäischen Parlaments, an der Spitze einer 28köpfigen Delegation faschistischer und rechtsnationalistischer Politiker aus Großbritannien, Polen, Russland und Belgien erstmalig nach Syrien. Auch diese Delegation wurde von al-Halqi empfangen. Nach dem Giftgaseinsatz in den Vororten von Damaskus eilte Griffin erneut für drei Tage nach Syrien, um dort nach Gesprächen mit syrischen Offiziellen öffentlich festzustellen, dass der Giftgas­einsatz nicht von den Regierungstruppen zu verantworten sei. Vor der Abstimmung im britischen Unterhaus über eine Beteiligung Großbritanniens an einem Militärschlag als Reaktion auf den Giftgaseinsatz war er in beratender Funktion für die PR-Strategen des syrischen Regimes tätig.
Ebenfalls im Juni 2013 war eine Delegation der faschistischen Gruppe Falanga aus Polen in Syrien und im Libanon. Am 9. Juni trafen deren Teilnehmer in Beirut Wissam Samia, den Führer der Jugendorganisation der Syrischen Sozialen Nationalistischen Partei (SSNP). Dabei sollen sie sich über die Ideologie eines Großsyrien, ihr Engagement im Konflikt in Syrien, die Zusammenarbeit mit der Hizbollah sowie den Widerstand gegen den Zionismus und Israel ausgetauscht haben, wie das Faschistenportal Xportal.pl berichtete. Die SSNP ist sowohl im Libanon als auch in Syrien aktiv. Im Libanon ist sie mit der Amal-Bewegung und der Hizbollah verbündet, in Syrien ist sie mit mittlerweile fast 100 000 Mitgliedern die zweitgrößte politische Partei nach der regierenden Ba’ath-Partei. Auch die Delegation der Falanga wurde nach ihrer Ankunft in Damaskus von al-Halqi empfangen, später nahm sie an einem Treffen mit dem stellvertretenden Außenminister Faisal Mekdad teil. Nach sechs Tagen in Syrien reiste die Gruppe in den südlichen Libanon, wo sie Stellungen der Hizbollah nahe der Grenze zu Israel besuchte und Erinnerungsfotos mit den »Kameraden« der Hizbollah schoss.

Deutsche Neonazis haben das Thema Syrien schon lange für sich entdeckt und rufen unter anderem zu »Antikriegsdemonstrationen« auf. So lief beispielsweise die Demonstration von ungefähr 50 Anhängern von Christian Worchs Partei »Die Rechte« am 7. September in Dortmund hinter einem Fronttransparent mit dem Porträt Assads und der Parole »Freiheit für Syrien – Solidarität mit dem syrischen Volk und seinem Präsidenten«. Die öffentlichen Erklärungen der diversen europäischen Faschisten für ihr Engagement an der Seite des syrischen Regimes mögen im Detail unterschiedlich ausfallen, im Kern geht es jedoch um die Unterstützung eines vermeintlichen »Frontstaates gegen Israel« und um den Kampf gegen die »zionistisch-amerikanische Weltverschwörung«. Dass europäische Faschisten in nennenswerter Zahl bewaffnet in Syrien mitkämpfen, darf bezweifelt werden, auch wenn kürzlich auf der Website Index.hu gemeldet wurde, dass elf Angehörige der ungarischen faschistischen Partei Jobbik bei Gefechten in Syrien gefallen seien. Doch selbst wenn die militärische Bedeutung des Engagements bewaffneter europäischer Faschisten gering ist, scheint der syrischen Regierung ihre politische Unterstützung sehr am Herzen zu liegen. Dafür spricht sowohl die Tatsache, dass sämtliche Delegationen der europäischen Faschisten von hochrangigen Regierungsmitgliedern empfangen wurden, als auch die umfangreiche Berichterstattung diverser regierungsnaher syrischer Medien über die »Solidaritätsaktionen und -besuche« der Faschisten.