Platte Buch - PTTRNS: »Material und Geschichte«

Sich Mut zusingen

»The quest starts anew« singen die Pttrns auf ihrem neuen Album »Material und Geschichte«, das über acht Songs hinweg ihre Suche nach den Möglichkeiten politischer Musik in der Gegenwart dokumentiert. Der Versuch, der Popkultur wieder ein politisch-utopisches Moment einzuschreiben, treibt derzeit zahlreiche Musiker um, von David Byrne über Björk bis hin zu Andreas Spechtl. Während diese Solokünstler jedoch ihre ganz persönlichen Utopien formuliert haben, stellt bei den Pttrns eine Form des Gemeinsamen bereits das erste politische Moment dar: Die Musiker singen vierstimmig, als Kollektiv, unterlaufen das Identifikationsangebot mit einem einzelnen Sänger – stattdessen präsentieren sich verschiedene Perspektiven und Stimmlagen neben- und übereinander. »We’ll meet in the song we want to be.« Gesungen wird zu Krautrock-Zitaten, ausgefeilten, funkigen Percussions und dubbigen Grooves über die Schwierigkeiten, der Zukunft wieder eine utopische Perspektive zu geben, eine Leerstelle, auf die schon Theoretiker wie Mark Fisher oder Simon Reynolds hingewiesen haben. Einen »Entwurf der Zukünftigkeit« nennt der Pressetext das Album, das sich mit musikalischen Flächen und Wiederholungen im Wechselspiel mit dem musikalischen Material der Vergangenheit selbst Zuversicht und Mut zusingt. Aber wo anfangen mit der Zukunft? »If you’re gonna start, where are you gonna start? I can only organize now. Organize the margin’s sound.« Diese musikalischen Ränder allerdings finden sich nur selten auf dem Album, die Organisation und Suche nach einer Zukunft ohne Angst vor der Zukunft gestaltet sich ausgesprochen harmonisch. Mehr musikalische Störgeräusche hätten dem Inhalt gut gestanden. So verliert man sich beim Hören in eigenen Gedanken, statt sich zu einer permanenten Reflexion über das musikalische Material und dessen politischen Inhalte genötigt zu fühlen.


PTTRNS: Material & Geschichte
(Altin Village & Mine)