Erst reibt und klappert es, dann kommt das Fiepsen

Von nils quak

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Datashock machen jetzt Internet-Sound. Das zumindest suggeriert das Cover ihres jüngsten Albums »HD Trailer« – in leicht angestaubtem Leetspeak geschrieben: HD7R41l3R. Wer auf diese Finte hereinfällt, hat nicht mit dem Humor der Band gerechnet. Wie das vorangegangene Album »Keine Oase in Sicht« den Exotismus von Siebziger-Jahre-Weltmusik nur vortäuschte und sich deren stilistischer Mittel bediente, um sie ad absurdum zu führen, löst auch »HD Trailer« nichts ein, was es vordergründig verspricht. Ein Verwirrspiel, das Datashock seit langem betreiben.
Seit über zehn Jahren kümmert sich das Kollektiv von Musikern aus dem Saarland, Köln, Berlin und Hamburg auf sehr eigene Art um das Erbe des Krautrock, ohne über die Fallstricke selbstverliebter Nabelschau, esoterischer Versenkung oder Retromanie zu stolpern. Verspielt setzen Data­shock das Vokabular ihrer musikalischen Vorgänger zu einer eigenen Sprache zusammen. So schabt, reibt und klappert sich das Album zu Beginn langsam seinen Weg Richtung Noise und Improvisation. Stimmen, Geige und Klarinette sorgen für eine dichte Textur; später verlieren sich bluesige Gitarrenarpeggien und stoisches Schlagzeugspiel in Wiederholungen und ziehen den Hörer immer tiefer in einen Strudel – dessen Sogwirkung im weiteren Verlauf mit indischen Sitar­klängen, Synthesizer-Gefiepse und Drones noch verstärkt wird.
Verglichen mit den vorangegangenen Alben von Datashock ist »HD Trailer« weniger von rhythmischen Strukturen geprägt. Auf Rhythmus wird nicht verzichtet, er dient jedoch vor allem dazu, die einzeln herumflirrenden Klänge miteinander zu verbinden. Dissonante und atonale Klänge schieben sich auf »HD Trailer« in den Vordergrund, ohne dass die Platte eine Angelegenheit für Noise-Spezialisten wird.
Datashock 8000:
HD Trailer (Gang of Ducks)