Das Medium - Sommer für Teenager

Endlose Sommer

Kolumne Von Elke Wittich

Und dann ist es auf einmal schon fast Mitte Juli und man war immer noch nicht in einem Meer mit ordentlich Salz drin schwimmen, weil ja noch dies und das zu tun ist, und jenes natürlich auch noch, und daran, wie sich sandige Füße anfühlen, kann man sich schon fast nicht mehr erinnern. Früher dauerten die Sommer länger. Meistens hatten sie schon vor dem plötzlich gar nicht mehr so schrill klingenden Klingelton begonnen, mit dem die letzte Schulstunde vor den so sehnsüchtig erwarteten Sommerferien endete, mit langen, trägen Nachmittagen im Freibad. Oder ultracoolem Kleinstadt-Herumlungern, immer ein bisschen zu warm angezogen, weil es natürlich gar nicht in Frage kam, vor so etwas Profanem wie dem Wetter zu kapitulieren und die schicke Lederjacke nicht zu tragen, so wie es umgekehrt natürlich absolut undenkbar war, im Winter dicke Anoraks oder gar klobige Boots anzuziehen, aber das ist eine andere Geschichte.

Hat es überhaupt jemals geregnet, damals, als die Sommer dauerten und dauerten und nie ein Ende zu nehmen schienen und alles aufregend war, weil es so viel zu entdecken und so viel Verbotenes zu tun gab? Vielleicht ja, vielleicht nein, ganz bestimmt aber war es egal, wurd’ man halt ein bisschen nass, so what. Und wenn dann auf einmal der Sommer doch zu Ende ging, war das sogar völlig in Ordnung. Schließlich war jeder Tag vollkommen ausgekostet worden und wer weiß, was für Abenteuer der Herbst bringen würde.
Und heute ist dies und das zu tun und dann ist es auf einmal schon fast Mitte Juli und man war immer noch nicht in einem Meer mit ordentlich Salz drin schwimmen und ojeoje, laut Wetterprognose soll es kommende Woche kühler werden, na hoffentlich ist das nur ein kleines Zwischentief, nicht auszudenken, wenn ein ausgedehntes Regengebiet heranziehen würde.