»Wir hatten das befürchtet«

Fabian Weißbarth spielt in der neu gegründeten 3. Herrenmannschaft des jüdischen Fußballvereins TuS Makkabi Berlin. Dessen erstes Heimspiel in der Kreisklasse C musste nach einer antisemitischen Attacke abgebrochen werden.

Was ist beim Spiel von Makkabi III gegen den BFC Meteor 06 III genau passiert?
Unsere Spieler wurden bereits in der gesamten ersten Halbzeit antisemitisch diffamiert. Das haben wir dem Schiedsrichter frühzeitig mitgeteilt und später ist es eskaliert. Nach einer harmlosen Spielsituation wurde ein Zuschauer von einem Gegenspieler lautstark als »Drecksjude« beschimpft und mit einem Fußtritt angegriffen. Danach kam es zu Handgreiflichkeiten und einem Tumult. Es stört uns, dass einige das jetzt als Massenschlägerei zweier rivalisierender Vereine stilisieren. Die antisemitische Ursache wird ausgeblendet.
Der Vorsitzende von Meteor 06 sagt, dass seine Spieler ebenfalls beschimpft worden seinen – als »Kanaken« und »Drecksmuslime«.
Niemand aus unserem Team kann das nachvollziehen. In unserer Mannschaft spielen auch Muslime unterschiedlicher Herkunft und solche Hassparolen passen absolut nicht zu Makkabi. Jetzt werden wir von Betroffenen zu Mittätern, und das scheint eine klare Strategie von Meteor, die Verantwortung abzuweisen, um vielleicht ihre Strafe zu mindern. Das ist eine unheimlich unangenehme Situation, auch für uns Spieler. Wir sind einfach nur ein Freundeskreis, der in der untersten Liga am Spielbetrieb teilnimmt. Wir hatten befürchtet, dass irgendwann mal etwas passiert, haben aber nicht schon beim zweiten Spieltag damit gerechnet. Und nach allem, was bei Makkabi schon geschehen ist, hätten wir nie gedacht, dass wir uns jetzt auch noch für die Angriffe gegen uns rechtfertigen müssen.
In der Pressemitteilung der Polizei ist nichts von Antisemitismus zu lesen.
Antisemitismus hat eine ganz klare Rolle bei dem Vorfall gespielt! Wahrscheinlich interpretieren einige die Attacke als Gewaltspirale zwischen Juden und Muslimen, die sich untereinander nicht verstünden. Und wir erfahren Unverständnis, dass wir Antisemitismus als Ursache und Auslöser dieser Attacke benennen. Manche sagen uns, dass da doch noch was anderes passiert sein müsse und wir Mittäter seien. Und so eine Stimmung kann dazu führen, dass Betroffene Vorfälle nicht melden oder nicht skandalisiert haben wollen, weil das dann irgendwann auf sie selbst zurückkommt.