Schule machen

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Es scheint ein gutes Jahr für sie zu sein: Das Oberste Gericht Kenias gab Audrey Mbugua Anfang Oktober zum zweiten Mal Recht. Die 27jährige Atheistin und Transgender-Aktivistin hatte vor über einem Jahr Klage eingereicht, da sich die Bildungsbehörde geweigert hatte, ihren Vornamen auf ihrem Schulabschlusszeugnis von Andrew zu Audrey zu ändern und die Kategorie »männlich« aus all ihren High-School-Zertifikaten zu streichen, um Mbugua so endlich als Frau anzuerkennen. Das Gericht forderte die Behörde auf, innerhalb der nächsten 45 Tagen diese Änderung vorzunehmen. Im Juli hatte Mbugua bereits einen ersten juristischen Erfolg: Die von ihr gegründete NGO Transgender Education and Advocacy, die sich für Aufklärung über Transsexualität und die Rechte von Transsexuellen im von religiösem und kulturellem Konservatismus geprägten Kenia einsetzt, muss von den Behörden offiziell anerkannt und registriert werden. Mbugua betonte, dass beide Fälle einen Wendepunkt und bahnbrechenden Erfolg für transsexuelle Menschen in Kenia bedeuteten.
Obwohl die kenianische Verfassung Transsexualität nicht kriminalisiert, ist Diskriminierung und Gewalt gegen LGBT-Personen weit verbreitet. Oft werden im Namen des Schutzes der »kenianischen Sitten« Trans- und Homosexualität als »unafrikanisch« und »unchristlich« angesehen es gibt zahlreiche Angriffe auf LGBT-Personen. Die institutionelle und gesellschaftliche Diskriminierung von Transsexuellen in Kenia, die Gewalt, Schikanen und Demütigungen, die auf religiösem Fundamentalismus, Sexismus, Konservatismus und dem fehlenden Rechtsschutz für Betroffene beruhen, prangert Mbugua seit Jahren an. Größere Bekanntheit erlangte sie erstmals 2009, als sie sich öffentlich über die Weigerung einiger Ärzte beschwerte, eine geschlechtsangleichende Operation an ihr vorzunehmen. Audrey wuchs als Junge in einer siebenköpfigen Familie auf. Mit 20 Jahren begann sie ihre Behandlung. Die Familie reagierte schockiert auf ihre Entscheidung. Auch die Jobsuche gestaltete sich schwierig, weil auf dem Pass das falsche Geschlecht eingetragen war, und sie wurde Opfer von Misshandlung. Eine Änderung des Namens und der Geschlechtskategorie in Personalpapieren ist in Kenia immer noch nicht möglich. Doch Audrey Mbuguas Mut und Ausdauer ist es zu verdanken, dass ein erster wichtiger Schritt getan wurde.