Sie lieben mich doch alle

Leo Fischer klingt heute wie Joachim Gauck.

Liebe Deutschinnen und Deutsche,

gestatten Sie mir, heute einmal nicht als das Staatsoberhaupt zu Ihnen zu sprechen, sondern als der ganz normale Bundespräsident von nebenan. Vor kurzem ist die Frage laut geworden, ob ich, also die Person Joachim Gauck, für eine zweite Amtszeit in Frage komme. Eine Frage, die unter anderem deshalb aufkam, weil ich selbst sie gestellt habe, beziehungsweise habe stellen lassen. Denn es gehört auch zur Verantwortung eines Bundespräsidenten, im Zweifel Sympathiepunkte einsammeln zu lassen, besonders, wenn ihm selbst keine mehr einfallen. Unendlich falsch wäre es jedenfalls, die Frage nach der zweiten Amtszeit einfach so mit »nein« zu beantworten. Schon einmal hat eine ganze Generation »nein« zu etwas gesagt – nein zur Freiheit, nein zu westlichen Werten, nein zur Demokratie. Die unvorstellbar grausamen Folgen dieses leicht dahingesagten »nein« sitzen den meisten Bundesbürgern noch tief in den Knochen. Und ebenso die Spätfolgen zweier geschasster Trottelpräsidenten – da wäre ein Dritter nur Salz in die Wunden einer gerade eben notdürftig amputierten Vergangenheit. Dieses Salz, das sage ich einmal jenseits meiner Neutralitätspflicht, ist das Salz der Erde – also der Graberde unseres Wertesystems. Viele meiner Unterstützer fragen, übrigens mit Recht: Wer soll es denn sonst machen? Die Kanzlerin, mit der ich zu diesem Thema einige SMS ausgetauscht habe, hat keine politischen Gegner mehr, die sie auf diese Weise verheizen könnte. Ursula von der Leyens Phrasenschwein ist schon jetzt so voll wie meins nach zehn großen Präsi-Reden, da geht gar nix mehr, auch die Person Peter Alt­maier bedeutet schon jetzt eine erhebliche Belastung für den Bellevue-eigenen Lastenaufzug.
Nein, ich bin der einzige, der es machen kann, und dass ich den Betrieb nicht weiter stören werde, habe ich ja wohl hinlänglich bewiesen. Im übrigen bin der einzige, der euch die Irren aus dem Osten vom Hals halten kann. Immerhin habe ich denen schon die D-Mark und Hartz IV verkauft.
Mit besten Grüßen,
Ihr Joachim Gauck