Der Kampf gegen fake news ist anstrengend

Werdet glücklich

Das Medium Von Elke Wittich

Ich bin erschöpft. Nicht von der Jungle-Party, nein, die war super, ich bin erschöpft von meinem neuesten Social-Media-Experiment. Und das ging so: Wann immer eine bestimmte Person auf Facebook fake news, also dreiste Lügen, Verdrehungen oder reine Hetze postete, habe ich, so der Plan, versucht, darunter die tatsächliche Geschichte oder Belege für Unwahrheiten zu posten. Es dauerte ziemlich genau einen halben Tag, bis feststand, dass das unmöglich war. Nicht, weil die Lügen so ausgeklügelt oder die Fälschungen so meisterhaft angefertigt worden waren, sondern weil es völlig ausgeschlossen war hinterherzukommen. Außer, ich hätte die Sache zu meinem Vollzeitjob gemacht, was nicht ging, weil ich meinen derzeitigen gern mag. Im Stunden-, manchmal sogar im Viertelstundentakt gepostete Hetze zu entlarven, geht als interessantes Hobbyprojekt jedenfalls nicht.

Und eigentlich geht es auch dann nicht, wenn man sich für jeden Tag nur eine gepostete Falschmeldung vornimmt. Das liegt zum einen daran, dass Leute, die sowas posten, eh nullkommanull Interesse an der wirklichen Wahrheit haben, sondern nur ihre propagieren wollen – und deswegen von vorneherein nicht mal drauf achten, ob ihre angeblichen Nachrichten aus dem Jahr 2012 stammen oder ob sie längst widerlegt sind. Zum anderen liegt es daran, dass ihre Leser genau das auch nicht interessiert, sie wollen sich einfach nur aufregen. Und schaffen es deswegen problemlos, unter einem Kommentar, in dem man beweist, warum etwas Lüge und gefälscht ist, einen völlig empörten Beitrag zu posten, in dem sie sich aufregen, was uns schon wieder von denen da oben verschwiegen wird und was ein Glück, dass die bestimmte FB-Person immer die heißesten und wahrsten Infos hat. Nun ist aber Schluss, sollen sie doch alle glücklich werden in ihrer aufgeregten Bullshit-Bubble. Ich bin erschöpft.