Päckchen und Pakete

Von Ivo Bozic

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Rettungspakete. Früher hat man sie aus der Luft abgeworfen, heute werden sie an Konferenztischen beschlossen – oder auch nicht. Gibt man bei der Google-Suche die Wörter »Griechenland« und »Not« ein, lauten die ersten Treffer: tiere-in-not-griechenland.de, tierhilfe-griechenland.de, hunde-in-not.com und griechische-pfoetchen.de. Würden die streunenden Athener Hunde einen Antrag auf ein Hilfsprogramm stellen, die Deutschen würden ihnen sofort ihren letzten Cent überweisen. Tiere rettet der Deutsche gern.
Am 29. Juni schlagzeilte Bild: »Der Poststreik forderte erste Todesopfer!« So blutig ging es zu beim Klassenkampf 2015: »Hobby-Imker Alois Kroiß (56) aus Kumpfmühl (Rottal-Inn) schaut traurig in das geöffnete Kuvert. Darin liegen zwei tote Königinnen.« Doch nicht nur zwei Einzelschicksale sind zu beklagen. Nein, wegen Verdi wäre uns fast das gesamte Ökosystem um die Ohren geflogen. Königinnen-Züchter Kroiß »empört« zurBild: »Der Poststreik schadet der Natur, weil es ohne Blütenbestäubung weniger Obst gibt. Eine Katastrophe. Der Poststreik muss endlich beendet werden, damit das Bienensterben aufhört.«
Nun, nachdem der gewerkschaftliche Bienenvölkermord gestoppt werden konnte und es wieder Obst gibt, noch einmal zurück zu Griechenland: Nicht nur Völker weiß der Deutsche zu retten, auch Staaten. Allein zwischen 1985 und 2010 hat er 4 754 Staaten gerettet – durch Umsiedlung. Die Waldameisenkolonien waren im Weg, da hat man sie weggeschafft, »gerettet« nennt das der Deutsche. So ist er: Täter und Retter vor sich selbst in einem. Mit Griechenland lässt sich leider nicht so verfahren. Zwar sind die Griechen in Europa ebenfalls im Weg und am praktischsten wäre es, man könnte sie einfach irgendwohin umsiedeln; dann wäre auch wieder Platz am Strand. Im Blog »Pestium« wird geraten: »Wenn man den Ameisenstaat retten will, kann man das Nest auf eine Plane schaufeln und ihn an einem passenden Ort im Wald aussetzen. Alternativ kann der Ameisenbau mit Insektenpuder bekämpft werden.« Retten oder vernichten: deutsche Alternative. In Sachen Griechenland steht beides nicht zur Debatte. Die Deutschen haben nichts gegen Griechen, nur zu anspruchsvoll dürfen sie eben nicht sein. Die Griechische Landschildkröte war einst das beliebteste Haustier der Deutschen. In den sechziger und siebziger Jahren wurden Millionen Tiere importiert. Fünf Mark das Stück im Zoohandel. In Gefangenschaft können diese faszinierenden Reptilien bis zu 100 Jahre alt werden. Sie müssten also alle noch irgendwo in deutschen Haushalten herumkriechen. Aber nein, etwa 90 Prozent krepierten in den ersten zwei Jahren. Es reichte eben doch nicht, ihnen einfach ab und zu ein Salatblatt hinzuhalten. Immerhin: beschwert hat sich keine von ihnen.