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Die Relevantesten

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Eben hat sich der durch das Debüt »Im Schwindel« aufgewirbelte Staub halbwegs gelegt, da legt die Band Messer auch schon das zweite Album nach. Trotz behutsamer Erweiterungen des kantigen Post-Punk-Sounds um Percussion und viel Hall auf der Gitarre knüpft »Die Unsichtbaren« unmittelbar an den Vorgänger an. Dessen Kopfnicken in Richtung früher Hamburger Schule hat nun seine konsequente Fortsetzung in der Wahl des Produktionsteams Tobias Levin und Chris von Rautenkranz gefunden. Das freut die L’Age-d’Or-Nostalgiker natürlich. Im Gesamtsound geht es diesmal noch ein Stück weiter zurück in Richtung Achtziger-Wave und Post-Punk: Die Gitarre flirrt und macht die Räume auf, das Schlagzeug drängt, die Luft ist kühl. Immer präsent sind die arschcoolen Bassläufe, die schon auf dem ersten Album auffielen, und natürlich der Gesang von Hendrik Otremba. Seine Präsenz und das vielleicht durch die vielen Konzerte mittlerweile sichere Pendeln zwischen atemlosem Halb-Sprechen-halb-Singen (»Platzpatronen«) und etwas gekünstelt kaputtem Gesang (»Tiefenrausch«) verleiht auch dem abstraktesten Textgebilde Dringlichkeit. Nicht nur darum sind Messer die relevanteste all der Bands hierzulande, die momentan in die Nische zwischen artsy und punk vorstoßen. Aus dem Träumen, dem Rausch und den Befindlichkeiten schälen sich immer wieder Zeilen hervor, die man nach dem Hören weiter mit sich herumtragen wird. »Es gibt etwas« ist so ein Song und schon für den allein lohnt sich die Platte.

Messer: Die Unsicht­baren (This Charming Man/Cargo)