Auch Florida steht auf der Abschussliste

Leo Fischer klingt diese Woche wie Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Bahn AG und der DB Mobility Logistics AG

Liebe Bahnkundinnen und -kunden,

manchmal muss man die Wahrheit aussprechen, so lang man sie auch verdrängt hat. Die Wahrheit für die Deutsche Bahn International Mobility Logistics and Transgalactic Teleportation Technologies AG ist: Wir werden in absehbarer Zeit wohl kein Weltkonzern mehr werden. Das habe ich vor kurzem so gesagt, und das stimmt dann auch, plusminus fünf Minuten. Das ist natürlich ein Tiefschlag für all die Experten für Klaviertransporte, Zeitreisen und Col­tan­förderung, die wir in den letzten Jahren eingestellt haben, für all die mobilen Eis-, Brezel- und Haschverkäufer, die ihre Existenz an diese Hoffnung geknüpft haben. Zur Wahrheit gehört aber auch: Mit dem deutschen Bahnkunden, dessen Knauserigkeit und Anspruchsdenken keine Grenzen kennen, ist ein Weltkonzern derzeit einfach nicht zu stemmen. Schon jetzt ist klar, dass die Bahn abspecken muss. Unsere Zweitzentrale in Frankfurt machen wir gerade zu, unsere Drittzentrale in Florida steht ebenfalls auf der Abschussliste. Aus vielen Bereichen haben wir uns längst zurückgezogen: Die Stadt Trier wurde schon vom ICE-Netz abgetrennt, bald wird sich der Dschungel ihre Ruinen zurückholen. Viele Strecken bedienen wir schon gar nicht mehr, entschuldigen uns einfach nur für ausfallende Züge, 24/7. Klar ist aber auch, dass die Bahn vom biederen Bahn-Image weg muss. Unter Bahn verstehen viele Leute, vor allem in meinem Beraterkreis, kein blödes Tschutschu mehr, sondern eine übergreifende nationale Mobilitätslösung, mit der der Kunde alles machen kann: Zug fahren, Räder ausleihen, Busse und Taxis verpassen, zu Fuß gehen oder zu Hause bleiben. Alles aus einer Hand, und am Monatsende kommt dann ganz formlos die Abmahnung. Wer zum Beispiel ein Ticket von Berlin nach Hamburg-Altona nimmt und sich bereiterklärt, in Bienenbusch mit fünf anderen Bahnkunden auf ein Bier-Bike umzusteigen, den müssen wir großzügig mit Bonuspunkten belohnen. Lassen Sie uns noch weiter denken: Eventuell ist es für die meisten Kunden gar nicht nötig, physisch in einem Zug zu sitzen, um das typische Bahn-Feeling zu erleben. Das erledigt dann eine App mit lustigen Durchsagen und zermürbendem Familiengeschrei.

Herzlich, Ihr Rüdiger Grube