Das Medium

Alles ein großes Elend

MedUnd dann war er plötzlich vorbei, der Wahlkampf. Nachdem die Social-Media-Welt ­wochenlang praktisch nur aus Parteiempfehlungen und persönlichen Appellen ­bestand, nur ja nicht zu vergessen, wählen zu gehen, hat zwar jetzt jeder eine unglaublich durchdacht klingende Begründung, warum er oder sie von Anfang an recht hatte, aber tatsächlich ist er einfach vorbei. Gut, nicht für die Anhänger der AfD, die schon am Wahlabend mehrheitlich gar nicht besonders froh über das Ergebnis, sondern vielmehr enttäuscht waren, dass die Blaufarbenen nicht stärkste Partei wurden, obwohl doch die meisten versicherten, praktisch jeder im Freundes- und Bekanntenkreis habe für sie gestimmt. Und die dann gleich nach dem Aufstehen am Montag damit begannen, sich gegenseitig auf diversen Internetseiten wüst zu beleidigen, was ein sehr schöner und erheiternder Anblick war.

Ansonsten ist nach der Wahl vor der Wahl (in Niedersachsen und in Bayern) und alles ein großes Elend. Vor allem aber ist jetzt Herbst, was sehr ungerecht ist, weil es ja eigentlich gar keinen Sommer gab, jedenfalls nicht am Stück, und nun geht das schon wieder los mit den kalten Füßen, dem Dauerschnupfen, früher Dunkelheit, grauen, verregneten Tagen, verwesendem Laub auf Bürgersteigen und Straßen und abscheulicher Übergangsmode, die dieses Jahr zu allem Überfluss auch noch auffällig beige ist. Wir müssen wirklich sehr hoffen, dass sich CDU, CSU, FDP und Grüne rasch auf Gemeinsamkeiten einigen, denn noch ein Wahlkampf unter diesen schauderhaften Umständen ist wirklich nichts, was man sich wünschen sollte, außer man hat viel Freude daran, das AfD-Personal schon wieder jeden Tag in einer anderen Talkshow seine Weltsicht verbreiten und anschließend am Tag X in wilden Jubel ausbrechen zu sehen.