»Ein Pionierprojekt«

Zwischen 1938 und 1945 mussten 500 000 Männer, Frauen und Kinder in Berlin Zwangsarbeit leisten. Die neue App »Zwangsarbeit« der Berliner Geschichtswerkstatt führt Nutzer durch die Geschichte der NS-Zwangsarbeit in der Stadt. Ein Gespräch mit Thomas Irmer.

Wie schwierig war es, die App herzustellen?
Es handelt sich um ein Pionierprojekt, weil wir zum ersten Mal versucht haben, eine App für die Auseinandersetzung mit der NS-Zwangsarbeit zu nutzen. Das Hauptproblem war, dass wir sehr viele unterschiedliche Quellen hatten, also Audio- und Videointerviews, Fotos und Dokumente. All diese Formate für die Programmierung bereitzustellen, war eine große Herausforderung, ebenso wie die Frage, wie man alles konzeptionell zusammenstellt, damit die App vor Ort funktioniert.
Und wie funktioniert sie?
Es gibt fünf verschiedene Touren durch das Stadtgebiet. Drei zu Fuß, eine per Rad und eine mit der S-Bahn. Jede Tour hat verschiedene Stationen. Man begibt sich auf die Spuren von Zeitzeugen und geht zu ehemaligen Orten der Zwangsarbeit, wo man dann Informationen abrufen kann. Man kann alle Daten kostenlos herunterladen, bevor man losgeht.
Auf dem Rad kann man das Telefon aber nicht in der Hand halten.
Die Tour ist so gedacht, dass man mit dem Rad von Station zu Station fährt und sich dann die Informationen an der Haltestelle ansieht. Das Tolle am Rad ist, dass man auch eine weite Strecke bewältigen kann und sehr viel sieht. Das gilt auch für die Tour mit der S-Bahn, die vom Bahnhof Zoo bis nach Schöneweide führt.
Die Version für das iPhone gibt es seit August 2013. Wie reagieren die Nutzer?
Wir hatten nur wenige Bugs, die mittlerweile behoben wurden. Technisch funktioniert die App einwandfrei. Was die Nutzung angeht, wissen wir, dass die App häufig am Wochenende verwendet wird. Wir haben positive Nutzerbewertungen in den App-Stores, eine Nutzerbefragung haben wir nicht gemacht.
Gibt es weiterführendes Material für Leute, die sich eingehender mit dem Thema beschäftigen wollen?
Auf jeden Fall. Eine Besonderheit der S-Bahntour ist, dass sie in Schöneweide am Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit endet. Man kann sich die neue Dauerausstellung und das ehemalige Barackenlager ansehen. Diese Verbindung wurde geplant zur weiteren Vertiefung. Ansonsten gibt es Informationen auf der Website der Geschichtswerkstatt.