Doppelagenten

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Harald ist gar nicht Harald, eigentlich heißt er Frank. Iovanna aber kennt nur Harald, der als erfolgreicher Immobilienmakler auf Zypern arbeitet. Er berichtet aus seiner Vergangenheit, sie setzt ihn vor die Tür. Frank begibt sich zurück nach Wien, wo er seine alte Identität in einem Schuhkarton überreicht bekommt. In seiner Abwesenheit sind gute Freundinnen zu Unternehmerinnen geworden, deren Geschäftsgeist private Beziehungen durchdringt. Überhaupt, das Geschäft: Bald beginnt Frank, bei einem Immobilienentwickler zu arbeiten. Einem dieser perfiden Typen, die sich morgens für junge Künstler engagieren, nachmittags auf ihr Weingut begeben, um dann abends den Auftrag zu erteilen, mit hässlichen Methoden widerständige Mieter aus ihren Wohnungen zu ekeln. »Ausmietung« nennen sie diese Praxis, die sie obendrein als soziales Engagement zu verkaufen suchen.
In solch einem Betrieb lässt der in Wien ansässige Autor Kurto Wendt seinen Protagonisten arbeiten. Es wird nicht lange gutgehen. Franks Einsatz für die Firma richtet sich zugleich gegen seinen Arbeitgeber. Er wird zu einem Doppelagenten, der die Medienberichterstattung über Mietboykottbewegungen in Irland, Spanien und Deutschland beobachtet und beschließt, zusammen mit Freunden und einer 82jährigen Großmutter, eine solche Bewegung in Wien ins Leben zu rufen. Wendts dritter Roman zieht kreative Schlüsse aus der Debatte um bezahlbaren Wohnraum und ist eine Bereicherung.

Kurto Wendt: Der Juli geht aufs Haus. Zaglossus-Verlag, Wien 2014, 278 Seiten, 14,95 Euro