Maximal versenkt

Von nils quak

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Marc Richter ist nicht nur der Kopf des herausragenden Labels Dekorder, das sich seit vielen Jahren um das Gebiet zwischen Sound-Experiment, Improvisation und neuer, nichttanzbarer elektronischer Musik kümmert. Unter dem Namen Black to Comm veröffentlicht er auch selber Musik im Randbereich von Ambient und Soundcollage. Auf seinem jüngsten, selbstbe­titelten Album führt er den Hörer, begleitet von pulsierenden Drum-Maschinen, wie man sie etwa aus der deutschen Elektronikmusik der siebziger Jahre bei Harmonia kennt, ganz langsam und immer tiefer in ein streckenweise klaustrophobisches, teilweise erhaben sakrales Klanggewölbe. Stimmfragmente, deren Dringlichkeit an den Cut-up-Irrsinn eines William S. Burroughs erinnern, säumen den Weg und lassen die Untiefen der kommenden 85 Minuten erahnen.
Die zentrale Passage des Albums setzt sich aus den beiden Stücken »Is Nowhere« und »1975« zusammen, die allein auf eine Spieldauer von fast 35 Minuten kommen. Richter verwendet hier Elemente des orientalischen und indischen Klangraums, ohne jedoch in esote­rischen Kitsch zu verfallen. Die elektrisch summenden Drones, die die Grundlage der dichten Stücke bilden, bleiben genauso lediglich Andeutungen, wie die an Sufi-Musik erinnernden Melodie- und Vokalfragmente. Black to Comm balanciert gekonnt zwischen innerer Versenkung und maximal wuchtiger Klangwirkung.
Auf diese Weise gelingt es Richter, eine zeitgemäße Form psychedelischer Musik zu entwerfen.

Black to Comm: s/t (Type Records)