Homestory #48

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Es ist nicht immer einfach mit den Filterblasen. Manche möchten sie so rein halten, wie es nur geht, damit sie zu einer Echokammer der eigenen Meinung werden; manche andere nutzen sie, um gepflegte gesellschaftspolitische Debatten zu führen und empören sich immer, wenn der Ton in manchen Threads etwas rauer wird; und es gibt die, die ihre Gegner abonnieren, um sie strategisch zu »beobachten«.
Seit dem Wahlsieg Donald Trumps steht jedenfalls für viele fest: »Die Blase war schuld!« Oder: »Facebook hat falsche Meldungen verbreitet!« Seitdem wimmelt es in den sozialen Medien nur so von Filterblasenexperten, die wertvolle Tipps geben, um die Informa­tionsfreiheit, die uns vom bösen Facebook genommen wurde, wiederzuerlangen: »Folge auch Parteien, die du nicht wählst«, »Sei ­offen, auch offline«, »Überprüfe, wo die Information herkommt«.
Solche Experten haben wir in der Redaktion leider nicht, und so kam einigen Redakteurinnen und Redakteuren in den vergangenen Tagen das Verhalten ihrer eigenen Filterblase merkwürdig vor. Als am Wochenende die Nachricht von Fidel Castros Tod veröffentlicht wurde, war der erste Reflex, die Herkunft der Information zu überprüfen (danke, Spiegel Online!), doch als es feststand – diesmal ist er wirklich gestorben –, wunderte man sich über die Unaufgeregtheit auf den eigenen Feeds. Kein Nachruf, aber auch kein Jubel, höchstens ein paar Memes, in denen Castro immer dieselbe Adidas-Jacke trägt. Die Diskussion darüber, ob wir schnell etwas zu Castros Tod machen sollten, wurde mit der Bemerkung beendet, eine doppelseitige Reportage über die kubanische Wirtschaft, in der kein einziges Mal der Name Castro vorkommt, sei schon Statement genug. Nebenbei: Wer zum 90. Geburtstag gratuliert, hat das Nachrufschreiben nicht nötig.
Außerdem ist die Zeit vor Weihnachten immer etwas hektisch. Für uns ganz besonders, denn wir sind derzeit mit wichtigen Projekten beschäftigt, und damit ist nicht die Betriebsweihnachtsfeier ­gemeint: unsere Doppelnummer zu Weihnachten, eine brandneue, schicke Website, die Anfang des Jahres online gehen soll, und ein runder Geburtstag. Richtig, die Jungle World wird 20 und, das versprechen wir, das wird angemessen gefeiert. Eine große Überraschung, zu der noch kein Detail verraten werden darf, ist in Arbeit. Verreisen wollen wir auch wieder, diesbezüglich können noch Wünsche unserer Leserinnen und Leser eingehen: Wohin 2017? Schreiben Sie uns!

Kreuzworträtsel: Das kann schon mal vorkommen, darf es aber ­eigentlich nicht. Der Urheberrechtsnachweis unseres Titelbilds der vergangenen Woche fehlte. Nun aber: ©Marie Docher