Small Talk mit Susanne Junker über die Umbennung der Beuth-Hochschule

»Klare Haltung zu Antisemitismus«

Small Talk Von Maxine Bacanji

An der Beuth-Hochschule für Technik in Berlin - Wedding wird heftig über den Antisemitismus ihres Namenspatrons gestritten. Achim Bühl, Professor für Soziologie der Technik am Fachbereich für Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften, stieß im Jahr 2016 auf Dokumente, die belegen, dass Christian Peter Wilhelm Friedrich Beuth (1781–1853) ­einen selbst für seine Zeit extremen Antisemitismus vertrat. Beuth verbreitete demnach Ritualmord- und Hostienfrevellegenden und war Mitglied der antisemitischen »Deutschen Tischgesellschaft«. Nach Bekanntwerden von Beuths Antisemitismus gründete sich im vergangenen Jahr die »Initiative zur Umbenennung der Beuth-Hochschule für Technik Berlin«, deren Gründungsmitglied die Professorin Susanne Junker ist.

Wann haben Sie von Beuths Antisemitismus erfahren und welche Gedanken gingen Ihnen daraufhin durch den Kopf?
Das war im Mai 2018 nach dem Erscheinen der Edition der Bundeszentrale für politische Bildung von Achim Bühls Buch »Rassismus«. Ich war schockiert, mir war nichts davon zuvor bekannt gewesen. In unserem internationalen multimedialen Studienprojekt »Necropolis-Project« arbeite ich auch mit jüdischen Studierenden zusammen. Durch ihre Familiengeschichten wird mir immer wieder bewusst, dass die Shoah nichts Abgeschlossenes ist, sondern nach wie vor viele jüdische Biographien prägt. Gerade vor diesem Hintergrund finde ich es sehr bedenklich, dass diese Hochschule den Namen eines Antisemiten trägt.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Debatte seit der Podiumsdiskussion zu Beuths Antisemitismus vergangenen Juni?
Seitdem ist viel passiert, wenn auch in manchen Bereichen weniger, als ich erwartet hätte. Auf der einen Seite wird Beuths Antisemitismus durch die Altpräsidenten Thümer und Ackermann in Frage gestellt und dadurch sind einige Hochschulmitglieder verunsichert. Auf der anderen Seite gibt es aber auch positive Entwicklungen. Ich begrüße das Symposium in der vergangenen Woche und die klare Haltung der Studierenden. Es ist jedoch irritierend, dass Achim Bühl als anerkannter Rassismusforscher auf dem Symposium keinen Vortrag halten konnte.

Für wie wahrscheinlich halten Sie zu diesem Zeitpunkt die Umbenennung?
Das kann ich nur schwer einschätzen. Viele sind alarmiert. Leider sind nun zum Semesterende viele Studierende und Kollegen im Klausur- und Abgabestress. Ich hoffe natürlich, dass die Hochschule umbenannt wird. Es geht jedoch um mehr als um den Namen »Beuth«, es geht um eine klare Haltung zu Antisemitismus, gerade hier in Berlin.