In die Presse

Keine Mikros für die AfD

Seit einem Dreivierteljahr bekommt die »Alternative für Deutschland« (AfD) immer mehr Raum im öffentlichen Diskurs. Und die AfD verschiebt den Diskurs weiter nach rechts, indem sie rechtsextreme Kampfbegriffe wie »Asylbetrüger«, »Flüchtlingswelle«, »Invasoren« und »Großer Austausch« etabliert. Dass die AfD so viel Resonanz findet, liegt zum Teil auch daran, dass ihre Vertreter von öffentlich-rechtlichen Sendern wie ARD und ZDF in Talkshows eingeladen werden, die Millionen Menschen im Fernsehen, Radio und Internet verfolgen. Die Partei solle sich damit selbst als antidemokratisch entlarven, lautet das Argument, mit dem diese Pra­xis immer wieder verteidigt wird. Niemand wird derzeit so oft in Gesprächsrunden und zu Interviews eingeladen wie die AfD, und das, obwohl aus internen E-Mails hervorgeht, dass genau das die Strategie der Partei ist, um rassistische Positionen in der Gesellschaft zu verbreiten.
Antidemokratische Bestrebungen lassen sich nicht entlarven, wenn Politik, Medien und Kultur diesen oft ratlos und ohne Gegenargumente gegenüberstehen. Seit Frauke Petry, Beatrix von Storch, Alexander Gauland und andere Vertreter der AfD regelmäßig ihren Raum in den Medien finden, ist die Partei in den Wahlprognosen bundesweit zur drittstärksten Kraft geworden. Als Opfer, das von der Lügen- oder Lückenpresse unfair behandelt wird, geriert sie sich dennoch.
Im Oktober 2015 durfte Björn Höcke in der Talkshow von Günther Jauch ein schwarz-rot-gelbes Fähnchen über seiner Sessellehne drapieren und über eine »tausendjährige Zukunft« für Deutschland schwadronieren. Die Umfragewerte der AfD sanken danach nicht etwa, sondern stiegen weiter an.
Die vermeintliche Entlarvung hat das Gegenteil bewirkt, die bundesweite Stärkung der AfD. Wirkungsvoll bekämpft wird die Partei nicht, indem die Öffentlichkeit ihr wohlwollend die Tür aufhält und bei der Verbreitung ihrer Positionen behilflich ist. Vielmehr sollte der AfD die Möglichkeit öffentlicher Selbstdarstellung entzogen werden, mit der sie Antisemitismus, Rassismus und Sexismus wirkungsvoll propagieren kann. Das allein wird zwar nicht reichen, wäre aber immerhin ein Anfang.