Platte Buch

Schön anders

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Mit ihrem zweiten Album gelingt es der New Yorkerin Laurel Halo abermals zu überraschen. War der Vorgänger »Quarantine« ein von karger Schönheit geprägtes Ambient-Werk, dessen besonderes Charakteristikum Halos zerbrechlich wirkende und bisweilen an Björk erinnernde Stimme war, so ist »Chance of Rain« in verschiedener Hinsicht das glatte Gegenteil. Es ist rein instrumental und im Mittelpunkt stehen nicht Ambient-Flächen, sondern ganz klar der Beat. Wenn »Quarantine« eine weite, an den Rändern offene Landschaft war, dann ist das neue Album ein Musik gewordenes Stück postindustrielle Großstadt. Ähnlich wie bei ihrem Labelkollegen Burial wabert und flimmert es und man weiß nie so genau, ob das alles jetzt besser in den Club oder zu einem nächtlichen Spaziergang im kalten Herbstregen passt. Kritiker haben die Platte »pessimistisch« genannt, aber das trifft es nicht. Grundgefühl der Platte ist eher eine Art Melancholie, die in ihrer Abgrundtiefe nicht recht passen will in die zeitgenössische Clublandschaft mit ihrem Mitklatsch-Techno und ihrem Wohlfühl-House und die dennoch anschlussfähig erscheint an die Besseren unter den derzeit angesagten Funktionsmusikern, an Len Faki etwa oder an Marcel Dettmann.
Für sich genommen sind beide Alben, die Laurel Halo auf Hyperdub veröffentlicht hat, schon wirklich gut. Die Tatsache jedoch, dass sie in ihrer fast schon diametralen Verschiedenheit von ein und derselben Künstlerin stammen, macht sie zusammengenommen zu einer echten kleinen Sensation.

Laurel Halo: Chance of Rain (Hyperdube)