Homestory #35-36

Es ist ja schon lange kein Geheimnis mehr: Die diesjährige Redaktionsreise geht nach Albanien. Bei unserem verfrühten Redaktionsschluss hieß das: Dienstagmorgen, 29. August. Wenn Sie also diese Ausgabe gemütlich bei einem Heiß- oder Kaltgetränk oder weniger gemütlich in einem überfüllten öffentlichen Verkehrsmittel lesen, sind wir also bereits in … ja, wo eigentlich? Selbstverständlich haben wir uns vor unserer Abreise umfassend (Wikipedia) über Albanien informiert und schon erste Kontakte und Interviewtermine klargemacht, wie sich das für Journalistinnen und Journalisten gehört. Aber irgendwie bleibt Albanien doch noch recht unbekannt, wie wir beim Brainstorming für unsere dazugehörige Marketingkampagne feststellen mussten. Mal ehrlich, was fällt Ihnen spontan zu Albanien ein? Berge und Meer? Stimmt, aber das ist leider kein Alleinstellungsmerkmal. Enver Hoxha? Auf jeden Fall sehr alleinstellend, isolationistisch gar, aber eben auch schon überholt. Das reicht nicht aus, um eine ganz aktuelle Ausgabe zu bewerben. Bunker? Auch gut und besonders, aber: siehe Hoxha. Mutter Teresa? Die verbindet man ja eher mit Indien, auch nicht so knackig. Von der Währung Lek (»Lek mich fett!«) haben die meisten wohl noch nichts gehört. Dr. Alban? Hat gar nichts mit den Shqiptaren zu tun. Doppeladler? Einer ist schon zu viel. Kulinarische Besonderheiten? Immer wieder beliebt (siehe unsere Kampagnen mit »Paprika«, »Schmarrn« oder »Käse«), aber in dieser Hinsicht bietet Albanien eine so leckere wie unspezifische mediterran-orientalische Mischung, dass da auch kein großer Wiedererkennungswert entsteht. Und dann kommt man langsam schon in die Klischeekiste, gut für den Wiedererkennungswert, aber schlecht fürs antirassistische Image. Mafiabanden, Blutrache? Sicherlich drängende Probleme, die aber nicht für unterkomplexe Werbesprüche herhalten können. Was bleibt da noch? Lustige Buchstaben haben sie, die Albanerinnen und Albaner, und eine Sprache, die nur wenige Außenstehende beherrschen. Damit kann man doch nichts falsch machen.
Und wo werden wir denn nun sein am Donnerstag, wenn Sie gemütlich oder ungemütlich diese Ausgabe lesen? In Tirana vermutlich oder in einem Bunker. Besser noch in den Bergen auf den Spuren der Partisaninnen und Partisanen (obwohl wir uns des Themas bereits in Slowenien angenommen haben) oder am Meer mit einem Mutter-Teresa-Bloody-Mary in der Hand. Im Enver-Hoxha-Mausoleum vermutlich nicht. Gibt’s offenbar nicht. Ach ja, da wäre ja noch das »Cannabis-Dorf«, auch ein schöner Ort zum Entspannen – falls wir uns den Mafiabanden verständlich machen können.