Bitte nicht füttern - Es gibt vielerlei Arten, nein zu sagen

Chatten und befehlen

Kolumne Von Ivo Bozic

»Nein heißt nein!« Das lernt man in der Welpenschule ziemlich früh. Ansonsten läuft bei der Erziehung der kleinen Hundebabys alles, aber auch wirklich alles, ausschließlich über positive Verstärkung, selbst wenn’s darum geht, nicht in die Wohnung zu kacken. Nur bei »nein« ist wirklich Schluss mit lustig. Hart ins Fell greifen, laut werden, böse gucken – alles erlaubt, wenn etwas wirklich nicht erlaubt ist. Nun ja, jedenfalls in unserer Schule, aber wie bei Schulen üblich, gibt es auch andere Schulen. Bestimmt auch solche, in denen Hunde ihren Namen kacken.

»Nein« heißt natürlich auch bei Menschen »nein«, obwohl manchmal auch andere Worte »nein« bedeuten: »negativ« etwa im Funkverkehr. Mein erstes soziales Medium war der CB-Funk. Ich war etwa neun Jahre alt und mein QRA, also mein Funkername, war »Pelikan«. Mit meiner »Handgurke«, dem HQ, also dem Handfunkgerät, kontaktierte ich Netzwerke anderer CB-Funker und tauschte QSL-Karten aus. Mit solchen Karten, die mit der gelben Post versendet wurden, bestätigte man sich gegenseitig, den anderen empfangen zu haben. Eigentlich hat sich nicht viel verändert im postanalogen sozialen Netzwerk. Sogar eine Chatsprache gab es im CB-Funk bereits, etwa »QZL« für sinnloses Gelaber, oder »Spargel« für Antenne. Also, wer mich auf Kanal 4 vermisst: Ich bin jetzt bei Facebook, nur ohne Spargel und QZL.

Man kann einem Hund natürlich auch ein anderes Wort statt »nein« beibringen, das trotzdem nein bedeutet. »Ja« zum Beispiel, das wäre lustig. Oder eben »negativ«. Und wenn das Tier brav gekackt hat, wo es soll, heißt es nicht: »Feiiiin, das hast du aber feiiiin gemacht!«, sondern schlicht: »Alles roger!« Für Coco gibt es auch Befehle wie »nonono!« und »avanti«, denn Coco ist Italienerin, also von der Rasse her. (Puh, ich bitte höflichst darum, solche Sätze wirklich nur im Zusammenhang zu zitieren.) Ich frage mich, wie das die Römer gemacht haben. Im Lateinischen gibt es kein »nein«; haben die immer »ita non est« geschrien, wenn ihr Fifi sich die Sandale geschnappt hat und damit stolz wie Oskar durchs Atrium gelaufen ist?

Klar, man kann sich für so einen Hund auch eine eigene Sprache ausdenken. Hier kann man sich so richtig austoben. Dass der Hund Gendersternchen, Unterstriche, Binnen-Is und so weiter akzeptiert, kann ich aber nicht versprechen. Mit dem Geschlecht ist das eh so eine Sache. Ich sag immer »er« zu Coco, obwohl sie ein Weibchen ist, weil: »er, der Hund« halt. Das ist dem Tier zum Glück schnurzpiepegal. Nächste Woche sollte Coco übrigens schon aus der Welpen- in die Junghundeschule versetzt werden, doch weil sie eher sensibel ist und dort gerade zwei schlimme Rabauken wüten, muss sie jetzt noch einmal zu den Kleinen. Sitzengeblieben sozusagen, bevor sie überhaupt »Sitz« macht. Wenn sie doch bei »nonono!« genauso gelehrig wäre!