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Würden sie für Online-Angebote zahlen? Diese Frage stellt die verzweifelte Medienwelt ihren Lesern, Nutzern oder Konsumenten schon lange, die Branche kämpft schließlich ums Überleben. Diejenigen, die in dieser Branche tätig sind, kämpfen übrigens auch. Das ist eine logische Konsequenz, die so naheliegend ist, dass sie selten Erwähnung findet, aber manchmal erweist sich das Vertrauen in die Logik als Irrglaube. Vor ein paar Tagen leitete uns eine Kollegin die Ergebnisse einer Umfrage weiter, die bei einigen Redakteuren für Irritationen sorgte. Adressat der Frage, ob man bereit sei, für Online-Angebote zu zahlen, waren nämlich nicht die Leser, sondern die Journalisten. Für die Studie »Medienmacher 2014 – Recherche, Qualitäts­anspruch und Finanzierung im digitalen Alltag« wurden 1 300 hauptberufliche Journalisten gefragt, ob sie für das Online-Angebot ihres eigenen Mediums zahlen würden. 38 Prozent sagten, sie würden kein Geld für das Lesen der Online-Ausgabe ihres Mediums zahlen, 17 Prozent der Befragten machten keine Angaben, »nur« 44 Prozent »signalisierten Zahlungsbereitschaft«, wohlgemerkt für ihr eigenes Medium, also für die eigene Arbeit. Kommentatoren gelangten angesichts solcher Ergebnisse zu der Einschätzung, Journalisten seien entweder vom Wert ihrer Arbeit oder aber des Mediums, bei dem sie arbeiten, nicht überzeugt. Das korreliere mit dem Ansehen, den der Beruf des Journalisten hierzulande habe. Die Demoskopen von Allensbach fanden bei einem Berufsranking heraus, dass der Beruf des Journalisten bei fast 40 Prozent der Deutschen eine geringe Wertschätzung erfährt. Journalisten liegen demzufolge weit abgeschlagen hinter Rechtsanwälten, Apothekern und Unternehmern, ein hohes gesellschaftliches Ansehen genießen Ärzte, Krankenschwestern, Polizisten und Lehrer. Man wäre gespannt, wie angesehene Berufsgruppen auf eine Umfrage reagierten, in der sie gefragt würden, ob sie für dafür zahlen möchten, dass sie diese Arbeit leisten dürfen. Lehrer könnten ihren Schülern ein Taschengeld für die Teilnahme am Unterricht zahlen, Ärzte ihren Patienten für den Praxisbesuch ein Honorar zukommen lassen, Rechtsanwälte könnten sich bei ihren Mandanten für ein Gespräch mit einem kleinen Obolus erkenntlich zeigen. Würden in diesem Fall 44 Prozent der Befragten Zahlungsbereitschaft signalisieren, dürften sich wohl sämtliche Kommentatoren einer solchen Studie ernsthafte Sorgen um die Zurechnungsfähigkeit von Lehrern, Ärzten oder Anwälten machen. Und wir in der Redaktion fragen uns derweil besorgt, welche Wertschätzung die Auftraggeber der Studie »Medienmacher 2014« dem Journalismus und Journalisten eigentlich entgegenbringen. Arbeit ist schließlich kein Hobby.