Kurzmeldungen

Kurzmeldungen

<none>

Kulturelle Intifada
Ballhaus. Das Kreuzberger Theater Ballhaus Naunynstraße wird nach der Ausrichtung eines Palästina-Festivals kritisiert. Wie der Tagesspiegel berichtete, sei auf dem vom Hauptstadtkulturfonds großzügig geförderten Festival »After The Last Sky« der Staat Israel als »Apartheidsregime« und »kolonialistisches Gebilde« bezeichnet und der »ethnischen Säuberungen« bezichtigt worden. Die drei Kuratorinnen des Festivals betätigten sich zudem im Umfeld oder direkt in der antisemitischen Kampagne »Boycott, Divestment and Sanctions« (BDS). Das Ballhaus Naunynstraße verwahrte sich in einer Stellungnahme vor den »verleumderischen Zuschreibungen«. Man sei »betroffen«, dass der Journalist des Tagesspiegel »jüdische Stimmen, die an dem Festival teilgenommen haben«, verschwiegen, »palästinensische Stimmen« verfälscht und zudem »die vielfältigen Teilnahmen von Schwarzen und PoCs unerwähnt« gelassen habe. Überhaupt sei es »das Profil des Hauses, für Formen der Diskriminierung sensibel zu sein«. Dass es zu antisemitischen Äußerungen gekommen sei, bestreiten die Verantwortlichen. Tatsächlich scheint sich das Ballhaus Naunynstraße, das mit »postmigrantischem Theater« und Diskriminierungssensibilität für sich wirbt, derartige Vorkommnisse schlicht nicht vorstellen zu können. Doch auch das sensibelste Gefühl hat noch keine politische Analyse ersetzen können. Dass Israel- und Judenfeindschaft im Gewand eines vermeintlich moralisch integeren Antirassismus auftreten können, ist durchaus bekannt. Gerade in Kreuzberg ist das keine Neuheit: Das letztjährige Festival gegen Rassismus wurde von der BDS-Kampagne unterstützt. Ebenso bekannt ist auch, dass die BDS-Kampagne Kulturprojekte für ihre Propaganda nutzt. Im April wurde die Förderung der Stadt Berlin für das Projekt »Refugee Club Impulse« eingestellt, weil unter anderem bekannt wurde, dass Mitglieder der Projektleitung sich jahrelang aktiv an den antisemitischen Al-Quds-Demonstrationen beteiligt hatten. jch
Es ist 2016!
Protestsongs. Dave Eggers wunderte sich, als er für den Guardian über Donald Trumps Wahlkampf in Sacramento berichten sollte: Wieso stieg der Präsidentschaftskandidat zu »Tiny Dancer« von ­Elton John aus dem Flieger, einem 4 Jahre alten Song eines schwulen Musikers? Nein, dieser Mann hatte seinen eigenen Soundtrack verdient. Und so entstand die Idee zu »30 Days, 30 Songs« – an jedem der letzten 30 Tage vor den Wahlen wird ein Lied bekannter Künstler auf der dazugehörigen Website veröffentlicht. Angelehnt ist die Gegenkampagne an »90 Days, 90 Reasons«, eine Essayreihe, die der Autor und Verleger Eggers 2012 ins Leben gerufen hatte, um die Wiederwahl Barack Obamas zu unterstützen. Gemein ist den Songs, für ein »Trump-freies Amerika« einzustehen. »Als Künstler sind wir vereint in dem Bedürfnis, unsere Meinung zu sagen gegen die ignorante, spaltende und hasserfüllte Kampagne Donald Trumps«, heißt es auf der Web­site des Projekts, das Beiträge von etwa Death Cab for Cutie, Aimee Mann und Franz Ferdinand versammelt – Bands, die ansonsten nicht dafür bekannt sind, sich politisch zu äußern. Im Gegensatz zu Le Tigre. Mit »I’m with her« meldet sich die Band um Kathleen Hanna zurück: »She’s already done the math/And she’s ready with a plan/And she’s always got to work/Twice as hard as every man«, wird da über Clinton gesungen, um schließlich deutlich zu machen: »I don’t want a racist in the President’s seat… I don’t want a sexist, it’s 2016!« Eminem verband das Nützliche mit dem Notwendigen: Seine achtminütige »Campaign Speech« erfuhr großes mediales Aufsehen und wurde begleitet von der Ankündigung, er arbeite derzeit an einem neuen Album. Viele aufgebrachte Popstars dürften ihr politisches Engagement nach der Wahl ad acta legen – weil alles so herrlich weiterläuft wie bisher. oko